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BEZEICHNUNG

       execve - Programm ausführen

BIBLIOTHEK

       Standard-C-Bibliothek (libc, -lc)

ÜBERSICHT

       #include <unistd.h>

       int execve(const char *Pfadname, char *const _Nullable argv[],
                  char *const _Nullable envp[]);

BESCHREIBUNG

       execve()  führt  das Programm aus, auf das sich Pfadname bezieht. Dies führt dazu, dass das Programm, das
       derzeit  vom  aufrufenden  Prozess  ausgeführt  wird,  durch  ein  neues  Programm,  mit   einem   frisch
       initialisierten Stack, Heap und (initialisierten und uninitialisierten) Datensegmenten ersetzt wird.

       Pfadname  muss  entweder  ein binäres ausführbares Programm oder ein Skript sein, das mit einer Zeile der
       folgenden Form beginnt:

           #!Interpreter [Optionale-Arg]

       Einzelheiten zu letzterem Fall finden Sie in »Interpreter-Skripte« weiter unten.

       argv  ist  ein  Feld  von  Zeigern  auf  Zeichenketten,   die   an   das   neue   Programm   als   dessen
       Befehlszeilenargumente  übergeben  werden.  Per  Konvention  sollte  die erste dieser Zeichenketten (d.h.
       argv[0]) den Dateinamen, der zu der ausgeführten Datei gehört, enthalten. Das Feld argv muss durch  einen
       Nullzeiger beendet werden. (Daher wird in dem neuen Programm argv[argc] Nullzeiger sein.)

       envp  ist  ein  Feld  von  Zeigern  auf Zeichenketten, gewöhnlich von der Form Schlüssel=Wert, die an die
       Umgebung des neuen Programms übergeben werden. Das Feld envp muss durch einen Nullzeiger beendet werden.

       Diese Handbuchseite beschreibt den Linux-Systemaufruf im Detail; für einen Überblick über die Nomenklatur
       und  die  vielen,  oft  zu  bevorzugenden,  durch  Libc  bereitgestellten  Varianten   dieser   Funktion,
       einschließlich der, die die Umgebungsvariable PATH durchsuchen, siehe exec(3).

       Auf  den  Argumentzeiger  und  die  Umgebung  kann  von der Main-Funktion des neuen Programms zugegriffen
       werden, wenn sie wie folgt definiert ist:

           int main(int argc, char *argv[], char *envp[])

       Beachten Sie allerdings, dass die Verwendung eines dritten Arguments  bei  der  Funktion  main  nicht  in
       POSIX.1  spezifiziert  ist;  laut  POSIX.1  sollte  auf die Umgebung über die externe Variable environ(7)
       zugegriffen werden.

       execve() kehrt bei Erfolg nicht zurück und Text, initialisierte Daten, uninitialisierte Daten  (bss)  und
       Stack   des   aufrufenden   Prozesses  werden  entsprechend  des  Inhalts  des  neu  geladenen  Programms
       überschrieben.

       Falls das aktuelle Programm mit ptrace verfolgt wird, wird nach einem erfolgreichen execve()  ein  Signal
       SIGTRAP an es gesandt.

       Falls  bei  der  Programmdatei, auf die sich Pfadname bezieht, das Bit set-user-ID gesetzt ist, dann wird
       die effektive Benutzerkennung  des  aufrufenden  Programms  zu  der  des  Eigentümers  der  Programmdatei
       geändert.  Ähnlich  wird  die  effektive  Gruppenkennung  des  aufrufenden  Prozesses  auf die Gruppe der
       Programmdatei gesetzt, wenn das Bit set-group-ID auf der Programmdatei gesetzt ist.

       Die vorgenannten  Umwandlungen  der  effektiven  Kennungen  werden  nicht  durchgeführt  (d.h.  die  Bits
       set-user-ID und set-group-ID werden ignoriert), falls eine der folgenden Aussagen wahr ist:

       •  Das Attribut no_new_privs wird für den aufrufenden Thread gesetzt (siehe prctl(2)).

       •  Das unterliegende Dateisystem ist nosuid eingehängt (der Schalter MS_NOSUID für mount(2)).

       •  Der aufrufende Prozess wird mit ptrace verfolgt.

       Die  Capabilities  der  Programmdatei (siehe capabilities(7)) werden auch ignoriert, wenn eine der obigen
       Bedingungen zutrifft.

       Die effektive Benutzerkennung des Prozesses wird in die gespeicherte set-user-ID  kopiert.  Ähnlich  wird
       die  effektive Gruppenkennung in die gespeicherte set-group-ID kopiert. Dieses Kopieren findet nach allen
       effektiven ID-Änderungen statt, die aufgrund der Modusbits set-user-ID und set-group-ID erfolgen.

       Die reale UID und reale GID des Prozesses sowie die zusätzlichen Gruppenkennungen ändern sich beim Aufruf
       von execve() nicht.

       Falls  das  Programm  eine  dynamisch  gelinkte  Programmdatei  im  a.out-Format  ist,   die   dynamische
       Bibliotheken-Stubs  enthält,  dann wird der dynamische Linker ld.so(8) von Linux am Anfang der Ausführung
       aufgerufen, um die benötigten Laufzeitobjekte in den Speicher zu bringen und das Programm  mit  ihnen  zu
       verlinken.

       Falls  das  Programm ein dynamisch gelinktes ELF-Programm ist, wird der in dem Segment PT_INTERP benannte
       Interpreter  zum  Laden  der  gemeinsamen  Objekte  verwandt.  Dieser  Interpreter   ist   typischerweise
       /lib/ld-linux.so.2 für Programme, die mit der Glibc gelinkt sind (siehe ld-linux.so(8)).

   Auswirkung auf Prozessattribute
       Alle außer den nachfolgend aufgeführten Prozessattributen werden durch ein execve() erhalten:

       •  Die Zuordnung aller gefangenen Signale wird auf die Vorgabe zurückgesetzt (signal(7)).

       •  Alle alternativen Signal-Stacks werden nicht erhalten (sigaltstack(2)).

       •  Speicher-Mappings werden nicht erhalten (mmap(2)).

       •  Gemeinsam benutzte Speichersegmente vom Typ »System V« werden abgetrennt (shmat(2)).

       •  Mappings gemeinsamer Speicherbereiche gemäß POSIX werden aufgehoben (shm_open(3)).

       •  Offene POSIX-Nachrichtenwarteschlangendeskriptoren werden geschlossen (mq_overview(7)).

       •  Alle offenen benannten POSIX-Semaphoren werden geschlossen (sem_overview(7)).

       •  POSIX-Timer werden nicht erhalten (timer_create(2)).

       •  Alle offenen Verzeichnis-Streams werden geschlossen (opendir(3)).

       •  Speichersperren werden nicht erhalten (mlock(2), mlockall(2)).

       •  Exit-Handler werden nicht erhalten (atexit(3), on_exit(3)).

       •  Die Gleitkomma-Umgebung wird auf den Standardwert zurückgesetzt (siehe fenv(3)).

       Die  Prozessattribute  in  der  vorstehenden  Liste  sind  alle  in  POSIX.1  spezifiziert. Die folgenden
       Linux-spezifischen Prozessattribute werden auch während eines execve() nicht erhalten:

       •  Das  Attribut  »dumpable«  ist  auf  den  Wert  1  gesetzt,  außer   ein   set-user-ID-Programm,   ein
          set-group-ID-Programm  oder  ein  Programm  mit  Capabilitys  wird  ausgeführt,  in  welchem  Fall der
          »dumpable«-Schalter stattdessen unter den in PR_SET_DUMPABLE in prctl(2) beschriebenen  Umständen  auf
          den  Wert  in  /proc/sys/fs/suid_dumpable  zurückgesetzt werden kann. Beachten Sie, dass Änderungen am
          Attribut »dumpable« zu Änderungen der  Eigentümerschaft  von  Dateien  im  Verzeichnis  /proc/PID  des
          Prozesses auf root:root führen können, wie dies in proc(5) beschrieben ist.

       •  Der prctl(2)-Schalter PR_SET_KEEPCAPS wird auf 0 gesetzt.

       •  (Seit  Linux  2.4.36 / 2.6.23) Falls ein set-user-ID- oder set-group-ID-Programm ausgeführt wird, dann
          wird das durch den Schalter prctl(2) PR_SET_PDEATHSIG gesetzte Todessignal des Elternprozesses  auf  0
          gesetzt.

       •  Der  Prozessname,  wie er von prctl(2) PR_SET_NAME gesetzt (und durch ps -o comm angezeigt) wird, wird
          auf den Namen des ausführbaren Programms zurückgesetzt.

       •  Der SECBIT_KEEP_CAPS Schalter securebits wird auf 0 gesetzt. Siehe capabilities(7).

       •  Das Terminierungssignal wird auf SIGCHLD zurückgesetzt (siehe clone(2)).

       •  Die Dateideskriptortabelle wird getrennt, der Effekt  des  Schalters  CLONE_FILES  von  clone(2)  wird
          rückgängig gemacht.

       Beachten Sie die folgenden weiteren Punkte:

       •  Alle Threads außer dem aufrufenden werden während eines execve() zerstört. Mutexe, Bedingungsvariablen
          und andere Pthread-Objekte werden nicht erhalten.

       •  Das Äquivalent von setlocale(LC_ALL, "C") wird beim Programmstart ausgeführt.

       •  POSIX.1  legt  fest,  dass  Zuordnungen  aller ignorierten oder auf die Vorgabewerte gesetzten Signale
          unverändert bleiben. POSIX.1 legt eine Ausnahme fest: Falls SIGCHLD ignoriert  wird,  dann  darf  eine
          Implementierung  die  Zuordnung  unverändert lassen oder sie auf die Vorgabe zurücksetzen; Linux macht
          Ersteres.

       •  Alle ausstehenden asynchronen E/A-Operationen werden abgebrochen (aio_read(3), aio_write(3)).

       •  Für den Umgang mit Capabilities während execve(), siehe capabilities(7).

       •  Standardmäßig bleiben Dateideskriptoren über ein execve() hinweg  offen.  Dateideskriptoren,  die  mit
          close-on-exec  markiert  sind,  werden geschlossen; siehe die Beschreibung von FD_CLOEXEC in fcntl(2).
          (Falls ein Dateideskriptor geschlossen wird, führt dies zur  Freigabe  aller  von  der  unterliegenden
          Datei  durch  den  Prozess erhaltenen Datensatzsperren. Siehe fcntl(2) für Details.) Laut POSIX.1 darf
          das System eine nicht festgelegte Datei für jeden der Dateideskriptoren 0, 1 und 2 öffnen, falls diese
          andernfalls nach einem erfolgreichen execve() geschlossen und  der  Prozess  aufgrund  der  Modus-Bits
          set-user-ID  oder set-group-ID Privilegien erhalten würde. Als allgemeines Prinzip darf kein portables
          Programm, egal ob privilegiert oder nicht,  annehmen,  dass  diese  drei  Dateideskriptoren  über  ein
          execve() geschlossen bleiben.

   Interpreter-Skripte
       Ein  Interpreter-Skript  ist  eine  Textdatei,  die über Ausführrechte verfügt und dessen erste Zeile die
       folgende Form annimmt:

           #!Interpreter [Optionale-Arg]

       Der Interpreter muss ein gültiger Pfadname zu einer ausführbaren Datei sein.

       Falls das Argument Pfadname von execve() ein Interpreterskript festlegt, dann wird  interpreter  mit  den
       folgenden Argumenten aufgerufen.

           Interpreter [Optionale-Arg] Pfadname Arg …

       Hierbei  ist  Pfadname  der  Pfadname der Datei, die als erstes Argument von execve() festgelegt ist, und
       arg… die Serie von Wörtern, auf die vom Argument argv von execve() gezeigt wird,  beginnen  mit  argv[1].
       Beachten  Sie,  dass  es  keine  Möglichkeit  gibt,  argv[0], der dem Aufruf execve() übergeben wurde, zu
       erhalten.

       Für den portablen Einsatz sollte Optionale-Arg entweder abwesend oder als einzelnes Wort angegeben werden
       (d.h. es sollte keine Leerraumzeichen enthalten); siehe ANMERKUNGEN unten.

       Seit Linux 2.6.28 erlaubt es der Kernel, dass der Interpreter eines Skripts selbst wieder ein Skript ist.
       Diese Erlaubnis ist rekursiv bis zu einer Rekursionstiefe von 4, so dass der Interpreter ein Skript  sein
       darf, das von einem Skript interpretiert wird und so weiter.

   Begrenzungen der Größe der Argumente und der Umgebung
       Die  meisten  UNIX-Implementierungen  verhängen eine Begrenzung für die Gesamtgröße der Zeichenketten der
       Befehlszeilenargumente (argv) und der Umgebung (envp), die an ein neues Programm übergeben  werden  darf.
       POSIX.1  erlaubt  es  einer  Implementierung,  diese  Begrenzung mit der Konstante ARG_MAX bekanntzugeben
       (entweder definiert in <limits.h> oder zur Laufzeit mit dem Aufruf sysconf(_SC_ARG_MAX) verfügbar).

       Vor Linux 2.6.23 war der Speicher, der zum Ablegen  der  Umgebungs-  und  Argumentzeichenketten  verwandt
       wurde,  auf 32 Seiten begrenzt (definiert durch die Kernelkonstante MAX_ARG_PAGES). Auf Architekturen mit
       einer 4-kB-Seitengröße führt dies zu einer Maximalgröße von 128 kB.

       Auf den meisten Architekturen wird unter Linux 2.6.23  und  neuer  eine  Größenbegrenzung,  die  von  der
       Ressourcenbegrenzung  RLIMIT_STACK  (siehe  getrlimit(2))  abgeleitet  ist, die zum Zeitpunkt des Aufrufs
       execve() in Kraft war, unterstützt. (Architekturen ohne Speicherverwaltungseinheit sind die Ausnahme: bei
       ihnen bleibt die Begrenzung, die vor Linux 2.6.23 in Kraft war.) Diese Änderung  erlaubt  es  Programmen,
       eine  viel  größere  Argumenten-  und/oder  Umgebungsliste  zu  haben.  Für  diese  Architekturen ist die
       Gesamtgröße auf 1/4 der erlaubten Stack-Größe begrenzt. (Die Erzwingung der 1/4-Begrenzung stellt sicher,
       dass neue Programme immer über Stack-Bereich verfügen.) Zusätzlich  wird  die  Gesamtgröße  auf  3/4  des
       Wertes  der  Kernelkonstanten  _STK_LIM  (8  MiB) begrenzt. Seit Linux 2.6.25 stellt der Kernel auch eine
       Untergrenze von 32 Seiten dieser Begrenzung bereit, so dass selbst wenn  RLIMIT_STACK  sehr  gering  ist,
       Anwendungen  garantiert  über  mindestens so viel Argument- und Umgebungsbereich verfügen, wie dies unter
       Linux 2.6.22 und älter der Fall war. (Diese Garantie wurde nicht unter Linux 2.6.23 und 2.6.24  erfüllt.)
       Zusätzlich  ist  die  Begrenzung pro Zeichenkette 32 Seiten (der Kernelkonstanten MAX_ARG_STRLEN) und die
       maximale Anzahl von Zeichenketten ist 0x7FFFFFFF.

RÜCKGABEWERT

       Im Erfolgsfall kehrt execve() nicht zurück, im Fehlerfall wird -1 zurückgeliefert und errno  gesetzt,  um
       den Fehler anzuzeigen.

FEHLER

       E2BIG  Die Gesamtanzahl der Bytes in der Umgebung (envp) und die Argumentenliste (argv) ist zu groß, eine
              Argumenten-  oder  Umgebungszeichenkette ist zu lang oder der komplette Pfadname des Programms ist
              zu lang. Das abschließende Nullbyte wird als Teil der Zeichenkettenlänge gezählt.

       EACCES Für einen Teil des Pfadpräfixes von Pfadname oder  dem  Namen  des  Skript-Interpreters  wird  die
              Suchberechtigung verweigert. (Siehe auch path_resolution(7).)

       EACCES Die Datei oder der Skriptinterpreter ist keine reguläre Datei.

       EACCES Für die Datei oder ein Skript oder ELF-Interpreter wird die Ausführberechtigung verweigert.

       EACCES Das Dateisystem ist nicht noexec eingehängt.

       EAGAIN (seit Linux 3.1)
              Nach  Änderung  der  realen UID mittels einer der Aufrufe set*uid() war – und ist immer noch – der
              Aufrufende  über  seine  Ressourcenbegrenzung  RLIMIT_NPROC   (siehe   setrlimit(2)).   Für   eine
              detailliertere Erläuterung dieses Fehlers siehe ANMERKUNGEN.

       EFAULT Pfadname  oder  einer der Zeiger in den Vektoren argv oder envp zeigt aus dem für Sie zugänglichen
              Adressraum heraus.

       EINVAL Ein ELF-Programm hat mehr als ein PT_INTERP-Segment (d.h. versuchte  mehr  als  einen  Interpreter
              anzugeben).

       EIO    Es ist ein E/A-Fehler (engl. I/O) aufgetreten.

       EISDIR Ein ELF-Interpreter war ein Verzeichnis.

       ELIBBAD
              Ein ELF-Interpreter war in einem unbekannten Format.

       ELOOP  Beim  Auflösen  von  Pfadname  oder  dem Namen eines Skripts oder ELF-Interpreters wurden zu viele
              symbolische Links ermittelt.

       ELOOP  Während der rekursiven Skript-Interpretation (siehe »Interpreter-Skripte« oben) wurde die maximale
              Rekursionsbegrenzung erreicht. Vor Linux 3.8 wurde in diesem Fall der Fehler ENOEXEC erstellt.

       EMFILE Die Beschränkung pro Prozess der Anzahl offener Datei-Deskriptoren wurde erreicht.

       ENAMETOOLONG
              Pfadname ist zu lang.

       ENFILE Die systemweite Beschränkung für die Gesamtzahl offener Dateien wurde erreicht.

       ENOENT Die Datei Pfadname oder ein Skript oder ELF-Interpreter existiert nicht.

       ENOEXEC
              Ein Programm ist nicht in einem erkennbaren Format, ist für die falsche Architektur oder hat einen
              anderen Formatfehler, wodurch es nicht ausgeführt werden kann.

       ENOMEM Es war nicht genügend Kernelspeicher verfügbar.

       ENOTDIR
              Ein Teil des Pfadpräfixes von Pfadname oder ein Skript oder ELF-Interpreter ist kein Verzeichnis.

       EPERM  Das Dateisystem ist nosuid eingehängt, der Benutzer ist nicht der Superuser und die Datei hat  das
              Bit set-user-ID oder set-group-ID gesetzt.

       EPERM  Der  Prozess  wird  verfolgt,  der  Benutzer  ist  nicht  der  Superuser und die Datei hat das Bit
              set-user-ID oder set-group-ID gesetzt.

       EPERM  Eine »Capability-unfähige« Anwendung würde nicht die ganze Menge  der  vom  ausführbaren  Programm
              gewährten erlaubten Capabilities erhalten. Siehe capabilities(7).

       ETXTBSY
              Das angegebene Programm war für einen oder mehrere Prozesse zum Schreiben offen.

VERSIONEN

       POSIX  dokumentiert  das  #!-Verhalten  nicht,  es  existiert  aber (mit einigen Variationen) auf anderen
       UNIX-Systemen.

       Unter Linux können argv und envp als NULL festgelegt werden. In  beiden  Fällen  hat  dies  den  gleichen
       Effekt  wie  die  Festlegung  des Arguments auf einen Zeiger auf eine Liste, die als einziges Element den
       NULL-Zeiger enthält. Nutzen Sie diese nicht standardisierte und nicht  portable  Misfunktionalität  nicht
       aus!  Unter  vielen UNIX-Systemen führt die Festlegung von argv als NULL zu einem Fehler (EFAULT). Einige
       andere UNIX-Systeme behandeln den Fall envp==NULL wie Linux.

       POSIX.1 besagt, dass die von sysconf(3) zurückgelieferten Werte  über  die  Lebensdauer  eines  Prozesses
       unveränderlich  sein  sollen.  Seit  2.6.23 wird der von _SC_ARG_MAX berichtete Wert sich allerdings auch
       ändern, wenn die Ressourcenbegrenzung RLIMIT_STACK sich ändert, um die Tatsache zu berücksichtigen,  dass
       die Begrenzung des Platzes zum Halten der Befehlszeilenargumente und der Umgebungsvariablen sich geändert
       hat.

   Interpreter-Skripte
       Der  Kernel  legt  eine maximal Länge für Text, der den Zeichen »#!« am Anfang eines Skriptes folgt, auf.
       Zeichen hinter dieser Begrenzung werden ignoriert. Vor Linux 5.1 war die  Begrenzung  127  Zeichen,  seit
       Linux 5.1 ist die Begrenzung 255 Zeichen.

       Die   Semantik  des  Arguments  Optionale-Args  eines  Interpreterskriptes  unterscheidet  sich  zwischen
       Implementierungen. Unter Linux wird  die  gesamte  Zeichenkette,  die  Interpreter  folgt,  als  einziges
       Argument  an  den  Interpreter übergeben und diese Zeichenkette kann Leerzeichen enthalten. Das Verhalten
       unterscheidet sich aber auf einigen anderen Systemen. Einige Systeme verwenden das erste Leerzeichen,  um
       Optionale-Args  zu  beenden.  Auf einigen Systemen kann ein Interpreterskript mehrere Argumente haben und
       Leerzeichen in Optionale-Args werden zum Begrenzen der Argumente verwandt.

       Linux (wie die meisten anderen modernen UNIX-Systeme) ignoriert die Bits set-user-ID und set-group-ID bei
       Skripten.

STANDARDS

       POSIX.1-2008.

GESCHICHTE

       POSIX.1-2001, SVr4, 4.3BSD.

       Unter  UNIX V6  wurde  die  Argumentenliste  von  einem  exec()-Aufruf  durch  0  beendet,  während   die
       Argumentenliste  von  main  durch  -1  beendet  wurde.  Daher war diese Argumentenliste nicht für weitere
       exec()-Aufrufe direkt verwendbar. Seit UNIX V7 sind beide NULL.

ANMERKUNGEN

       Manchmal wird execve() (und die in exec(3) beschriebenen dazugehörigen Funktionen) als »Ausführung  eines
       neuen  Prozesses« (oder ähnlich) beschrieben. Dies ist eine hochgradig irreführende Beschreibung: es gibt
       keinen neuen Prozess, viele Attribute des aufrufenden Prozesses bleiben unverändert  (insbesondere  seine
       PID).  execve()  arrangiert  lediglich, dass ein existierender Prozess (der aufrufende Prozess) ein neues
       Programm ausführt.

       Set-user-ID- und Set-group-ID-Prozesse können nicht mit ptrace(2) verfolgt werden.

       Das  Ergebnis  des  Einhängens  eines  Dateisystems  mit  nosuid  unterscheidet  sich  abhängig  von  der
       Linux-Kernelversion.  Unter  einigen  wird die Ausführung von Programmen mit set-user-ID und set-group-ID
       verweigert,  wenn  das  dem  Benutzer  Rechte  geben  würde,  die  er  nicht  bereits  hatte  (und  EPERM
       zurückliefern).  Unter  anderen  werden  die  Bits  set-user-ID  und  set-group-ID  ignoriert  und exec()
       erfolgreich ausgeführt.

       In den meisten Fällen, in denen execve() fehlschlägt, kehrt die Steuerung zu  dem  ursprünglichen  Abbild
       zurück  und  der  Aufrufende  von  execve()  kann  mit  dem  Fehler  umgehen.  In  (seltenen) Fällen kann
       (typischerweise durch Ressourcenerschöpfung verursacht) der Fehlschlag den Punkt ohne Rückkehr passieren:
       das ursprüngliche Abbild wurde bereits entfernt aber das neue Abbild konnte nicht komplett gebaut werden.
       In diesen Fällen beendet der Kernel den Prozess mit einem Signal SIGSEGV (SIGKILL bis Linux 3.17).

   execve() und EAGAIN
       Eine detailliertere Beschreibung des Fehlers EAGAIN, der  (seit  Linux  3.1)  beim  Aufruf  von  execve()
       auftreten kann, ist wie folgt:

       Der  Fehler  EAGAIN  kann  auftreten,  wenn  ein  vorhergehender  Aufruf  von setuid(2), setreuid(2) oder
       setresuid(2) dazu führte, dass die reale Benutzerkennung des Prozesses geändert wurde und diese  Änderung
       dazu  führte, dass der Prozess seine Ressourcenbeschränkung RLIMIT_NPROC überschritt (d.h. die Anzahl der
       zu der neuen realen UID gehörenden Prozesse überschreitet die Ressourcenbeschränkung).  Von  Linux  2.6.0
       bis   3.0   führte   dies  dazu,  dass  der  Aufruf  set*uid()  fehlschlug.  (Vor  Linux  2.6  wurde  die
       Ressourcenbeschränkung bei Prozessen, die ihre Benutzerkennungen änderten, nicht durchgesetzt.)

       Seit Linux 3.1 schlägt in dem gerade beschriebenen Szenario der Aufruf set*uid() nicht mehr fehl, da dies
       zu oft zu Sicherheitslöchern führte, bei denen fehlerhafte Anwendungen nicht den Rückgabewert prüften und
       annahmen, dass – falls der Aufrufende Root-Rechte hatte  –  der  Aufruf  immer  erfolgreich  sein  würde.
       Stattdessen  ändert  der  Aufruf  set*uid()  jetzt erfolgreich die reale UID, aber der Kernel setzt einen
       internen Schalter namens PF_NPROC_EXCEEDED, um zu vermerken, dass die Ressourcenbeschränkung RLIMIT_NPROC
       überschritten wurde. Falls der Schalter PF_NPROC_EXCEEDED gesetzt ist und die Ressourcenbeschränkung  zum
       Zeitpunkt  eines  folgenden execve()-Aufrufs immer noch überschritten ist, dann schlägt dieser Aufruf mit
       dem Fehler EAGAIN fehl. Diese Kernellogik stellt sicher, dass die Ressourcenbeschränkung RLIMIT_NPROC für
       den häufigen Ablauf bei privilegierten Daemons  –  also  fork(2)  +  set*uid()  +  execve()  –  weiterhin
       durchgesetzt wird.

       Falls  die  Ressourcenbegrenzung  zum  Zeitpunkt  des Aufrufs execve() noch nicht überschritten wurde (da
       andere zu dieser realen UID gehörende Prozesse sich zwischen dem Aufruf von set*uid() und dem Aufruf  von
       execve()   beendeten),   dann   gelingt   der   Aufruf  und  der  Kernel  bereinigt  den  Prozessschalter
       PF_NPROC_EXCEEDED. Der Schalter wird auch auf 0 gesetzt, falls ein folgender  Aufruf  von  fork(2)  durch
       diesen Prozess gelingt.

BEISPIELE

       Das folgende Programm ist dafür gedacht, vom zweiten folgenden Programm ausgeführt zu werden. Es gibt nur
       seine Befehlszeile (eine pro Zeile) wieder aus.

           /* myecho.c */

           #include <stdio.h>
           #include <stdlib.h>

           int
           main(int argc, char *argv[])
           {
               for (size_t j = 0; j < argc; j++)
                   printf("argv[%zu]: %s\n", j, argv[j]);

               exit(EXIT_SUCCESS);
           }

       Dieses  Programm  kann  zur  Ausführung  des in seinem Befehlszeilenargument benannten Programms verwandt
       werden:

           /* execve.c */

           #include <stdio.h>
           #include <stdlib.h>
           #include <unistd.h>

           int
           main(int argc, char *argv[])
           {
               static char *newargv[] = { NULL, "hallo", "Welt", NULL };
               static char *newenviron[] = { NULL };

               if (argc != 2) {
                   fprintf(stderr, "Aufruf: %s <auszuführende-Datei>\n", argv[0]);
                   exit(EXIT_FAILURE);
               }

               newargv[0] = argv[1];

               execve(argv[1], newargv, newenviron);
               perror("execve");   /* execve() liefert nur einen Fehler */
               exit(EXIT_FAILURE);
           }

       Wir können das zweite Programm verwenden, um das erste wie folgt aufzurufen:

           $ cc myecho.c -o myecho
           $ cc execve.c -o execve
           $ ./execve ./myecho
           argv[0]: ./myecho
           argv[1]: Hallo
           argv[2]: Welt

       Wir können diese Programme auch zur Demonstration der  Verwendung  eines  Skript-Interpreters  verwenden.
       Dafür erstellen wir ein Skript, dessen »Interpreter« unser myecho-Programm ist.

           $ cat > script
           #!./myecho script-arg
           ^D
           $ chmod +x script

       Wir können dann unser Programm verwenden, um das Skript auszuführen:

           $ ./execve ./script
           argv[0]: ./myecho
           argv[1]: script-arg
           argv[2]: ./script
           argv[3]: Hallo
           argv[4]: Welt

SIEHE AUCH

       chmod(2),   execveat(2),  fork(2),  get_robust_list(2),  ptrace(2),  exec(3),  fexecve(3),  getauxval(3),
       getopt(3), system(3), capabilities(7), credentials(7), environ(7), path_resolution(7), ld.so(8)

ÜBERSETZUNG

       Die deutsche Übersetzung dieser Handbuchseite wurde von Helge Kreutzmann <debian@helgefjell.de> erstellt.

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Linux man-pages 6.9.1                             15. Juni 2024                                        execve(2)