Provided by: manpages-de-dev_4.27.0-1_all bug

BEZEICHNUNG

       fopen, fdopen, freopen - Funktionen zum Öffnen von Datenströmen

BIBLIOTHEK

       Standard-C-Bibliothek (libc, -lc)

ÜBERSICHT

       #include <stdio.h>

       FILE *fopen(const char *restrict pfadname, const char *restrict modus);
       FILE *fdopen(int fd, const char *modus);
       FILE *freopen(const char *restrict pfadname, const char *restrict modus,
                     FILE *restrict datenstrom);

   Mit Glibc erforderliche Feature-Test-Makros (siehe feature_test_macros(7)):

       fdopen():
           _POSIX_C_SOURCE

BESCHREIBUNG

       Die  Funktion  fopen()  öffnet  die  Datei,  deren Name die Zeichenkette ist, auf die pfadname zeigt, und
       erzeugt einen damit verbundenen Datenstrom.

       Das Argument  modus  zeigt  auf  eine  Zeichenkette,  die  mit  einer  der  folgenden  Sequenzen  beginnt
       (möglicherweise gefolgt von zusätzlichen Zeichen, wie nachfolgend beschrieben):

       r      eine Textdatei zum Lesen öffnen. Der Datenstrom wird auf den Dateianfang positioniert.

       r+     die   Textdatei  zum  Lesen  und  Schreiben  öffnen.  Der  Datenstrom  wird  auf  den  Dateianfang
              positioniert.

       w      die Datei auf die Länge Null kürzen oder eine Textdatei zum  Schreiben  erzeugen.  Der  Datenstrom
              wird auf den Dateianfang positioniert.

       w+     die  Datei  zum  Lesen  und  Schreiben  öffnen.  Die Datei wird erzeugt, wenn sie nicht existiert,
              ansonsten abgeschnitten. Der Datenstrom wird auf den Dateianfang positioniert.

       a      zum Anhängen (Schreiben am Dateiende) öffnen. Die Datei wird erzeugt, wenn  sie  nicht  existiert.
              Der Datenstrom wird auf das Dateiende positioniert.

       a+     zum  Lesen  und  Anhängen  (Schreiben am Dateiende) öffnen. Die Datei wird erzeugt, wenn sie nicht
              existiert. Die Ausgabe wird immer am Ende der Datei angehängt. POSIX  legt  nicht  fest,  was  die
              anfängliche  Leseposition  ist,  wenn  dieser  Modus  verwandt wird. Für Glibc ist die anfängliche
              Dateiposition  zum  Lesen  am  Dateianfang,  aber  für  Android/BSD/MacOS  ist   die   anfängliche
              Dateiposition zum Lesen am Ende der Datei.

       Die  Zeichenkette  modus  kann  auch  den Buchstaben »b« enthalten, entweder als ein letztes Zeichen oder
       zwischen den Zeichen in einem  der  oben  beschriebenen  Zeichenketten  aus  zwei  Buchstaben.  Dies  ist
       ausschließlich  aus  Kompatibilitätsgründen  zu ISO C so und hat keinerlei Auswirkungen; das »b« wird auf
       allen POSIX-konformen  Systemen  einschließlich  Linux  ignoriert.  (Andere  Systeme  könnten  Text-  und
       Binärdateien  unterschiedlich behandeln und das »b« hinzuzufügen könnte sich als klug erweisen, falls Sie
       E/As auf die Binärdatei ausführen und erwarten, dass  Ihr  Programm  auf  Nicht-UNIX-Umgebungen  portiert
       wird.)

       Lesen Sie die folgenden ANMERKUNGEN, um Einzelheiten über Glibc-Erweiterungen für modus zu erfahren.

       Jede  erstellte  Datei  wird  den  Modus S_IRUSR | S_IWUSR | S_IRGRP | S_IWGRP | S_IROTH | S_IWOTH (0666)
       haben, wie er durch den Umask-Wert des Prozesses geändert wurde (siehe umask(2)).

       Lese- und Schreibzugriffe können in Lese-/Schreibdatenströmen in beliebiger Reihenfolge gemischt  werden.
       Beachten  Sie,  dass  ANSI-C  verlangt,  dass  zwischen  einer  Eingabe-  und  einer  Ausgabeaktion  eine
       Dateipositionierungsfunktion ausgeführt wird, außer wenn eine Eingabe  auf  das  Dateiende  traf.  (Falls
       diese  Bedingung  nicht  eingehalten  wird,  darf  beim  Lesen etwas anderes als das zuletzt geschriebene
       zurückgegeben werden.) Daher ist es ein bewährtes Verfahren (und tatsächlich manchmal unter Linux  nötig)
       eine  fseek(3)-  oder  fsetpos-Aktion  zwischen  Schreib-  und  Leseaktionen  eines  solchen  Datenstroms
       einzuschieben. Diese Aktion könnte der Aufruf  eines  scheinbaren  Leerbefehls  (wie  z.B.  fseek(…,  0L,
       SEEK_CUR) sein, der für seinen synchroniserenden Nebeneffekt aufgerufen wird).

       Eine  Datei  im  Anhänge-Modus  zu  öffnen  (a  als  erstes  Zeichen  von modus) hat zur Folge, dass alle
       nachfolgenden Schreibaktionen in diesen Datenstrom am Dateiende erscheinen, als ob ihnen folgender Aufruf
       vorausgegangen wäre:

           fseek(stream, 0, SEEK_END);

       Der dem Strom zugeordnete Dateideskriptor wird geöffnet, als ob ein Aufruf von open(2) mit den  folgenden
       Schaltern stattgefunden hätte:
              ┌───────────────┬───────────────────────────────┐
              │ fopen()-Modusopen()-Schalter               │
              ├───────────────┼───────────────────────────────┤
              │       r       │ O_RDONLY                      │
              ├───────────────┼───────────────────────────────┤
              │       w       │ O_WRONLY | O_CREAT | O_TRUNC  │
              ├───────────────┼───────────────────────────────┤
              │       a       │ O_WRONLY | O_CREAT | O_APPEND │
              ├───────────────┼───────────────────────────────┤
              │      r+       │ O_RDWR                        │
              ├───────────────┼───────────────────────────────┤
              │      w+       │ O_RDWR | O_CREAT | O_TRUNC    │
              ├───────────────┼───────────────────────────────┤
              │      a+       │ O_RDWR | O_CREAT | O_APPEND   │
              └───────────────┴───────────────────────────────┘

   fdopen()
       Die  Funktion  fdopen()  erzeugt einen mit einem existierenden Dateideskriptor fd verbundenen Datenstrom.
       Der modus der Zeichenkette (einer der Werte »r«, »r+«, »w«, »w+«, »a«,  »a+«)  muss  kompatibel  mit  dem
       Modus des Dateideskriptors sein. Der Dateipositionsanzeiger des neuen Datenstroms wird den von fd gesetzt
       und die Anzeigen von Fehlern und Dateienden werden geleert. Die Modi »w« und »w+« verursachen kein Kürzen
       der  Datei.  dup()  wird nicht aufgerufen und der Dateideskriptor wird geschlossen, wenn der mit fdopen()
       erzeugte Datenstrom geschlossen wird. Wenn fdopen() auf gemeinsam benutzten Speicher angewandt wird,  ist
       das Ergebnis nicht definiert.

   freopen()
       Die  Funktion  freopen  öffnet  die  Datei,  deren Name die Zeichenkette ist, auf die pfadname zeigt, und
       verbindet damit den Datenstrom, auf den datenstrom zeigt. Der Originaldatenstrom wird  geschlossen  (wenn
       er existiert). Das Argument modus wird genauso wie in der Funktion fopen() benutzt.

       Falls  das  Argument  pfadname  ein Nullzeiger ist, ändert freopen() den Modus des Datenstroms auf den in
       modus  angegebenen,  d.h.  freopen()  öffnet  den  dem  Pfadnamen  zugeordneten  Datenstrom  erneut.  Die
       Spezifikation für dieses Verhalten wurde in dem Standard C99 hinzugefügt, bei dem es heißt:

              In diesem Fall muss der dem Datenstrom zugeordnete Dateideskriptor nicht geschlossen werden, falls
              der  Aufruf von freopen() erfolgreich ist. Es ist implementierungsabhängig, welche Modusänderungen
              erlaubt sind (falls überhaupt) und unter welchen Umständen.

       Die  primäre  Verwendung  der  Funktion  freopen()  ist  es,  die  Datei  zu  ändern,   die   mit   einem
       Standard-Textdatenstrom (stderr, stdin oder stdout) verbunden ist.

RÜCKGABEWERT

       Bei  erfolgreichem Abschluss geben fopen(), fdopen() und freopen() einen FILE-Zeiger zurück. Anderenfalls
       wird NULL zurückgegeben und errno dem Fehler entsprechend gesetzt.

FEHLER

       EINVAL Der modus für fopen(), fdopen() oder freopen() war ungültig.

       Die Funktionen fopen(), fdopen() und freopen() können auch fehlschlagen und errno wegen  Fehlern  setzen,
       die für die Routine malloc(3)  spezifiziert sind.

       Die  Funktion  fopen() kann auch fehlschlagen und errno wegen Fehlern setzen, die für die Routine open(2)
       spezifiziert sind.

       Die Funktion fdopen() kann auch fehlschlagen und errno wegen Fehlern setzen, die für die Routine fcntl(2)
       spezifiziert sind.

       Die Funktion freopen() kann auch fehlschlagen und errno  wegen  Fehlern  setzen,  die  für  die  Routinen
       open(2), fclose(3) und fflush(3) spezifiziert sind.

ATTRIBUTE

       Siehe attributes(7) für eine Erläuterung der in diesem Abschnitt verwandten Ausdrücke.
       ┌───────────────────────────────────────────────────────────────────┬───────────────────────┬───────────┐
       │ SchnittstelleAttributWert      │
       ├───────────────────────────────────────────────────────────────────┼───────────────────────┼───────────┤
       │ fopen(), fdopen(), freopen()                                      │ Multithread-Fähigkeit │ MT-Sicher │
       └───────────────────────────────────────────────────────────────────┴───────────────────────┴───────────┘

STANDARDS

       fopen()
       freopen()
              C11, POSIX.1-2008.

       fdopen()
              POSIX.1-2008.

GESCHICHTE

       fopen()
       freopen()
              POSIX.1-2001, C89.

       fdopen()
              POSIX.1-2001.

ANMERKUNGEN

   Anmerkungen zur Glibc
       Die C-Bibliothek von GNU erlaubt die folgenden Erweiterungen für die in modus angegebene Zeichenkette:

       c (seit Glibc 2.3.3)
              keine  »Öffnen«-Transaktion  der Thread-Annulierungspunkte, nachfolgende Lese- und Schreibaktionen
              oder Thread-Abbruchpunkte durchführen. Dieser Schalter wird bei fdopen() ignoriert.

       e (seit Glibc 2.7)
              die Datei mit dem Schalter O_CLOEXEC öffnen.  Siehe  open(2)  für  weitere  Informationen.  Dieser
              Schalter wird bei fdopen() ignoriert.

       m (seit Glibc 2.3)
              versuchen  mit  mmap(2)  auf  die  Datei zuzugreifen, anstatt der E/A-Aufrufe (read(2), write(2)).
              Derzeit wird mmap(2) nur für Dateien probiert, die zum Lesen geöffnet sind.

       x      die Datei exklusiv öffnen (entspricht dem Schalter O_EXCL von open(2)). Falls  die  Datei  bereits
              exisitiert,  schlägt  fopen()  fehl  und setzt errno auf EEXIST. Dieser Schalter wird für fdopen()
              ignoriert.

       Zusätzlich zu den vorhergehenden Zeichen unterstützen fopen() und freopen() die folgende Syntax in modus:

        ,ccs=zeichenkette

       Die angegebene Zeichenkette wird als Name eines kodierten Zeichensatzes genommen und der Datenstrom  wird
       als  an der Breite ausgerichtet gekennzeichnet. Danach wandeln interne Umwandlungsfunktionen die Ein- und
       Ausgaben vom und in den Zeichensatz zeichenkette um. Falls die Syntax ,ccs=zeichenkette  nicht  angegeben
       wurde,  wird  die  Breitenausrichtung  des Datenstroms durch die erste Dateitransaktion festgelegt. Falls
       diese Transaktion eine  Wide-Charakter-Transaktion  ist,  wird  die  Zeichenkette  als  breitenorientiert
       gekennzeichnet und Funktionen zum Umwandeln des kodierten Zeichensatzes werden geladen.

FEHLER

       Wenn  der  modus  auf  individuelle  Schalterzeichen  hin  ausgewertet  wird  (d.h.  die Zeichen, die der
       »ccs«-Spezifikation vorausgehen), beschränkt die Glibc-Implementierung  von  fopen()  und  freopen()  die
       Anzahl  der  untersuchten  Zeichen  in  modus  auf  sieben  (oder,  vor  Glibc 2.14, auf sechs, was nicht
       ausreichte, um mögliche Spezifikationen wie »rb+cmxe«  aufzunehmen).  Die  aktuelle  Implementierung  von
       fdopen() wertet höchstens fünf Zeichen in Modus aus.

SIEHE AUCH

       open(2), fclose(3), fileno(3), fmemopen(3), fopencookie(3), open_memstream(3)

ÜBERSETZUNG

       Die  deutsche  Übersetzung  dieser  Handbuchseite  wurde  von  Patrick Rother <krd@gulu.net>, Chris Leick
       <c.leick@vollbio.de>,   Mario   Blättermann   <mario.blaettermann@gmail.com>,   Dr.   Tobias    Quathamer
       <toddy@debian.org> und Helge Kreutzmann <debian@helgefjell.de> erstellt.

       Diese  Übersetzung ist Freie Dokumentation; lesen Sie die GNU General Public License Version 3 oder neuer
       bezüglich der Copyright-Bedingungen. Es wird KEINE HAFTUNG übernommen.

       Wenn Sie Fehler in der Übersetzung dieser Handbuchseite finden, schicken Sie bitte  eine  E-Mail  an  die
       Mailingliste der Übersetzer: debian-l10n-german@lists.debian.org.

Linux man-pages 6.9.1                              2. Mai 2024                                          fopen(3)