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BEZEICHNUNG
readprofile - Profilbildungs-Informationen des Kernels lesen
ÜBERSICHT
readprofile [Optionen]
VERSION
Diese Handbuchseite dokumentiert Version 2.0 des Programms.
BESCHREIBUNG
Der Befehl readprofile verwendet die Informationen in /proc/profile zum Ausgeben von ASCII-Daten auf der
Standardausgabe. Die Ausgabe ist in drei Spalten geordnet: die erste bezeichnet die Anzahl der
Clock-Ticks, die zweite den Namen der C-Funktion im Kernel, in der diese Anzahl Ticks auftrat und die
dritte ist die normalisierte »Last« der Prozedur, berechnet als Verhältnis zwischen der Anzahl der Ticks
und der Länge der Prozedur. Die Ausgabe wird mit Leerzeichen aufgefüllt, um die Lesbarkeit zu verbessern.
OPTIONEN
-a, --all
gibt alle Symbole in der Map-Datei aus. Per Vorgabe werden die Prozeduren nicht ausgegeben, für die 0
Ticks gemeldet wurden.
-b, --histbin
gibt individuelle Anzahlen für die Histogrammskalierung aus.
-i, --info
aktiviert die reine Info-Ausgabe. Dies veranlasst readprofile, nur die vom Kernel verwendete
Profilbildungs-Schrittweite auszugeben. Diese Schrittweite ist die Auflösung des
Profilbildungs-Puffers und wird während der Kernel-Konfiguration gewählt (mit make config) oder in
der Befehlszeile des Kernels. Falls das Argument -t (terse) zusammen mit -i verwendet wird, dann wird
nur die Dezimalzahl ausgegeben.
-m, --mapfile Map-Datei
gibt eine Map-Datei an, Vorgabe ist /usr/src/linux/System.map. Sie sollten die Map-Datei in der
Befehlszeile angeben, falls Ihr aktueller Kernel nicht derjenige ist, den Sie zuletzt kompiliert
haben, oder die Datei System.map an einem anderen Ort gespeichert ist. Falls der Name der Map-Datei
mit ».gz« endet, wird diese unmittelbar entpackt.
-M, --multiplier Multiplikator
Auf einigen Architekturen ist es möglich, die Frequenz der Profilbildungs-Interrupts zu ändern, die
der Kernel an jede CPU liefert. Diese Option erlaubt das Festlegen der Frequenz als Multiplikator der
Frequenz der Systemuhr in Hz. Unter Linux 2.6.16 wurde die Unterstützung von Multiplikatoren für die
meisten Systeme entfernt. Diese Option setzt auch den Profilbildungs-Puffer zurück, was
Administratorrechte erfordert.
-p, --profile Pro-Datei
gibt einen alternativen Profilbildungs-Puffer an, Vorgabe ist /proc/profile. Die Verwendung einer
alternativen Datei ist sinnvoll, wenn Sie die Kernel-Profilbildung an einem bestimmten Punkt
»einfrieren« und später lesen wollen. Die Datei /proc/profile kann mit cat(1) oder cp(1) kopiert
werden. Komprimierte Profilbildungs-Puffer werden nicht mehr unterstützt, wie dies in readprofile-1.1
noch der Fall war, da das Programm vorher die Größe des Puffers kennen muss.
-r, --reset
setzt den Profilbildungs-Puffer zurück. Dies kann nur mit Administratorrechten aufgerufen werden, da
/proc/profile durch alle Benutzer gelesen werden kann, aber nur der Administrator über Schreibrechte
dafür verfügt. Dennoch können Sie readprofile set-user-ID 0 machen, um den Puffer zurücksetzen, ohne
Privilegien dafür zu erlangen.
-s, --counters
gibt individuelle Zähler in Funktionen aus.
-v, --verbose
aktiviert die ausführliche Ausgabe. Diese wird in vier Spalten geordnet und mit Leerzeichen gefüllt.
Die erste Spalte enthält die RAM-Adressen einer Kernel-Funktion, die zweite den Namen der Funktion,
die dritte die Anzahl der Clock-Ticks und die letzte die normalisierte Last.
-h, --help
zeigt einen Hilfetext an und beendet das Programm.
-V, --version
zeigt Versionsinformationen an und beendet das Programm.
DATEIEN
/proc/profile
Ein binärer Schnappschuss des Profilbildungs-Puffers.
/usr/src/linux/System.map
Die Symboltabelle für den Kernel.
/usr/src/linux/*
Das zu untersuchende Programm :-)
FEHLER
readprofile funktioniert nur mit Kernels der Version 1.3.x oder neuer, da /proc/profile beim
Versionssprung von 1.2 auf 1.3 geändert wurde.
Dieses Programm funktioniert nur mit ELF-Kernels. Die Änderung für a.out-Kernels ist trivial und muss von
dem Benutzer von a.out vorgenommen werden.
Um die Profilbildung zu ermöglichen, muss der Kernel neu gebootet werden, da kein Profilbildungs-Modul
verfügbar ist und dies nicht leicht zu bauen ist. Für die Aktivierung geben Sie profile=2 (oder eine
andere Zahl) in der Befehlszeile des Kernels an. Die angegebene Zahl ist der Exponent zur Basis 2, der
als Profilbildungs-Schrittweite verwendet wird.
Die Profilbildung wird deaktiviert, wenn Interrupts gehemmt sind. Das bedeutet, dass viele
Profilbildungs-Informations-Ticks wieder erscheinen, wenn die Interrupts wieder aktiviert werden. Achten
Sie auf solche irreführenden Informationen.
BEISPIEL
So durchsuchen Sie den Profilbildungs-Puffer, geordnet nach Clock-Ticks:
readprofile | sort -nr | less
So zeigen Sie die 20 am häufigsten geladenen Prozeduren an:
readprofile | sort -nr +2 | head -20
So wird nur das Dateisystemprofil ausgegeben:
readprofile | grep _ext2
So zeigen Sie alle Kernel-Informationen einschließlich Speicheradressen an:
readprofile -av | less
So durchsuchen Sie einen »eingefrorenen« Profilbildungs-Puffer für einen derzeit nicht aktiven Kernel:
readprofile -p ~/profile.freeze -m /zImage.map.gz
So starten Sie die Profilbildung mit 2kHz pro CPU und setzen den Profilbildungs-Puffer zurück:
sudo readprofile -M 20
FEHLER MELDEN
Nutzen Sie zum Melden von Fehlern das Fehlererfassungssystem auf
https://github.com/util-linux/util-linux/issues.
VERFÜGBARKEIT
Der Befehl readprofile ist Teil des Pakets util-linux, welches aus dem Linux-Kernel-Archiv
<https://www.kernel.org/pub/linux/utils/util-linux/> heruntergeladen werden kann.
util-linux 2.40.2 2025-06-05 READPROFILE(8)