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BEZEICHNUNG

       systemd-resolved.service, systemd-resolved - Verwalter für die Auflösung von Netzwerknamen

ÜBERSICHT

       systemd-resolved.service

       /usr/lib/systemd/systemd-resolved

BESCHREIBUNG

       systemd-resolved ist ein Systemdienst, der Netzwerknamensauflösung für lokale Anwendungen anbietet. Er
       implementiert einen zwischenspeichernden und prüfenden DNS/DNSSEC-Stub-Resolver sowie einen LLMNR- und
       MulticastDNS-Resolver und -Beantworter. Lokale Anwendungen können Netzwerknamensauflösungsanfragen über
       drei Schnittstellen einreichen:

       •   systemd-resolved legt das native, vollfunktionale API auf dem D-Bus offen. Siehe
           org.freedesktop.resolve1(5) und org.freedesktop.LogControl1(5) für Details. Die Verwendung dieser API
           wird Clients im allgemeinen empfohlen, da sie asynchron und vollfunktional ist (sie liefert
           beispielsweise DNSSEC-Überprüfungsstatus und Schnittstellengeltungsbereiche, wie dies für die
           Unterstützung link-lokaler Vernetzung notwendig ist).

       •   Das native API systemd-resolved legt mittels Varlink unter /run/systemd/resolve/io.systemd.Resolve
           das AF_UNIX-Socket offen. Dies stellt ähnliche Funktionalität wie die D-Bus-Schnittstelle bereit, ist
           aber während der gesamten Laufzeit verfügbar, ohne einen laufenden D-Bus-Systembus-Vermittlerdienst
           zu benötigen.

       •   Das Glibc getaddrinfo(3)-ABI wie in RFC3493[1] definiert sowie verwandte Resolver-Funktionen,
           einschließlich gethostbyname(3). Das API wird breit unterstützt, auch über die Linux-Plattform
           hinaus. In seiner aktuellen Form legt es allerdings DNSSEC-Überprüfungsstatusinformationen nicht
           offen und ist nur synchron. Diesem API unterliegt der Glibc Name Service Switch (nss(5)). Die
           Verwendung des Glibc-NSS-Moduls nss-resolve(8) wird benötigt, um den NSS-Resolverfunktionen von Glibc
           zu erlauben, Rechnernamen mittels systemd-resolved aufzulösen.

       •   Zusätzlich stellt systemd-resolved einen lokalen DNS-Stub bereit, der auf den IP-Adressen 127.0.0.53
           und 127.0.0.54 auf der lokalen Loopback-Schnittstelle auf Anfragen wartet. Programme, die
           DNS-Anfragen direkt stellen und sämtliche API umgehen, können auf diesen Stub gerichtet werden, um
           sie mit systemd-resolved zu verbinden. Beachten Sie, dass nachdrücklich empfohlen wird, dass lokale
           Programme stattdessen das Glibc-NSS oder die Bus-API (wie oben beschrieben) verwenden, da
           verschiedene Netzwerk-Auflösungskonzepte (wie linklokale Adressierung oder LLMNR-Unicode-Domains)
           nicht auf das unicast DNS-Protokoll abgebildet werden können.

           Der DNS-Stub-Resolver auf 127.0.0.53 stellt den vollständigen Funktionalitätsumfang des lokalen
           Resolvers bereit, einschließlich LLMNR/MulticastDNS-Auflösung. Der DNS-Stub-Resolver auf 127.0.0.54
           stellt einen begrenzteren Resolver bereit, der nur im »Proxy«-Modus arbeitet, d.h. er wird die
           meisten DNS-Nachrichten recht unverändert an den aktuellen vorgelagerten DNS-Server weitergeben (und
           zurück), abernicht versuchen, die Nachrichten lokal zu verarbeiten und damit nicht die Gültigkeit von
           DNSSEC zu überprüfen oder LLMNR/MulticastDNS anzubieten. (Falls notwendig wird er aber auf
           DNS-über-TLS-Kommunikation übersetzen.)

       Die kontaktierten DNS-Server werden aus den globalen Einstellungen in /etc/systemd/resolved.conf, den
       linkabhängigen statischen Einstellungen in »/etc/systemd/network/*.network«-Dateien (falls
       systemd-networkd.service(8) verwandt wird), den über DHCP empfangenen linkabhängigen dynamischen
       Einstellungen, über resolvectl(1) bereitgestellte Informationen und sämtlichen DNS-Server-Informationen,
       die durch andere Systemdienste verfügbar gemacht werden, bestimmt. Siehe resolved.conf(5) und
       systemd.network(5) für Details über Systemds eigene Konfigurationsdateien für DNS-Server. Zur
       Verbesserung der Kompatibilität wird /etc/resolv.conf gelesen, um konfigurierte System-DNS-Server zu
       entdecken, aber nur falls sie kein Symlink auf /run/systemd/resolve/stub-resolv.conf,
       /usr/lib/systemd/resolv.conf oder /run/systemd/resolve/resolv.conf ist (siehe unten).

SYNTHETISCHE DATENSÄTZE

       systemd-resolved synthetisiert DNS-Ressourcendatensätze (RR) für die folgenden Fälle:

       •   Der lokale, konfigurierte Rechnername wird auf alle lokal konfigurierten IP-Adressen, sortiert nach
           ihrem Geltungsbereich, oder, falls keine konfiguriert sind, die IPv4-Adresse 127.0.0.2 (die auf der
           lokalen Loopback-Schnittstelle ist) und die IPv6-Adresse ::1 (die auf dem lokalen Rechner ist),
           aufgelöst.

       •   Die Rechnernamen »localhost« und »localhost.localdomain« sowie alle auf ».localhost« oder
           ».localhost.localdomain« endenden Rechnernamen werden auf die IP-Adressen 127.0.0.1 und ::1
           aufgelöst.

       •   Der Rechnername »_gateway« wird auf alle aktuellen Standard-Routing-Gateway-Adressen, sortiert nach
           ihrer Metrik, aufgelöst. Dies weist dem aktuellen Gateway einen stabilen Rechnernamen zu, was zur
           Referenzierung unabhängig von dem aktuellen Netzwerkkonfigurationszustand nützlich ist.

       •   Der Rechnername »_outbound« wird auf die lokalen IPv4- und IPv6-Adressen aufgelöst, die am
           wahrscheinlichsten für die Kommunikation mit anderen Rechnern verwandt werden. Dies ist, falls
           angegeben, die bevorzugte Quelladresse der Standard-Gateways oder wird bestimmt, indem vom Kernel
           eine Routing-Entscheidung für die konfigurierten Vorgabe-Gateways erbeten wird und dann die lokale
           IP-Adresse durch diese Entscheidung ausgewählt wird. Dieser Rechnername ist nur verfügbar, falls es
           mindestens ein konfiguriertes lokales Vorgabe-Gateway gibt. Dies weist der lokalen,
           auswärtsgerichteten IP-Adresse einen stabilen Rechnernamen zu. Das ist nützlich, um diesen Namen
           unabhängig vom Zustand der aktuellen Netzwerkkonfiguration zu referenzieren.

       •   Der Rechnername »_localdnsstub« wird auf die IP-Adresse 127.0.0.53 aufgelöst, d.h. die Adresse, auf
           der der lokale DNS-Stub (siehe oben) auf Anfragen wartet.

       •   Der Rechnername »_localdnsproxy« wird auf die IP-Adresse 127.0.0.54 aufgelöst, d.h. die Adresse, auf
           der der lokale DNS-Proxy (siehe oben) auf Anfragen wartet.

       •   Die in /etc/hosts definierten Abbildungen werden zu ihren konfigurierten Adressen und zurück
           aufgelöst, sie werden aber nicht Auflösungen für Typen, die keine Adressen sind (wie MX),
           beeinflussen. Die Unterstützung für /etc/hosts kann mit ReadEtcHosts=no deaktiviert werden, siehe
           resolved.conf(5).

PROTOKOLLE UND ROUTING

       Die von systemd-resolved.service empfangenen Auflösungsanfragen werden an die verfügbaren DNS-Server und
       LLMNR- und MulticastDNS-Schnittstellen gemäß den folgenden Regeln weitergeleitet:

       •   Namen, für die künstliche Datensätze erstellt werden (der lokale Rechnername, »localhost« und
           »localdomain«, das lokale Gateway, wie im vorherigen Abschnitt dargestellt), und in /etc/hosts
           konfigurierte Adressen werden niemals zu dem Netzwerk geleitet und es wird sofort eine Antwort
           gesandt.

       •   Freistehende Namen werden mittels LLMNR auf allen lokalen Schnittstellen aufgelöst, auf denen LLMNR
           aktiviert ist. Abfragen für IPv4-Adressen werden nur mittels LLMNR auf IPv4 gesandt und Abfragen für
           IPv6-Adressen werden nur mittels LLMNR auf IPv6 gesandt. Beachten Sie, dass Abfragen für freistehende
           synthetisierte Namen nicht an LLMNR, MulticastDNS oder unicast DNS gesandt werden.

       •   Anfragen für Adressdatensätze (A und AAAA) von freistehenden, nicht-synthetisierte Namen werden über
           Unicast-DNS mittels Such-Domains aufgelöst. Für jede Schnittstelle, für die Such-Domains definiert
           sind, werden solche Abfragen zu für diese Schnittstelle definierten Servern geleitet, wobei jeder
           diese Such-Domains angehängt wird. Wenn globale Such-Domains definiert sind, werden solche Abfragen
           an alle die globalen Server geleitet. Für jede Such-Domain werden die Abfrage der Reihe nach durch
           Anhängen der Such-Domain an den Namen durchgeführt. Zusätzlich kann das Abfragen von freistehenden
           Namen mittels unicast DNS mit der Einstellung ResolveUnicastSingleLabel=yes aktiviert werden. Die
           Details, welche Server abgefragt und wie die abschließende Antwort ausgewählt werden, ist nachfolgend
           beschrieben. Beachten Sie, dass dies bedeutet, dass Adressabfragen für freistehende Namen
           standardmäßig niemals an ferne DNS-Server gesandt werden und fehlschlagen werden, falls keine
           Such-Domains definiert sind.

       •   Mehrgliedrige Namen mit der Domain-Endung ».local« werden mittels MulticastDNS auf allen lokalen
           Schnittstellen, auf denen MulticastDNS aktiviert ist, aufgelöst. Wie bei LLMNR werden
           IPv4-Adressabfragen mittels IPv4 und IPv6-Adressabfragen mittels IPv6 gesandt.

       •   Abfragen für mehrgliedrige Namen werden mittels Unicast-DNS auf lokalen Schnittstellen
           weitergeleitet, die einen DNS-Server konfiguriert haben, sowie den global konfigurierten DNS-Servern,
           falls vorhanden. Welche Schnittstellen verwandt werden wird durch die Routing-Logik, basierend auf
           den Such- und Nur-Route-Domains, bestimmt, wie nachfolgend beschrieben. Beachten Sie, dass
           standardmäßig Abfragen für Domains mit der Endung ».local« nicht an DNS-Server weitergeleitet werden,
           außer die Domain wird explizit als Routing- oder Such-Domain für den DNS-Server und die
           -Schnittstelle festgelegt. Das bedeutet, dass explizite Such- und Routing-Domains bei Netzwerken, bei
           denen die Domain ».local« in einem Site-spezifischen DNS-Server definiert ist, konfiguriert werden
           müssen, damit Abfragen innerhalb dieser DNS-Domain funktionieren. Beachten Sie, dass heutzutage es im
           Allgemeinen empfohlen wird, die Definition von ».local« in einem DNS-Server zu vermeiden, da RFC
           6762[2] diese Domain für die exklusive MulticastDNS-Verwendung reserviert.

       •   Adressabfragen (inverse Abfragen) werden ähnlich wie bei mehrgliedrigen Namen weitergeleitet, außer
           dass Adressen von linklokalen Adressbereichen niemals zu Unicast-DNS weitergeleitet und nur mittels
           LLMNR und MulticastDNS (falls aktiviert) aufgelöst werden.

       Falls Abfragen über mehrere Schnittstellen geroutet werden, wird die erste erfolgreiche Antwort
       zurückgeliefert (und damit die Abfragezonen auf allen passenden Schnittstellen effektiv zusammengeführt).
       Falls die Abfrage auf allen Schnittstellen fehlschlug, wird die letzte fehlgeschlagene Antwort
       zurückgeliefert.

       Das Routing von Abfragen wird durch die schnittstellenbezogenen Routing-Domains (Such und Nur-Route) und
       globale Such-Domains bestimmt. Siehe systemd.network(5) und resolvectl(1) für eine Beschreibung, wie
       diese Einstellungen dynamisch gesetzt werden und der Diskussion von Domains= in resolved.conf(5) für eine
       Beschreibung von global konfigurierten DNS-Einstellungen.

       Die folgende Anfrage-Routing-Logik gilt für Unicast-DNS-Verkehr, der von systemd-resolved.service
       veranlasst wird:

       •   Falls ein abzufragender Name auf eine der konfigurierten Weiterleitungs-Domains (Such- oder
           nur-Weiterleitung) eines Links oder auf die global konfigurierten DNS-Einstellungen passt (das
           bedeutet, er ist identisch zu oder hat eine Endung), dann wird die am »besten passende«
           Weiterleitungs-Domain bestimmt: die passende mit den meisten Anteilen. Die Abfrage wird dann an alle
           DNS-Server jedes Links oder dem global konfigurierten DNS-Server, der dieser »am besten
           passenden«-Weiterleitungs-Domain zugeordnet ist, gesandt. (Beachten Sie, dass mehr als ein Link die
           gleiche »am besten passende« Weiterleitungs-Domain konfiguriert haben kann. In diesem Fall wird die
           Anfrage parallel an alle davon gesandt.)

           Im Falle von freistehenden Namen wird die gleiche Logik angewandt, wenn Such-Domains definiert sind,
           außer dass dem Namen der Reihe nach jede Such-Domain angehängt wird. Beachten Sie, dass diese
           Suchlogik auf keinen Namen angewandt wird, der mindestens einen Punkt enthält. Lesen Sie auch die
           Diskussion über die Kompatibilität zu dem traditionellen Glibc-Resolver weiter unten.

       •   Falls eine Abfrage auf keine konfigurierte Routing-Domain passt (weder linklokal noch global) wird
           sie an alle DNS-Server, die auf Links konfiguriert sind, die die Standard-Route sind, sowie an alle
           global konfigurierten DNS-Server versandt.

       •   Falls es keine auf irgendeinem Link konfigurierte DNS-Server gibt, die auch als Standard-Route
           konfiguriert sind, und kein globaler DNS-Server konfiguriert ist, wird einer der einkompilierten
           Ausweich-DNS-Server verwandt.

       •   Andernfalls schlägt die Unicast-DNS-Anfrage fehl, da keine geeigneten DNS-Server ermittelt werden
           konnten.

       Ob ein Link die Standard-Route ist oder nicht kann mittels des Befehls resolvectl default-route oder der
       Einstellung DNSDefaultRoute= in .network-Dateien konfiguriert werden kann. Falls nicht explizit
       konfiguriert, wird sie implizit basierend auf den für einen Link konfigurierten DNS-Domains bestimmt:
       falls es eine nur-routbare Domains außer »~.« gibt, ist die Vorgabe false, andernfalls true.

       Effektiv bedeutet dies: Um nicht künstlich erzeugte freistehende Namen zu unterstützen, definieren Sie
       geeignete Such-Domains. Um bevorzugt alle DNS-Anfragen weiterzuleiten, die nicht explizit auf eine
       bestimmte Routing-Domain, die für einen bestimmten Link konfiguriert ist, passen, konfigurieren Sie eine
       nur-routbare »~.« darauf. Dies stellt sicher, dass andere Links für diese Abfragen nicht berücksichtigt
       werden (außer auch sie tragen eine solche Routing-Domain). Um alle solchen DNS-Anfragen zu einem
       bestimmten Link zu routen, nur falls kein anderer Link bevorzugt wird, konfigurieren Sie den Link als die
       Standard-Route und konfigurieren Sie keine nur-routbare Domain »~.« darauf. Um schließlich
       sicherzustellen, dass ein bestimmter Link niemals irgendwelchen DNS-Verkehr, der nicht auf seine
       konfigurierten Routing-Domains passt, erhält, konfigurieren Sie ihn nicht als Standard-Route.

       Siehe org.freedesktop.resolve1(5) für Information über die D-Bus-APIs, die systemd-resolved bereitstellt.

KOMPATIBILITÄT ZU DEM TRADITIONELLEN GLIBC-STUB-RESOLVER

       Dieser Abschnitt stellt eine kurze Zusammenfassung der Unterschiede zwischen dem in nss-resolve(8)
       zusammen mit systemd-resolved implementierten Resolver und dem traditionellen, in nss-dns implementierten
       Stub-Resolver bereit.

       •   Einige Namen werden immer intern aufgelöst (siehe Synthetische Datensätze oben). Traditionell würden
           sie durch nss-files aufgelöst, falls sie in /etc/hosts bereitgestellt würden. Beachten Sie aber, dass
           die Details der Zusammenstellung der Abfrage der Steuerung der Client-Bibliothek unterliegt. nss-dns
           wird zuerst versuchen, Namen mittels Such-Domains aufzulösen, und selbst wenn diese Anfragen an
           systemd-resolved geleitet werden, wird dieser sie an das Netzwerk gemäß den normalen Regeln für das
           Routen von mehrgliedrigen Namen senden [3].

       •   Freistehende Namen werden für A- und AAAA-Datensätze nicht mittels Unicast-DNS aufgelöst (außer dies
           wurde mit ResolveUnicastSingleLabel= außer Kraft gesetzt, siehe resolved.conf(5)). Dies ist ähnlich
           der in resolv.conf(5) gesetzten Option no-tld-query.

       •   Such-Domains werden nicht zum Anhängen bei mehrgliedrigen Namen benutzt. (Trotzdem werden
           Such-Domains für das Routing von Abfragen und für Namen, die ursprünglich als freistehend oder
           mehrgliedrig festgelegt wurden, verwandt.) Jeder Name, der mindestens einen Punkt enthält, wird immer
           als FQDN interpretiert. Nss-dns würde Namen sowohl als relative (mittels Such-Domains) und absolute
           FQDN-Namen auflösen. Einige Namen würden zuerst als relativ aufgelöst und nachdem die Anfrage
           fehlschlug, als absolut, während andere Namen in der umgekehrten Reihenfolge aufgelöst würden. Die
           Option ndots in /etc/resolv.conf wurde verwandt, um zu steuern, wie viele Punkte der Name haben muss,
           damit er zuerst als relativer Name aufgelöst würde. Dieser Stub-Resolver implementiert dies überhaupt
           nicht: mehrgliedrige Namen werden nur als FQDNs aufgelöst.[4]

       •   Dieser Resolver kennt das Konzept der besonderen Domain ».local«, die für MulticastDNS verwandt wird,
           und wird keine Abfragen mit dieser Endung an Unicast-DNS-Server weiterleiten, außer dies wird
           explizit konfiguriert, siehe oben. Auch werden inverse Abfragen für linklokale Adressen nicht an
           Unicast-DNS-Server gesandt.

       •   Dieser Resolver liest /etc/hosts und speichert es intern zwischen. (Mit anderen Worten, nss-resolve
           ersetzt nss-files zusätzlich zu nss-dns). Einträge in /etc/hosts haben die höchste Priorität.

       •   Dieser Resolver implementiert zusätzlich zum klassischen Unicast-DNS-Protokoll auch LLMNR und
           MulticastDNS und wird freistehende Namen mittels LLMNR (wenn aktiviert) und auf ».local« endende
           Namen mittels MulticastDNS (wenn aktiviert) auflösen.

       •   Die in resolv.conf(5) beschriebenen Umgebungsvariablen $LOCALDOMAIN und $RES_OPTIONS werden derzeit
           nicht unterstützt.

       •   Der nss-dns-Resolver verwaltet nur wenig Zustand zwischen aufeinanderfolgenden DNS-Anfragen und
           spricht für jede Abfrage immer zuerst mit dem erstenin /etc/resolv.conf aufgeführten DNS-Server. Bei
           Fehlschlägen fährt er mit dem nächsten fort, bis er das Ende der Liste erreicht, wo dann die Abfrage
           fehlschlägt. Der Resolver in systemd-resolved.service behält dagegen Zustand bei und wird ständig mit
           dem gleichen Server für alle Abfragen für einen bestimmten Nachschlagebereich sprechen, bis
           irgendeine Art von Fehler gesehen wird. Zu diesem Zeitpunkt schaltet er zum nächsten und bleibt dann
           kontinuierlich mit diesem für alle Abfragen im Geltungsbereich bis zum nächsten Fehlschlag und so
           weiter. Am Ende kehrt er zum ersten konfigurierten Server zurück. Dies erfolgt zur Optimierung von
           Nachschlagezeiten, insbesondere angesichts der Tatsache, dass der Resolver typischerweise zuerst auf
           den Funktionalitätsumfang eines bestimmten Servers prüfen muss, bevor er mit ihm kommuniziert, was
           Zeit kostet. Dieses geänderte Verhalten impliziert, dass aufgeführte DNS-Server pro
           Nachschlagegeltungsbereich äquivalent für die Zonen, die sie bedienen, sein müssen, so dass das
           Senden einer Abfrage zu einem von ihnen das gleiche Ergebnis wie das Senden zu einem anderen
           konfigurierten DNS-Server ergeben wird.

/ETC/RESOLV.CONF

       Es werden vier Modi beim Umgang mit /etc/resolv.conf (siehe resolv.conf(5)) unterstützt:

       •   systemd-resolved verwaltet die Datei /run/systemd/resolve/stub-resolv.conf zur Kompatibilität mit
           traditionellen Linux-Programmen. Diese Datei führt den DNS-Stub 127.0.0.53 als einzigen DNS-Server
           auf. Sie enthält auch eine Liste der Such-Domains, die im Gebrauch durch systemd-resolved sind. Die
           Liste der Such-Domains wird immer aktuell gehalten. Beachten Sie, dass
           /run/systemd/resolve/stub-resolv.conf von Anwendungen nicht direkt, sondern nur durch den Symlink
           /etc/resolv.conf verwandt werden soll. Diese Datei kann ein Symlink von /etc/resolv.conf sein, um
           alle lokalen Clients, die die DNS-API umgehen, mit systemd-resolved mit korrekten
           Such-Domain-Einstellungen zu verbinden. Dieser Betriebsmodus wird empfohlen.

       •   Eine statische Datei /usr/lib/systemd/resolv.conf wird bereitgestellt, die den DNS-Stub 127.0.0.53
           (siehe oben) als einzigen DNS-Server aufführt. Diese Datei kann ein Symlink von /etc/resolv.conf
           sein, um alle lokalen Clients, die die lokale DNS-API umgehen, mit systemd-resolved zu verbinden.
           Diese Datei enthält keine Such-Domains.

       •   systemd-resolved verwaltet die Datei /run/systemd/resolve/stub-resolv.conf zur Kompatibilität mit
           traditionellen Linux-Programmen. Diese Datei darf ein Symlink von /etc/resolv.conf sein und wird
           immer aktuell gehalten. Sie enthält alle bekannten DNS-Server. Beachten Sie die Beschränkungen des
           Dateiformats: es kennt kein Konzept schnittstellenbezogenener DNS-Server und enthält daher nur
           systemweite DNS-Server-Definitionen. Beachten Sie, dass /run/systemd/resolve/stub-resolv.conf von
           Anwendungen nicht direkt, sondern nur durch den Symlink /etc/resolv.conf verwandt werden soll. Falls
           dieser Betriebsmodus verwandt wird, werden lokale Clients, die sämtliche lokale DNS-APIs umgehen,
           auch systemd-resolved umgehen und direkt mit bekannten DNS-Servern kommunizieren.

       •   Alternativ kann /etc/resolv.conf von anderen Paketen verwaltet werden. In diesem Fall wird
           systemd-resolved sie für DNS-Konfigurationsdaten auslesen. In diesem Betriebsmodus ist
           systemd-resolved Konsument statt Anbieter dieser Konfigurationsdaten.

       Beachten Sie, dass der ausgewählte Betriebsmodus für diese Datei vollautomatisch erkannt wird, abhängig
       davon, ob /etc/resolv.conf ein Symlink auf /run/systemd/resolve/resolv.conf ist oder 127.0.0.53 als
       DNS-Server aufführt.

SIGNALE

       SIGUSR1
           Beim Empfang des Prozesssignals SIGUSR1 wird systemd-resolved die Inhalte aller von ihm verwalteten
           DNS-Ressourcedatensatzzwischenspeicher sowie sämtliche Funktionsstufeninformationen, die es über
           konfigurierte DNS-Server herausfand, in das Systemprotokoll ausgeben.

           Hinzugefügt in Version 231.

       SIGUSR2
           Beim Empfang des Prozesssignals SIGUSR2 wird systemd-resolved die Inhalte aller von ihm verwalteten
           Zwischenspeicher ausgeben. Beachten Sie, dass es normalerweise nicht notwendig sein sollte, dies
           explizit anzufragen – außer zur Fehlersuche –, da systemd-resolved sowieso jedes Mal, wenn sich die
           Netzwerkkonfiguration des Rechners ändert, seine Zwischenspeicher automatisch leert. Senden dieses
           Signals an systemd-resolved ist äquivalent zu dem Befehl resolvectl flush-caches, allerdings wird
           Letzterer empfohlen, da er synchron arbeitet.

           Hinzugefügt in Version 231.

       SIGRTMIN+1
           Beim Empfang des Prozesssignals SIGRTMIN+1 wird systemd-resolved alles, was es über die
           konfigurierten DNS-Server gelernt hat, vergessen. Insbesondere alle Informationen über
           Server-Funktionalitätsunterstützung werden entfernt, und die Ermittlungslogik für die
           Serverfunktionalität wird bei der nächsten Anfrage neu gestartet, beginnend mit der am höchsten
           augestatteten Funktionsstufe. Beachten Sie, dass es normalerweise nicht notwendig sein sollte, dies
           explizit anzufragen – außer zur Fehlersuche –, da systemd-resolved sowieso jedes Mal, wenn sich die
           DNS-Serverkonfiguration ändert, die gelernten Informationen vergisst. Senden dieses Signals an
           systemd-resolved ist äquivalent zu dem Befehl resolvectl reset-server-features, allerdings wird
           Letzterer empfohlen, da er synchron arbeitet.

           Hinzugefügt in Version 235.

       SIGHUP
           Beim Empfang des Prozesssignals SIGHUP wird systemd-resolved die Inhalte aller von ihm verwalteten
           Zwischenspeicher rausschreiben, alle offenen TCP-Verbindungen verwerfen (falls vorhanden) und seine
           Konfigurationsdateien neu laden.

           Hinzugefügt in Version 256.

ZUGANGSBERECHTIGUNGEN

       systemd-resolved unterstützt die durch ImportCredential=/LoadCredential=/SetCredential= implementierte
       Dienste-Zugangsberechtigungslogik (siehe systemd.exec(5) für Details). Die folgenden
       Zugangsberechtigungen werden verwandt, wenn sie hereingegeben werden.

       network.dns, network.search_domains
           Kann eine Leerzeichen-getrennte Liste von DNS-Server-IP-Adressen und DNS-Such-Domains enthalten.
           Diese Information wird nur verwandt, wenn keine explizite Konfiguration über
           /etc/systemd/resolved.conf, /etc/resolv.conf oder die Kernelbefehlszeile bereitgestellt wurde.

           Hinzugefügt in Version 253.

KERNEL-BEFEHLSZEILE

       systemd-resolved respektiert auch zwei Kernel-Befehlszeilenoptionen:

       nameserver=, domain=
           Akzeptiert die IP-Adresse eines DNS-Servers (im Falle von nameserver=) und eine DNS-Such-Domain (im
           Falle von domain=). Kann mehrfach verwandt werden, um mehrere DNS-Server/Such-Domains zu definieren.
           Falls eine dieser Optionen festgelegt ist, wird /etc/resolv.conf nicht gelesen und die Einstellungen
           DNS= und Domains= von resolved.conf(5) werden ignoriert. Diese zwei Kernelbefehlszeilenoptionen
           setzten daher die Systemkonfiguration außer Kraft.

           Hinzugefügt in Version 253.

IP-PORTS

       Der Dienst systemd-resolved wartet auf den folgenden IP-Ports auf Anfragen:

       •   Port 53 auf IPv4-Adresse 127.0.0.53 und 127.0.0.54 (beide sind auf der lokalen Loopback-Schnittstelle
           »lo«). Dies ist der lokale DNS-Rumpf, wie oben beschrieben. Sowohl UDP als auch TCP sind abgedeckt.

       •   Port 5353 auf allen lokalen Adressen, sowohl IPv4 als auch IPv6 (0.0.0.0 und ::0), für MulticastDNS
           auf UDP. Bachten Sie, dass die eingehenden Datagramme durch die Netzwerkschnittelle beim Eintritt
           gefiltert werden, obwohl das Socket an alle lokalen Schnittstellen mittels der ausgewählten
           »Platzhalter«-IP-Adresse gebunden ist und getrennte MulticastDNS link-lokale Geltungsbereiche für
           jeden verwaltet werden, wobei berücksichtigt wird, ob MulticastDNS für die Schnittstelle aktiviert
           ist.

       •   Port 5355 auf allen lokalen Adressen, sowohl IPv4 als auch IPv6 (0.0.0.0 und ::0), für LLMNR auf
           sowohl TCP wie auch UDP. Wie bei MulticastDNS wird die Filterung auf eingehenden
           Netzwerk-Schnittstellen durchgeführt.

SIEHE AUCH

       systemd(1), resolved.conf(5), dnssec-trust-anchors.d(5), nss-resolve(8), resolvectl(1), resolv.conf(5),
       hosts(5), systemd.network(5), systemd-networkd.service(8), org.freedesktop.resolve1(5)

ANMERKUNGEN

        1. RFC 3493
           https://tools.ietf.org/html/rfc3493

        2. RFC 6762
           https://tools.ietf.org/html/rfc6762

        3. Enhält /etc/resolv.conf beispielsweise

               nameserver 127.0.0.53
               search foobar.com barbar.com

           und  wir  suchen  nach  »localhost«,  dann wird nss-dns die folgende Anfrage an systemd-resolved, das
           unter 127.0.0.53:53 auf Anfragen wartet: zuerst »localhost.foobar.com«,  dann  »localhost.barbar.com«
           und  schließlich  »localhost«.  Falls  die  ersten  zwei  Abfragen  (hoffentlich)  fehlschlagen, wird
           systemd-resolved eine Anfrage für die dritte Anfrage synthetisieren.

           Wird nss-dns mit einer Such-Domain eingesetzt, ist es daher essenziell,  immer  nss-files  mit  einer
           höheren  Priorität  zu  konfigurieren  und  Abbildungen  für Namen bereitzustellen, die nicht mittels
           Such-Domains aufgelöst werden sollen.

        4. Es gibt derzeit mehr als 1.500 Domain-Namen oberster Stufe und regelmäßig  werden  neue  hinzugefügt,
           oft  mittels  »attraktiver« Namen, die wahrscheinlich auch lokal verwandt werden. Indem mehrgliedrige
           Namen auf diese Art nicht nachgeschlagen werden, wird in beide Richtungen Zerbrechlichkeit vermieden:
           ein gültiger globaler Name könnte durch einen lokalen Namen verschleiert  werden  und  die  Auflösung
           eines  relativen  lokalen  Namens  könnte  plötzlich fehlschlagen, wenn eine neue Domain auf oberster
           Stufe erstellt wird oder wenn eine neue Unter-Domain einer Domain oberster  Stufe  registriert  wird.
           Durch  Auflösen  jedes übergebenen Namens als entweder relativ oder absolut wird diese Mehrdeutigkeit
           vermieden.

ÜBERSETZUNG

       Die deutsche Übersetzung dieser Handbuchseite wurde von Helge Kreutzmann <debian@helgefjell.de> und Mario
       Blättermann <mario.blaettermann@gmail.com> erstellt.

       Diese Übersetzung ist Freie Dokumentation; lesen Sie die GNU General Public License Version 3 oder  neuer
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       Mailingliste der Übersetzer: debian-l10n-german@lists.debian.org.

systemd 257.6                                                                        SYSTEMD-RESOLVED.SERVICE(8)