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NAME

       apt-secure - Archivauthentifizierungsunterstützung für APT

BESCHREIBUNG

       Beginnend mit Version 0.6 enthält APT Code, der die Signatur der Release-Datei für alle Depots prüft.
       Dies stellt sicher, dass Daten wie Pakete im Archiv nicht von Leuten geändert werden können, die keinen
       Zugriff auf den Signierschlüssel der Release-Datei haben. Beginnend mit Version 1.1 erfordert APT von
       Depots aktuelle Authentifizierungsinformationen für den ungestörten Gebrauch des Depots bereitzustellen.
       Seit Version 1.5 müssen Informationen, die in der Release-Datei über das Depot enthalten sind, bestätigt
       werden, bevor APT mit den Aktualisierungen aus diesem Depot fortfährt.

       Hinweis: Alle APT-basierten Paketverwaltungsoberflächen wie apt-get(8), aptitude(8) und synaptic(8)
       unterstützen diese Authentifizierungsfunktionalität, daher verwendet diese Handbuchseite der Einfachheit
       halber exemplarisch für alle APT.

BENUTZERKONFIGURATION

       Schlüssel sollten normalerweise innerhalb ihrer entsprechenden .sources aufgenommen werden, indem der
       ASCII-geschützte Schlüssel in der Option Signed-By eingebettet wird. Um dies zu erreichen, ersetzen Sie
       die leere Zeile durch einen Punkt und rücken Sie dann alle Zeilen mit zwei Leerzeichen ein. Siehe
       sources.list(5) für weitere Informationen.

       Alternativ können Schlüssel in /etc/apt/keyrings für lokale Schlüssel oder /usr/share/keyrings für von
       Paketen verwaltete Schlüssel abgelegt werden, und dann durch die Option Signed-By:
       /etc/apt/keyrings/example-archive-keyring.asc in einer Datei .sources oder mittels deb
       [signed-by=/etc/apt/keyrings/example-archive-keyring.asc] ... im veralteten .list-Format referenziert
       werden. Dies ist für APT-Versionen vor 2.4 nützlich, die keine eingebetteten Schlüssel unterstützen.
       ASCII-geschützte Schlüssel müssen eine Erweiterung .asc und ungeschützte Schlüssel eine Erweiterung .gpg
       habe.

       Um für APT geeignete Schlüssel mittels GnuPG zu erstellen, müssen Sie den Befehl gpg --export-options
       export-minimal [--armor] --export verwenden. Ältere Lösungen unter Nutzung von --keyring file --import
       funktionieren mit neuren GnuPG-Versionen nicht mehr, da diese ein neues internes Format
       (»GPG-Schlüsselbox-Datenbank«) verwenden.

       Beachten Sie, dass eine Standardinstallation bereits alle Schlüssel zum sicheren Beschaffen von Paketen
       aus den Standarddepots enthält, daher ist das Verwalten von Schlüsseln nur nötig, wenn
       Drittanbieterdepots hinzugefügt werden. Das Paket extrepo kann zum leichten Verwalten mehrerer externer
       Depots verwandt werden.

NICHT SIGNIERTE DEPOTS

       Falls ein Archiv eine nicht signierte oder überhaupt keine Release-Datei hat, werden alle aktuellen
       APT-Versionen das Herunterladen von Daten von dort standardmäßig in update-Aktionen verweigern. Sogar
       wenn Oberflächen wie apt-get(8) zum Herunterladen gezwungen werden, wird eine explizite Bestätigung
       benötigt, falls eine Installationsanfrage ein Paket aus einem derartigen nicht authentifizierten Archiv
       enthält.

       Sie können erzwingen, dass alle APT-Clients nur Warnungen ausgeben, indem Sie die Konfigurationsoption
       Acquire::AllowInsecureRepositories auf true setzen. Über die sources.list(5)-Option allow-insecure=yes
       kann auch erlaubt werden, dass individuelle Depots unsicher sind. Beachten Sie, dass von unsicheren
       Depots eindringlich abgeraten wird und alle Optionen, die APT zwingen, sie weiterhin zu unterstützen,
       irgendwann entfernt werden. Benutzern steht auch die Option Trusted zur Verfügung, um sogar Warnungen
       auszuschalten, seien Sie sich aber sicher, dass Sie die in sources.list(5) erklärten Konsequenzen
       verstanden haben.

       Ein Depot, das vorher authentifiziert war, diesen Status jedoch bei einer update-Aktion verlieren würde,
       gibt auf allen APT-Clients, ungeachtet der Option, die die Verwendung unsicherer Depots erlaubt oder
       verbietet, einen Fehler aus. Der Fehler kann durch zusätzliches Setzen von
       Acquire::AllowDowngradeToInsecureRepositories auf true oder für individuelle Depots mit der
       sources.list(5)-Option allow-downgrade-to-insecure=yes übergangen werden.

SIGNIERTE DEPOTS

       Eine Kette des Vertrauens von einem APT-Archiv zum Endanwender wird durch verschiedene Schritte erreicht.
       apt-secure ist der letzte Schritt in dieser Kette. Einem Archiv zu vertrauen bedeutet nicht, dass Sie
       vertrauen, dass das Paket keinen schadhaften Code enthält, aber es bedeutet, dass Sie dem Archivbetreuer
       vertrauen. Der Archivbetreuer ist dafür verantwortlich, dass er die Korrektheit der Integrität des
       Archivs aufrechterhält.

       apt-secure überprüft keine Signaturen auf einer Stufe der Pakete. Falls Sie ein Werkzeug benötigen, das
       dies tut, sollten Sie einen Blick auf debsig-verify und debsign werfen (bereitgestellt von den Paketen
       debsig-verify beziehungsweise devscripts).

       Die Kette des Vertrauens in Debian beginnt (z.B.), wenn ein Betreuer ein neues Paket oder eine neue
       Version eines Pakets in das Debian-Archiv hochlädt. Damit es in Kraft tritt muss dieses Hochladen mit
       einem Schlüssel signiert werden, der sich in einem der Schlüsselbunde der Debian-Betreuer befindet
       (verfügbar im Paket »debian-keyring«). Betreuerschlüssel werden von anderen Betreuern gemäß vorbestimmter
       Regeln signiert, um die Identität des Schlüsselinhabers sicherzustellen. Ähnliche Abläufe existieren in
       allen Debian-basierten Distributionen.

       Sobald das hochgeladene Paket überprüft und dem Archiv hinzugefügt wurde, wird die Betreuersignatur
       entfernt, Prüfsummen des Pakets werden berechnet und in die Datei Packages abgelegt. Die Prüfsummen aller
       Packages-Dateien werden berechnet und in der Release-Datei abgelegt. Dann wird die Release-Datei durch
       den Archivschlüssel für diese Ubuntu-Veröffentlichung signiert und zusammen mit den Paketen und
       Packages-Dateien auf Ubuntu-Spiegel verteilt. Die Schlüssel sind im Ubuntu-Archivschlüsselbund im Paket
       ubuntu-keyring verfügbar.

       Endanwender können die Signatur der Release-Datei prüfen, die Prüfsumme eines Paketes daraus entpacken
       und mit der Prüfsumme des Pakets vergleichen, das sie manuell heruntergeladen haben – oder sich darauf
       verlassen, dass APT dies automatisch tut.

       Beachten Sie, dass sich dies vom Prüfen gvonn Signaturen auf Paketbasis unterscheidet. Es wurde
       entworfen, um zwei mögliche Angriffe zu verhindern:

       •   »Man-in-the-middle«-Netzwerkangriffe. Ohne Signaturprüfung kann ein schädlicher Mittelsmann sich
           selbst in das Herunterladen von Paketen einbringen und Schadsoftware bereitstellen. Dies kann
           entweder durch Steuerung eines Netzwerkelements (Router, Switch, usw.) oder durch Umleiten des
           Netzverkehrs zu einem bösartigen Server (durch ARP- oder DNS-Manipulationsangriffe) erfolgen.

       •   Spiegelnetzwerk-Gefährdung. Ohne Signaturprüfung kann ein schädlicher Mittelsmann einen Spiegelserver
           kompromittieren und die Dateien darauf verändern, um schädliche Software an alle Benutzer zu
           verbreiten, die Pakete von diesem Rechner herunterladen.

       Es schützt jedoch nicht gegen eine Kompromittierung des Hauptservers selbst (der die Pakete signiert)
       oder gegen eine Kompromittierung des Schlüssels, der zum Signieren der Release-Dateien benutzt wird. In
       jedem Fall kann dieser Mechanismus eine paketbasierte Signatur ergänzen.

INFORMATIONSÄNDERUNGEN

       Eine Release-Datei enthält neben der Prüfsumme für die Dateien in dem Depot auch allgemeine Informationen
       über das Depot wie die Herkunft, den Codenamen oder die Versionsnummer der Veröffentlichung.

       Diese Informationen werden an verschiedenen Stellen angezeigt, daher sollte ein Depot-Besitzer immer die
       Richtigkeit sicherstellen können. Desweiteren kann weitere Benutzerkonfiguration wie apt_preferences(5)
       kann von diesen Informationen abhängen und sie benutzen. Seit Version 1.5 muss der Benutzer daher
       Änderungen explizit bestätigen, um erkennen zu lassen, dass er ausreichend darauf vorbereitet ist, z.B.
       auf das neue Major Release der Distribution, das im Depot ausgeliefert wird (z.B. durch den Codenamen
       angegeben).

DEPOTKONFIGURATION

       Wenn Sie Archivsignaturen in einem von Ihnen betreuten Archiv zur Verfügung stellen möchten, müssen Sie:

       •   Eine Release-Datei der obersten Stufe erzeugen, wenn sie nicht bereits existiert. Sie können dies
           erledigen, indem Sie apt-ftparchive release (aus apt-utils) ausführen.

       •   Sie signieren. Sie können dies tun, indem Sie gpg --clearsign -o InRelease Release und gpg -abs -o
           Release.gpg Release ausführen.

       •   Den Schlüsselfingerabdruck veröffentlichen, damit Ihre Benutzer wissen, welchen Schlüssel sie
           importieren müssen, um die Dateien im Archiv zu authentifizieren. Am besten liefern Sie Ihren
           Schlüssel in einem eigenen Paket aus, wie dies Ubuntu mit ubuntu-keyring macht, um später automatisch
           Aktualisierungen und Schlüsselwechsel durchführen zu können.

       •   Anweisungen geben, wie Ihr Archiv und Ihr Schlüssel hinzugefügt werden können. Falls Ihre Benutzer
           Ihren Schlüssel nicht auf sichere Weise beschaffen können, ist die oben beschriebene Kette des
           Vertrauens unterbrochen. Wie Sie Benutzern helfen können, Ihren Schlüssel hinzuzufügen, hängt von
           Ihrem Archiv und Ihrer Zielgruppe ab und reicht von der Bereitstellung des Schlüsselrings als Teil
           eines anderen Archivs, das bei Ihren Benutzern bereits konfiguriert ist (wie den Standarddepots ihrer
           Distribution), bis hin zum Nutzen des Vertrauensnetzes.

       Immer wenn sich die Inhalte des Archivs ändern (neue Pakete hinzugefügt oder entfernt werden), muss der
       Archivbetreuer den zwei ersten der oben skizzierten Schritten folgen.

SIEHE AUCH

       apt.conf(5), apt-get(8), sources.list(5), apt-ftparchive(1), debsign(1), debsig-verify(1), gpg(1)

       Um weitere Hintergrundinformationen zu erhalten, können Sie das Kapitel Die Infrastruktur für Sicherheit
       in Debian[1] des Handbuchs »Anleitung zum Absichern von Debian« (auch im Paket harden-doc verfügbar) und
       das Strong Distribution HOWTO[2] von V. Alex Brennen lesen.

FEHLER

       APT-Fehlerseite[3]. Wenn Sie einen Fehler in APT berichten möchten, lesen Sie bitte
       /usr/share/doc/debian/bug-reporting.txt oder den reportbug(1)-Befehl. Verfassen Sie Fehlerberichte bitte
       auf Englisch.

AUTOR

       APT wurde vom APT-Team geschrieben <apt@packages.debian.org>.

AUTOREN DER HANDBUCHSEITE

       Diese Handbuchseite basiert auf der Arbeit von Javier Fernández-Sanguino Peña, Isaac Jones, Colin
       Walters, Florian Weimer und Michael Vogt.

ÜBERSETZUNG

       Die deutsche Übersetzung wurde 2009ff. von Chris Leick <c.leick@vollbio.de> sowie 2025 von Helge
       Kreutzmann <debian@helgefjell.de> in Zusammenarbeit mit dem deutschen l10n-Team von Debian
       <debian-l10n-german@lists.debian.org> angefertigt.

       Beachten Sie, dass diese Übersetzung Teile enthalten kann, die nicht übersetzt wurden. Dies ist so, damit
       kein Inhalt verloren geht, wenn die Übersetzung hinter dem Originalinhalt hinterherhängt.

AUTOREN

       Jason Gunthorpe

       APT-Team

FUßNOTEN

        1. Die Infrastruktur für Sicherheit in Debian
           https://www.debian.org/doc/manuals/securing-debian-manual/ch07

        2. Strong Distribution HOWTO
           http://www.cryptnet.net/fdp/crypto/strong_distro.html

        3. APT-Fehlerseite
           https://bugs.debian.org/src:apt

APT 3.1.3                                       23 November 2024                                   APT-SECURE(8)