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BEZEICHNUNG

       environ - Umgebung des Benutzers

ÜBERSICHT

       extern char **environ;

BESCHREIBUNG

       Die  Variable environ zeigt auf die »Umgebung«, ein Feld von Zeigern auf Zeichenketten. Der letzte Zeiger
       in diesem Feld hat den Wert NULL. Die Umgebung wird dem Prozess von dem exec(2)-Aufruf verfügbar gemacht,
       wenn ein neues Programm gestartet wird. Wenn ein Kindprozess mit fork(2)  erstellt  wird,  erbt  es  eine
       Kopie der Umgebung seines Elternprozesses.

       Die  Zeichenketten  in  environ haben die Form »Name=Wert«. Groß- oder Kleinschreibung wird für den Namen
       berücksichtigt; außerdem darf der Name nicht das Zeichen »=« enthalten. Der Wert kann alles sein, was als
       Zeichenkette dargestellt werden kann. Weder der Name noch der Wert  dürfen  ein  eingebettetes  Null-Byte
       enthalten (»\0«), da dieses als Ende der Zeichenkette interpretiert wird.

       Umgebungsvariablen  können  in  die  Umgebung  der  Shell mit dem Befehl export von sh(1) oder dem Befehl
       setenv von csh(1) gelegt werden.

       Die anfängliche Umgebung  der  Shell  wird  auf  verschiedenen  Arten  aufgebaut,  wie  Definitionen  aus
       /etc/environment,  die  (auf  Systemen,  die  pam(8)  einsetzen)  durch  pam_env(8) für alle Benutzer zum
       Anmeldezeitpunkt verarbeitet wird. Zusätzlich können verschiedene Shell-Initialisierungsskripte, wie  das
       systemweite  Skript  /etc/profile  oder  benutzerbezogene  Initialisierungsskripte Befehle enthalten, die
       Variablen zu der Umgebung der Shell hinzufügen. Lesen Sie dafür die Handbuchseite Ihrer bevorzugten Shell
       für weitere Details.

       Bourne-artige Shells unterstützen die Syntax

           NAME=Wert Befehl

       um eine Umgebungsvariablendefinition zu erstellen, deren Geltungsbereich  nur  den  Prozess,  der  Befehl
       ausführt,   umfasst.   Mehrere  Variablendefinitionen,  getrennt  durch  Leerraumzeichen,  können  Befehl
       vorangestellt werden.

       Argumente können auch beim Aufruf von exec(3) an die Umgebung weitergegeben  werden.  C-Programme  können
       ihre Umgebung mit den Funktionen getenv(3), putenv(3), setenv(3) und unsetenv(3) beeinflussen.

       Es  folgt  eine  Liste der typischerweise in einem System enthaltenen Umgebungsvariablen. Diese Liste ist
       unvollständig und enthält nur häufige  Variablen,  die  von  durchschnittlichen  Benutzern  in  täglichen
       Routinen   gesehen   werden.   Die   spezifischen   Umgebungsvariablen   eines   Programms   oder   einer
       Bibliotheksfunktion  finden  Sie  im  Abschnitt   UMGEBUNG   oder   UMGEBUNGSVARIABLEN   der   jeweiligen
       Handbuchseite.

       USER   Der  Name  des  angemeldeten Benutzers (wird von einigen Programmen aus der BSD-Welt ausgewertet).
              Wird zum Anmeldezeitpunkt gesetzt, siehe den nachfolgenden Abschnitt ANMERKUNGEN.

       LOGNAME
              Der  Name  des  angemeldeten  Benutzers  (wird  von  einigen  Programmen  aus  der   System-V-Welt
              ausgewertet). Wird zum Anmeldezeitpunkt gesetzt, siehe den nachfolgenden Abschnitt ANMERKUNGEN.

       HOME   Das Anmeldeverzeichnis eines Benutzers. Siehe den nachfolgenden Abschnitt ANMERKUNGEN.

       LANG   Der  Name  einer  Locale (eines Gebietsschemas), die für Locale-Kategorien angewendet werden soll.
              Die  Locale  kann  durch  LC_ALL  oder  spezielle  Umgebungsvariablen  wie  LC_COLLATE,  LC_CTYPE,
              LC_MESSAGES, LC_MONETARY, LC_NUMERIC und LC_TIME überschrieben werden (siehe locale(7) für weitere
              Details über die Umgebungsvariablen LC_*).

       PATH   Die Abfolge der Verzeichnispräfixe, die von sh(1) und vielen anderen Programmen bei der Suche nach
              ausführbaren  Dateien  verwendet  wird,  wird  als  einfacher  Dateiname angegeben (das heißt, als
              Pfadname ohne Schrägstriche). Die Präfixe werden durch Doppelpunkte getrennt (:).  Die  Liste  der
              Präfixe  wird  vom  Anfang  bis  zum Ende durchsucht, indem der Pfadname aus einem vorangestellten
              Präfix, einem Schrägstrich und dem Dateinamen gebildet wird, bis eine ausführbare  Datei  gefunden
              wird.

              Außerdem  kann  als  klassische  Funktion  ein  Präfix  der  Länge Null verwendet werden (als zwei
              aufeinander folgende Doppelpunkte oder einen vorangestellten oder  angehängten  Doppelpunkt.  Dies
              wird  als das aktuelle Arbeitsverzeichnis interpretiert. Allerdings gilt diese Form der Angabe als
              veraltet. POSIX merkt an, dass eine konforme Anwendung einen expliziten Pfadnamen verwenden sollte
              (zum Beispiel .), um das aktuelle Arbeitsverzeichnis anzugeben.

              Analog zu PATH benutzen einige Shells CDPATH, um das Ziel eines cd-Befehls zu finden, man(1) sucht
              in MANPATH nach Handbuchseiten, usw.

       PWD    Absoluter Pfad zum aktuellen Arbeitsverzeichnis; muss teilweise  kanonisch  sein  (keine  .-  oder
              ..-Komponenten).

       SHELL  Der absolute Pfadname der Anmeldeshell des Benutzers. Wird zum Anmeldezeitpunkt gesetzt, siehe den
              nachfolgenden Abschnitt ANMERKUNGEN.

       TERM   Der Terminaltyp, für den Ausgaben aufbereitet werden.

       PAGER  Das   vom   Benutzer   bevorzugte   Dienstprogramm   zum   Anzeigen   von  Textdateien.  Jede  als
              »command_string«-Operand zum Befehl sh -c akzeptierbare Zeichenkette  sollte  gültig  sein.  Falls
              PAGER  Null  oder  nicht  festgelegt  ist,  dann  fallen  Anwendungen, die ein Textanzeigeprogramm
              starten, auf ein Programm wie less(1) oder more(1) zurück.

       EDITOR/VISUAL
              Das  vom  Benutzer  bevorzugte  Dienstprogramm  zum   Bearbeiten   von   Textdateien.   Jede   als
              »command_string«-Operand zum Befehl sh -c akzeptierbare Zeichenkette sollte gültig sein.

       Bitte  beachten  Sie,  dass das Verhalten vieler Programme und Bibliotheksroutinen vom Vorhandensein oder
       dem Inhalt bestimmter Umgebungsvariablen beeinflusst wird. Zu den Beispielen gehören:

       •  Die Variablen LANG, LANGUAGE, NLSPATH, LOCPATH, LC_ALL, LC_MESSAGES und  so  weiter  beeinflussen  die
          Handhabung der Locale, vgl. catopen(3), gettext(3) und locale(7).

       •  TMPDIR  beeinflusst  die  Pfadangabe  für  tempnam(3)  beim  Anlegen  von  Dateien  und  das temporäre
          Verzeichnis von sort(1) usw.

       •  LD_LIBRARY_PATH, LD_PRELOAD und andere  LD_*-Variablen  beeinflussen  das  Verhalten  des  dynamischen
          Laders/Linkers. Siehe auch ld.so(8).

       •  POSIXLY_CORRECT  veranlasst bestimmte Programme und Bibliotheksroutinen, sich an die POSIX-Vorgaben zu
          halten.

       •  Das Verhalten von malloc(3) wird von MALLOC_*-Variablen gesteuert.

       •  Die Variable HOSTALIASES enthält den Namen der Datei, in  der  die  Alias-Namen  für  gethostbyname(3)
          stehen.

       •  TZ  und TZDIR stellen Informationen über Zeitzonen für tzset(3) bereit und dadurch auch für Funktionen
          wie ctime(3), localtime(3), mktime(3) und strftime(3). Siehe auch tzselect(8).

       •  TERMCAP informiert darüber, wie bestimmte Terminals angesteuert werden müssen (oder enthält den  Namen
          einer Datei, die diese Informationen bereitstellt).

       •  COLUMNS  und  LINES  informieren Programme über die Größe des Fensters und setzen damit vielleicht die
          tatsächliche Größe außer Kraft.

       •  PRINTER oder LPDEST können den gewünschten Drucker angeben, siehe lpr(1).

ANMERKUNGEN

       Aus historischen Gründen muss environ standardmäßig im Programm des Benutzers  deklariert  sein.  Dennoch
       kann  environ  als  (nicht  standardmäßiges) Zugeständnis an Programmierer in der Header-Datei <unistd.h>
       deklariert sein, falls das Feature-Test-Makro _GNU_SOURCE definiert ist (siehe feature_test_macros(7)).

       Die Aktionen prctl(2) PR_SET_MM_ENV_START  und  PR_SET_MM_ENV_END  können  zur  Steuerung  des  Orts  der
       Umgebung des Prozesses verwandt werden.

       Die   Variablen   HOME,   LOGNAME,   SHELL   und   USER  werden  gesetzt,  wenn  der  Benutzer  über  die
       Sitzungsverwaltungs-Schnittstelle gewechselt wird, was typischerweise durch ein Programm wie login(1) aus
       der Benutzerdatenbank (wie passwd(5)) geschieht. (Der Wechsel zum  Systembenutzer  »root«  mittels  su(1)
       kann  zu  einer  gemischten  Umgebung  führen, in der LOGNAME und USER vom vorherigen Benutzer übernommen
       werden, siehe su(1).)

FEHLER

       Es ist offensichtlich, dass es hier ein Sicherheitsproblem gibt. Schon mancher Systembefehl hat den  Pfad
       der Tugend verlassen, weil ein Benutzer ungebräuchliche Werte für IFS oder LD_LIBRARY_PATH angegeben hat.

       Es  besteht auch die Gefahr der »Verschmutzung des Namensraums«. Programme wie make und autoconf erlauben
       Überschreiben der Namen von Standard-Dienstprogrammen aus der Umgebung mit ähnlich benannten Variablen in
       Großbuchstaben. So verwendet man CC, um den gewünschten C-Compiler zu wählen (und analog  MAKE,  AR,  AS,
       FC, LD, LEX, RM, YACC, usw.). Aber in einigen traditionellen Nutzungen gibt eine Umgebungsvariable keinen
       Pfadnamen,  sondern  Programmoptionen  an.  So  gibt  es  MORE und LESS. Diese Verwendung wird als falsch
       verstanden und sollte für neue Programme vermieden werden.

SIEHE AUCH

       bash(1), csh(1), env(1), login(1), printenv(1), sh(1), su(1), tcsh(1), execve(2),  clearenv(3),  exec(3),
       getenv(3), putenv(3), setenv(3), unsetenv(3), locale(7), ld.so(8), pam_env(8)

ÜBERSETZUNG

       Die    deutsche    Übersetzung    dieser    Handbuchseite    wurde    von    Martin    Eberhard   Schauer
       <Martin.E.Schauer@gmx.de>,    Dr.    Tobias    Quathamer     <toddy@debian.org>,     Helge     Kreutzmann
       <debian@helgefjell.de> und Mario Blättermann <mario.blaettermann@gmail.com> erstellt.

       Diese  Übersetzung ist Freie Dokumentation; lesen Sie die GNU General Public License Version 3 oder neuer
       bezüglich der Copyright-Bedingungen. Es wird KEINE HAFTUNG übernommen.

       Wenn Sie Fehler in der Übersetzung dieser Handbuchseite finden, schicken Sie bitte  eine  E-Mail  an  die
       Mailingliste der Übersetzer: debian-l10n-german@lists.debian.org.

Linux man-pages 6.9.1                             15. Juni 2024                                       environ(7)