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BEZEICHNUNG
run0 - Privilegien erhöhen
ÜBERSICHT
run0 [OPTIONEN…] [BEFEHL…]
BESCHREIBUNG
run0 kann dazu verwandt werden, temporär und interaktiv erhöhte oder andere Privilegien zu erhalten. Es
dient einem ähnlichen Zweck wie sudo(8), arbeitet aber in einer Reihe von zentralen Bereichen anders:
• Es werden keine Ausführungs- oder Sicherheits-Zugangsberechtigungen von dem Aufrufenden in die
aufgerufenen Befehle übernommen, da diese in frischen, isolierten Diensten aufgerufen werden, die vom
Diensteverwalter abgetrennt werden.
• Die Authentifizierung findet mittels Polkit[1] statt, damit wird (falls möglich) die
Authentifizierungs-Eingabeaufforderung vom Terminal getrennt.
• Es wird ein unabhängiges Pseudo-TTY für den aufgerufenen Befehl reserviert, dessen Lebenszyklus
abgetrennt und das aus Sicherheitsgründen isoliert ist.
• Für die Implementierung wird keine SetUID/SetGID-Dateizugriffsfunktionalität verwandt.
Insgesamt sollte dies eine sichere und robustere Alternative zum Mechanismus sudo bereitstellen,
insbesondere in Betriebssystemumgebungen, bei denen SetUID/SetGID-Unterstützung nicht verfügbar ist
(beispielsweise durch Setzen der Variablen NoNewPrivileges= in systemd-system.conf(5)).
Jede mittels run0 aufgerufene Sitzung durchläuft den PAM-Stapel »systemd-run0«.
Beachten Sie, dass run0 als alternative Aufrufmöglichkeit für systemd-run(1) implementiert ist. Dies
bedeutet, dass run0 ein symbolischer Link auf das Programm systemd-run ist und sich als run0 verhält,
wenn es mittels des symbolischen Links aufgerufen wird und andernfalls als systemd-run verhält.
OPTIONEN
Die folgenden Optionen werden verstanden:
--unit=
Verwendet diesen Unit-Namen statt eines automatisch erstellten.
Hinzugefügt in Version 256.
--property=
Setzt eine Eigenschaft der erstellten Dienste-Unit. Diese Option akzeptiert eine Zuweisung im
gleichen Format wie der Befehl set-property von systemctl(1).
Hinzugefügt in Version 256.
--description=
Stellt eine Beschreibung für die aufgrufene Dienste-Unit bereit. Falls nicht angegeben, wird der
Befehl selbst als Beschreibung verwandt. Siehe Description= in systemd.unit(5).
Hinzugefügt in Version 256.
--slice=
Fügt die neue Unit .service zu der angegebenen Scheibe hinzu, anstatt user.slice zu verwenden.
Hinzugefügt in Version 256.
--slice-inherit
Fügt die neue Unit .service zu der Scheibe hinzu, in der auch run0 selbst aufgerufen wurde. Diese
Option kann mit --slice= kombiniert werden, dann wird die mittels --slice= angegebene Scheibe
innerhalb der Scheibe abgelegt, in der der Befehl run0 aufgerufen wird.
Beispiel: Wenn run0 in der Scheibe foo.slice aufgerufen wird und das Argument --slice= bar lautet,
dann wird die Unit unter foo-bar.slice platziert.
Hinzugefügt in Version 256.
--user=, -u, --group=, -g
Schaltet zu dem angegebenen Benutzer/der angegebenen Gruppe (anstelle von root) um.
Hinzugefügt in Version 256.
--nice=
Führt die aufgerufene Sitzung mit der angegebenen Nice-Stufe aus.
Hinzugefügt in Version 256.
--chdir=, -D
Führt die aufgerufene Sitzung mit dem angegebenen Arbeitsverzeichnis aus. Falls nicht angegeben ist
die Vorgabe das aktuelle Arbeitsverzeichnis beim Wechsel zum Benutzer root, oder andernfalls das
Home-Verzeichnis des Zielbenutzers.
Hinzugefügt in Version 256.
--setenv=NAME[=WERT]
Führt die aufgerufene Sitzung mit der angegebenen Umgebungsvariablen gesetzt aus. Dieser Parameter
kann mehrfach verwandt werden, um mehrere Variablen zu setzen. Fehlen »=« und Wert, dann wird der
Wert der Variablen mit dem gleichen Namen in der aufrufenden Umgebung verwandt.
Hinzugefügt in Version 256.
--background=FARBE
Ändert die Terminal-Hintergrundfarbe zu der angegebenen ANSI-Farbe solange die Sitzung läuft. Falls
nicht angegeben, wird der Hintergrund in einem rötlichen Ton gefärbt, wenn als root gearbeitet wird,
und in einem gelblichen Ton, wenn unter einer anderen UID gearbeitet wird, um an geänderte
Privilegien zu erinnern. Die angegebene Farbe sollte eine ANSI-X3.64-SGR-Hintergrundfarbe sein, d.h.
Zeichenketten wie »40«, »41«, …, »47«, »48;2;…«, »48;5;…«. Siehe ANSI-Maskier-Code (Wikipedia)[2] zu
Details. Setzen Sie dies auf eine leere Zeichenkette, um es zu deaktivieren.
Beispiel: »--background=44« für einen blauen Hintergrund.
Hinzugefügt in Version 256.
--pty, --pipe
Erbittet die Reservierung eines Pseudo-TTY für die run0-Sitzung (falls --pty) oder erbittet die
direkte Durchreiche des STDIO-Dateideskriptors des Aufrufenden (falls --pipe). Falls keiner der
Schalter oder beide angegeben sind, wird der Modus automatisch ermittelt: falls die Standardeingabe,
die Standardausgabe und die Standardfehlerausgabe alle mit einem TTY verbunden sind, dann wird ein
Pseudo-TTY reserviert, andernfalls werden die relevanten Dateideskriptoren direkt durchgereicht.
Hinzugefügt in Version 257.
--shell-prompt-prefix=ZEICHENKETTE
Setzt die Zeichenkette für die Shell-Eingabeaufforderung. Dies steuert am Ende die Umgebungsvariable
$SHELL_PROMPT_PREFIX für das aufgerufene Programm, die typischerweise in die
Shell-Eingabeaufforderung importiert wird. Standardmäßig – falls Emojis unterstützt werden – wird ein
Superheld (🦸) dargestellt. Die Vorgabe kann durch Übergabe der Umgebungsvariablen
$SYSTEMD_RUN_SHELL_PROMPT_PREFIX an run0 auch geändert (oder ausgeschaltet) werden, siehe unten.
Setzen Sie dies auf eine leere Zeichenkette, um das Voranstellen vor die Shell-Eingabeaufforderung zu
deaktivieren.
Hinzugefügt in Version 257.
--machine=
Führt die Aktion in einem lokalen Container aus. Geben Sie einen Containernamen an, zu dem verbunden
werden soll.
Hinzugefügt in Version 256.
--no-ask-password
Befragt den Benutzer nicht für Authentifizierung für privilegierte Aktionen.
-h, --help
Zeigt einen kurzen Hilfetext an und beendet das Programm.
--version
Zeigt eine kurze Versionszeichenkette an und beendet das Programm.
Alle Befehlszeilenargumente nach dem ersten nicht optionalen Argument werden Teil der Befehlszeile des
gestarteten Prozesses. Falls keine Befehlszeile angegeben wurde, wird eine interaktive Shell aufgerufen.
Die aufzurufende Shell kann mittels --setenv=SHELL=… gesteuert werden und die Vorgabe ist derzeit die
ursprüngliche Shell des Benutzers (d.h. nicht die des Zielbenutzers), falls lokal gearbeitet wird, oder
/bin/sh bei der Verwendung mit --machine=.
EXIT-STATUS
Im Erfolgsfall wird 0 zurückgeliefert. Falls run0 die Sitzung nicht starten konnte oder der angegebene
Befehl fehlschlägt, wird ein von Null verschiedener Wert zurückgeliefert.
UMGEBUNGSVARIABLEN
Wie bei systemd-run(1) wird die Sitzung die Systemumgebung aus dem Diensteverwalter erben. Zusätzlich
werden die folgenden Variablen gesetzt:
$TERM
Vom $TERM des Aufrufenden kopiert. Kann mit --setenv= außer Kraft gesetzt werden.
Hinzugefügt in Version 256.
$SUDO_USER
Auf den Benutzernamen des ursprünglichen Benutzers gesetzt.
Hinzugefügt in Version 256.
$SUDO_UID
Auf die numerische UNIX-Benutzerkennung des ursprünglichen Benutzers gesetzt.
Hinzugefügt in Version 256.
$SUDO_GID
Auf die primäre numerische UNIX-Gruppenkennung der ursprünglichen Sitzung gesetzt.
Hinzugefügt in Version 256.
$SHELL_PROMPT_PREFIX
Standardmäßig auf das Superheld-Emoji gesetzt (falls unterstützt), kann aber mit der
Umgebungsvariablen $SYSTEMD_RUN_SHELL_PROMPT_PREFIX (siehe unten) oder dem Schalter
--shell-prompt-prefix= (siehe oben) außer Kraft gesetzt werden.
Hinzugefügt in Version 257.
Die folgenden Variablen können an run0 übergeben werden:
$SYSTEMD_RUN_SHELL_PROMPT_PREFIX
Falls gesetzt, setzt dies den Standard-Shell-Eingabeaufforderung-Präfix, den run0 für die aufgerufene
Shell setzt (das Superheld-Emoji), außer Kraft. Setzten Sie dies auf eine leere Zeichenkette, um das
Voranstellen von Text vor die Shell-Eingabeaufforderung zu deaktivieren.
Hinzugefügt in Version 257.
SIEHE AUCH
systemd(1), systemd-run(1), sudo(8), machinectl(1)
ANMERKUNGEN
1. Polkit
https://www.freedesktop.org/wiki/Software/polkit
2. ANSI-Maskier-Code (Wikipedia)
https://en.wikipedia.org/wiki/ANSI_escape_code#SGR_(Select_Graphic_Rendition)_parameters
ÜBERSETZUNG
Die deutsche Übersetzung dieser Handbuchseite wurde von Helge Kreutzmann <debian@helgefjell.de> erstellt.
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systemd 257.3 RUN0(1)