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BEZEICHNUNG
agetty - alternativer Linux-Getty
ÜBERSICHT
agetty [Optionen] Port [Baudrate...] [Terminal]
BESCHREIBUNG
agetty öffnet einen TTY-Port, bittet um einen Anmeldenamen und startet den Befehl /bin/login. Es wird
normalerweise durch init(8) aufgerufen.
agetty verfügt über mehrere nicht standardisierte Funktionalitäten, die für Stand- und Einwählleitungen
nützlich sind:
• Gleicht die TTY-Einstellungen für Paritätsbits und die Lösch-, Kill-, Zeilenende- und
Großschriftzeichen an, wenn es den Anmeldenamen liest. Das Programm kann sowohl mit 7-Bit-Zeichen mit
gerader, ungerader, keiner oder Space-Parität als auch mit 8-Bit-Zeichen ohne Parität umgehen. Die
folgenden Sonderzeichen werden erkannt: Steuerungstaste-U (kill), Entfernen und Rückschritt
(Löschen), Zeilenumbruch und Zeilenvorschub (Zeilenende). Siehe auch die Optionen --erase-chars und
--kill-chars.
• Ermittelt optional die Baudrate aus den von Hayes™-kompatiblen Modems erstellten CONNECT-Nachrichten.
• Legt optional nicht auf, wenn ihm eine bereits offene Leitung übergeben wird (nützlich für
Rückrufanwendungen).
• Zeigt optional den Inhalt der Datei /etc/issue nicht an.
• Zeigt optional alternative »issue«-Dateien oder -Verzeichnisse statt /etc/issue oder /etc/issue.d an.
• Fragt optional nicht nach einem Anmeldenamen.
• Startet optional ein nicht vorgegebenes Anmeldeprogramm statt /bin/login.
• Schaltet optional Hardware-Flusssteuerung ein.
• Erzwingt optional, dass die Leitung lokal und keine Signalerkennung notwendig ist.
Dieses Programm verwendet die Dateien /etc/gettydefs (System V) oder /etc/gettytab (SunOS 4) nicht.
ARGUMENTE
Port
Ein Pfadname relativ zum Verzeichnis /dev. Falls ein »-« angegeben wurde, nimmt agetty an, dass seine
Standardeingabe bereits mit einem TTY-Port verbunden ist und dass die Verbindung zu einem Benutzer in
der Ferne bereits aufgebaut wurde.
Wenn unter System V als Port-Argument ein »-« übergeben wird, sollte die Zeichenkette »--«
vorangestellt werden.
Baudrate,...
Eine kommatagetrennte Liste einer oder mehrerer Baudraten. Jedes Mal, wenn agetty ein BREAK-Zeichen
empfängt, schreitet es durch die Liste fort, die so behandelt wird, als ob sie zirkulär wäre.
Baudraten sollten in absteigender Reihenfolge angegeben werden, so dass das Null-Zeichen (Strg-@)
auch für den Wechsel der Baudrate verwandt werden kann.
Dieses Argument ist optional und für virtuelle Terminals unnötig.
Die Vorgabe für serielle Terminals ist, die aktuelle Baudrate beizubehalten (siehe --keep-baud) und
falls nicht erfolgreich, als Vorgabe »9600« zu verwenden.
Terminal
Der Wert, der für die Umgebungsvariable TERM verwendet werden soll. Dies setzt außer Kraft, was auch
immer init(8) gesetzt haben könnte und wird an das Anmeldeprogramm und die Shell vererbt.
Die Vorgabe ist »vt100« oder »linux« für Linux auf einem virtuellen Terminal oder »hurd« für GNU Hurd
auf einem virtuellen Terminal.
OPTIONEN
-8, --8bits
Es wird angenommen, dass das TTY 8-Bit-korrekt ist, daher wird die Paritätserkennung abgeschaltet.
-a, --autologin Benutzername
Der angegebene Benutzer wird ohne Abfrage eines Benutzernamens oder Passworts automatisch angemeldet.
Die Verwendung dieser Option führt dazu, dass die Option und das Argument -f Benutzername zu der
Befehlszeile von /bin/login hinzugefügt werden. Siehe --login-options, die zur Veränderung des
Verhaltens dieser Option verwandt werden kann.
Beachten Sie, dass --autologin die Art beeinflussen könnten, in der getty die serielle Leitung
initialisiert, da beim automatischen Anmelden getty nicht von der Leitung liest und keine Möglichkeit
hat, die Leitungseinstellungen zu optimieren.
-c, --noreset
Terminal-Cflags (Steuermodi) werden nicht zurückgesetzt. Siehe termios(3) für weitere Details.
-E, --remote
Typischerweise wird dem Befehl login(1) ein Rechnernamen in der Ferne übergeben, wenn es von etwas
wie telnetd(8) aufgerufen wird. Diese Option erlaubt es agetty, an login(1) für die Verwendung in
utmp(5) den von ihm verwandten Rechnernamen zu übergeben. Siehe --host, login(1) und utmp(5).
Falls eine Option --host Fake-Rechner angegeben wird, dann wird die Option und das Argument -h
Fake-Rechner zu der Befehlszeile von /bin/login hinzugefügt.
Falls die Option --nohostname angegeben wird, dann wird die Option -H zu der Befehlszeile von
/bin/login hinzugefügt.
Siehe --login-options.
-f, --issue-file Pfad
Gibt eine durch Doppelpunkte (»:«) getrennte Liste anzuzeigender Dateien und Verzeichnisse statt
/etc/issue (oder anderen) an. Alle angegebenen Dateien und Verzeichnisse werden angezeigt; fehlende
oder leere Dateien werden stillschweigend ignoriert. Falls der festgelegte Pfad ein Verzeichnis ist,
werden alle Dateien mit der Erweiterung .issue aus diesem Verzeichnis in Versionsreihenfolge
angezeigt. Dies ermöglicht es, auf verschiedenen Terminals angepasste Meldungen anzuzeigen. Die
Option --noissue setzt diese Option außer Kraft.
--show-issue
zeigt die aktuelle Issue-Datei (oder andere) im aktuellen Terminal an und beendet das Programm.
Verwenden Sie diese Option zum Betrachten der derzeitigen Einstellungen; sie dient keinem anderen
Zweck. Beachten Sie, dass die Ausgabe eventuell Vorgabe- oder unvollständige Informationen beinhalten
kann, da eine korrekte Ausgabe vom Terminal und der Befehlszeile von agetty abhängig ist.
-h, --flow-control
Hardwareflusssteuerung (RTS/CTS) aktivieren. Es bleibt der Anwendung überlassen,
Softwareflusssteuerung (XON/XOFF) wo notwendig zu deaktivieren.
-H, --host Fake-Rechner
Schreibt den angegebenen Fake-Rechner in die Datei »utmp«. Normalerweise wird kein Anmelderechner
angegeben, da agetty für lokale, festverdrahtete Verbindungen und Konsolen benutzt wird. Diese Option
kann allerdings für die Identifizierung von Terminal-Konzentratoren und ähnlichem nützlich sein.
-i, --noissue
Zeigt den Inhalt von /etc/issue (oder anderen) vor der Ausgabe der Anmeldeeingabeaufforderung nicht
an. Terminals oder Kommunikations-Hardware könnten beim Empfang von vielem Text mit der falschen
Baudrate durcheinanderkommen; Einwählskripte könnten fehlschlagen, falls vor der
Anmeldeeingabeaufforderung zu viel Text steht.
-I, --init-string Init-Zeichenkette
Setzt eine initiale Zeichenkette, die an das TTY oder Modem vor dem Senden von allem anderen
übertragen werden soll. Dies kann zur Initialisierung des Modems verwandt werden. Nicht darstellbare
Zeichen können gesendet werden, indem ihrem oktalen Code ein Rückwärtsschrägstrich (\) vorangestellt
wird. Beispielsweise schreiben Sie
-J, --noclear
Löscht den Bildschirm nicht, bevor nach dem Anmeldenamen gefragt wird. Standardmäßig wird der
Bildschirm gelöscht.
-l, --login-program Anmeldeprogramm
Ruft ein spezielles Anmeldeprogramm statt /bin/login auf. Dies ermöglicht es, ein nicht
standardisiertes Anmeldeprogramm zu verwenden. Beispielsweise könnte ein solches Programm nach einem
Einwählpasswort fragen oder eine andere Passwort-Datei verwenden. Siehe --login-options.
-L, --local-line[=Modus]
Steuert den Leitungsschalter CLOCAL. Das optionale Argument Modus ist auto, always oder never. Falls
das Argument Modus weggelassen wird, ist die Vorgabe always. Falls die Option --local-line überhaupt
nicht angegeben ist, dann ist die Vorgabe auto.
always
Erzwingt, dass die Leitung lokal und keine Signalerkennung notwendig ist. Dies kann nützlich
sein, falls Sie ein lokal angebundenes Terminal haben, bei der die serielle Leitung nicht das
Signal »carrier-detect« setzt.
never
Setzt den Schalter CLOCAL aus den Leitungseinstellungen explizit zurück und das Signal
»carrier-detect« wird auf der Leitung erwartet.
auto
Vorgabe von agetty. Verändert die CLOCAL-Einstellung nicht und folgt den Einstellungen, die vom
Kernel aktiviert wurden.
-m, --extract-baud
Versucht, die Baudrate aus der von Hayes(tm)-kompatiblen Modems erstellten CONNECT-Statusmeldung
auszulesen. Die Statusmeldungen sind von folgender Form: »<Müll><Geschwindigkeit><Müll>«. agetty
nimmt an, dass das Modem die Statusmeldung mit der gleichen Geschwindigkeit ausgibt, wie das mit dem
(ersten) Baudrate-Wert auf der Befehlszeile angegeben ist.
Da die Funktionalität von --extract-baud auf stark beschäftigten Systemen fehlschlagen könnte,
sollten Sie dennoch die Verarbeitung von BREAK aktivieren, indem Sie alle erwarteten Baudraten auf
der Befehlszeile aufzählen.
--list-speeds
Unterstützte Baudraten anzeigen. Diese werden während der Kompilation festgelegt.
-n, --skip-login
Fragt den Benutzer nicht nach einem Anmeldenamen. Dies kann für Verbindungen mit der Option
--login-program verwendet werden, um einen nicht standardmäßigen Anmeldeprozess wie eine Mailbox
(BBS) aufzurufen. Beachten Sie, dass agetty mit der Option --skip-login keine Eingabezeichen von dem
Benutzer erhält, der sich anmeldet, und daher nicht die Parität, Zeichenbreite und die Verarbeitung
von Zeilenumbrüchen in der Verbindung erkennen kann. Als Vorgabe wird Space-Parität, 7-Bit-Zeichen
und ASCII-CR (13) Zeilenumbruchzeichen verwandt. Achtung: Das von agetty gestartete Programm
(normalerweise /bin/login) wird als root ausgeführt.
-N, --nonewline
Keinen Zeilenumbruch vor dem Schreiben von /etc/issue anzeigen.
-o, --login-options Anmeldeoptionen
Optionen und Argumente, die an login(1) übergeben werden. Hierbei wird \u durch den Anmeldenamen
ersetzt. Beispiel:
--login-options '-h darkstar -- \u'
Siehe --autologin, --login-program und --remote.
Bitte lesen Sie unten den SICHERHEITSHINWEIS, bevor Sie diese Option benutzen.
-p, --login-pause
Wartet auf einen Tastendruck, bevor eine Anmeldeaufforderung ausgegeben wird. Kann mit --autologin
kombiniert werden, um durch träges Erzeugen von Shells Speicher zu sparen.
-r, --chroot Verzeichnis
Ändert das Wurzelverzeichnis auf das angegebene Verzeichnis.
-R, --hangup
Ruft vhangup(2) auf, um auf dem angegebenen Terminal virtuell aufzulegen.
-s, --keep-baud
versucht, die vorhandene Baud-Rate beizubehalten. Die Baud-Raten aus der Befehlszeile werden
verwendet, wenn agetty ein BREAK-Zeichen empfängt. Falls andere Baud-Raten angegeben werden, so wird
auch die ursprüngliche Baud-Rate am Ende der Liste der gewünschten Baud-Raten angehängt. Auf diese
Weise können Sie nach unerwarteten BREAKs zur ursprünglichen Baud-Rate zurückkehren.
-t, --timeout Dauer
Beendet sich, falls der Benutzername nicht innerhalb von Dauer Sekunden eingelesen werden konnte.
Diese Option sollte nicht mit festverdrahteten Leitungen verwendet werden.
-U, --detect-case
Schaltet die Unterstützung für die Erkennung von Terminals ein, die nur Großschreibung beherrschen.
Diese Einstellung wird einen Anmeldenamen, der nur Großbuchstaben enthält, erkennen und davon
ausgehend auf ein Terminal schließen, das nur Großbuchstaben beherrscht und dann einige
Groß-zu-Kleinbuchstaben-Umwandlungen aktivieren. Beachten Sie, dass dabei keine Unterstützung für
Unicode-Zeichen vorhanden ist.
-w, --wait-cr
Wartet bis der Benutzer oder das Modem ein Zeilenumbruch- oder Wagenrücklaufzeichen gesendet hat,
bevor die (oder andere) Datei(n) /etc/issue und eine Eingabeaufforderung gesandt wird. Dies ist in
Verbindung mit der Option --init-string nützlich.
--nohints
Keine Hinweise zu den Num-, Rollen- und Feststelltasten anzeigen.
--nohostname
By default the hostname will be printed. With this option enabled, no hostname at all will be shown.
This setting is also possible to able by LOGIN_PLAIN_PROMPT option in the /etc/login.defs
configuration file (see below for more details).
--long-hostname
Standardmäßig wird der Rechnername nur bis zum ersten Punkt angezeigt. Wird diese Option aktiviert,
dann wird der vollqualifizierte Rechnername durch gethostname(3P) oder (falls nicht gefunden) durch
getaddrinfo(3) angezeigt.
--erase-chars Zeichenkette
Diese Option legt zusätzliche Zeichen fest, die als Rückschritt (»das letzte Zeichen ignorieren«)
interpretiert werden sollen, wenn der Benutzer den Anmeldenamen eingibt. Standardmäßig war »#« das
zusätzliche »erase« (löschen), aber seit Util-Linux 2.23 werden keine zusätzlichen Löschzeichen
standardmäßig aktiviert.
--kill-chars Zeichenkette
Diese Option legt zusätzliche Zeichen fest, die als Bereinigen (»alle vorherigen Zeichen ignorieren«)
interpretiert werden sollen, wenn der Benutzer den Anmeldenamen eingibt. Standardmäßig war »@« das
zusätzliche »kill« (bereinigen), aber seit Util-Linux 2.23 werden keine zusätzlichen
Bereinigungszeichen standardmäßig aktiviert.
--chdir Verzeichnis
Vor dem Anmelden das Verzeichnis wechseln.
--delay Anzahl
wartet diese Anzahl an Sekunden, bevor ein TTY geöffnet wird.
--nice Nummer
führt die Anmeldung mit dieser Priorität aus.
--reload
Fordert alle laufenden Instanzen von agetty auf, sich neu zu laden und ihre angezeigten
Anmeldeaufforderungen zu aktualisieren, falls der Benutzer noch nicht mit der Anmeldung begonnen hat.
Danach wird sich der Befehl beenden. Diese Funktionalität wird von Systemen ohne Linux-inotify(7)
möglicherweise nicht unterstützt.
-h, --help
zeigt einen Hilfetext an und beendet das Programm.
-V, --version
zeigt Versionsinformationen an und beendet das Programm.
EINTRÄGE DER KONFIGURATIONSDATEI
agetty liest die Konfigurationsdatei /etc/login.defs (siehe login.defs(5)). Beachten Sie, dass die
Konfigurationsdatei Teil eines anderen Pakets sein könnte (z.B. shadow-utils). Die folgenden
Konfigurationseinträge sind für agetty relevant:
LOGIN_PLAIN_PROMPT (boolesch)
weist agetty an, dass die Ausgabe des Rechnernamens in der Eingabeaufforderung der Anmeldung
unterdrückt werden soll. Dies ist die Alternative zur Befehlszeilenoption --nohostname. Der
Standardwert ist no.
BEISPIEL
Dieser Abschnitt zeigt Beispiele für das Prozessfeld eines Eintrages in der Datei /etc/inittab. Sie
müssen für die anderen Felder geeignete Werte voranstellen. Siehe inittab(5) für weitere Details.
Für eine hartverdrahtete Leitung oder ein Konsolen-TTY:
/sbin/agetty 9600 ttyS1
Für ein direkt verbundenes Terminal ohne korrekte »carrier-detect«-Verkabelung (versuchen Sie das, falls
Ihr Terminal nicht reagiert, statt Ihnen eine »password«-Eingabeaufforderung anzuzeigen).
/sbin/agetty --local-line 9600 ttyS1 vt100
Für eine altertümliche Einwählleitung mit einem 9600/2400/1200-Baud-Modem:
/sbin/agetty --extract-baud --timeout 60 ttyS1 9600,2400,1200
Für ein Hayes-Modem mit einer fest eingestellten 115200-bit/s-Schnittstelle zum Rechner (die
Beispiel-Init-Zeichenkette schaltet das Echo des Modems und die Ergebniscodes ab, läßt
Modem-/Computer-Datenträgersignalerkennung (DCD) die Datenträgersignalerkennung des Modems/Modems
verfolgen, erzeugt ein DTR, das zum Beenden der Verbindung führt und schaltet die automatische Antwort
nach einmaligem Klingeln an):
/sbin/agetty --wait-cr --init-string 'ATE0Q1&D2&C1S0=1\015' 115200 ttyS1
SICHERHEITSHINWEIS
Falls Sie die Optionen --login-program und --login-options verwenden, seien Sie sich bewusst, dass ein
bösartiger Benutzer versuchen könnte, Anmeldenamen mit eingebetteten Optionen anzugeben, die dann an das
verwendete Anmeldeprogramm weitergegeben werden. agetty prüft auf führende »-« und stellt sicher, dass
Anmeldenamen als ein Parameter weitergegeben werden (daher werden eingebettete Leerzeichen keinen
weiteren Parameter erzeugen), aber abhängig davon, wie das Anmeldeprogramm die Befehlszeile auswertet,
könnte das nicht ausreichen. Prüfen Sie, dass das verwandte Anmeldeprogramm nicht auf diese Art
missbraucht werden kann.
Einige Programme verwenden »--«, um anzuzeigen, dass der Rest der Befehlszeile nicht als Optionen
interpretiert werden sollte. Verwenden Sie, falls vorhanden, diese Funktionalität, indem Sie »--«
übergeben, bevor der Benutzernamme mit \u übergeben wird.
ISSUE-DATEIEN
Die Standard-Issue-Datei ist /etc/issue. Falls die Datei existiert, dann prüft agetty auf das Verzeichnis
/etc/issue.d. Das Verzeichnis ist eine optionale Erweiterung zu der Standard-Issue-Datei und der Inhalt
des Verzeichnisses wird nach dem Inhalt von /etc/issue ausgegeben. Falls /etc/issue nicht existiert, wird
das Verzeichnis ignoriert. Alle Dateien mit der Endung .issue aus dem Verzeichnis werden in
Versionsreihenfolge angezeigt. Das Verzeichnis kann zur Verwaltung von Nachrichten dritter Parteien,
unabhängig von der primären Datei /etc/issue des Systems, verwendet werden.
Seit Version 2.35 werden zusätzliche Orte für Issue-Datei und -Verzeichnis unterstützt. Falls die
standardmäßige Datei /etc/issue nicht existiert, dann prüft agetty, ob die Dateien /run/issue und
/run/issue.d vorhanden sind, und danach /usr/lib/issue und /usr/lib/issue.d. Das Verzeichnis /etc wird
als Ort der rechnerspezifischen Konfiguration angenommen, /run für erzeugte Objekte und /usr/lib für die
statische, von der Distribution verwaltete Konfiguration.
Der Standardpfad kann mit der Option --issue-file außer Kraft gesetzt werden. In diesem Fall muss der
festgelegte Pfad eine Datei oder Verzeichnis sein und alle standardmäßigen Orte der Issue-Dateien und
-Verzeichnisse werden ignoriert.
Die Issue-Datei-Funktionalität kann mit der Option --noissue vollständig deaktiviert werden.
Mit dem Befehl agetty --show-issue können Sie die aktuelle Issue-Datei im aktuellen Terminal anzeigen
lassen.
Die issue-Dateien können bestimmte Maskierungscodes enthalten, um den Systemnamen, das Datum, die Zeit
usw. anzuzeigen. Alle Maskierungscodes bestehen aus einem Rückwärtsschrägstrich (\), der sofort von einem
der unten aufgeführten Zeichen gefolgt wird.
4 oder 4{Schnittstelle}
Fügt die IPv4-Adresse der angegebenen Netzwerkschnittstelle (beispielsweise \4{eth0}) ein. Falls das
Argument Schnittstelle nicht angegeben wurde, wird die erste vollständig konfigurierte Schnittstelle
(OBEN, keine-SCHLEIFENSCHALTUNG, LAUFEND) ausgewählt. Falls keine konfigurierte Schnittstelle
gefunden wird, wird auf die IP-Adresse des Rechnernamens der Maschine zurückgegriffen.
6 oder 6{Schnittstelle}
Identisch zu \4, aber für IPv6.
b
fügt die Baudrate der aktuellen Leitung ein.
d
fügt das aktuelle Datum ein.
e oder e{Name}
Übersetzt den menschenlesbaren Namen in eine Maskierungssequenz und fügt diese ein (Beispiel:
\e{red}Hinweistext.\e{reset}). Falls das Argument Name nicht angegeben ist, wird \033 eingefügt. Die
derzeit unterstützen Namen sind: black, blink, blue, bold, brown, cyan, darkgray, gray, green,
halfbright, lightblue, lightcyan, lightgray, lightgreen, lightmagenta, lightred, magenta, red, reset,
reverse, yellow und white. Alle unbekannten Namen werden stillschweigend ignoriert.
s
fügt den Systemnamen (den Namen des Betriebssystems) ein. Identisch zu »uname -s«. Siehe auch die
Maskierungscodes.
S oder S{VARIABLE}
Fügt die VARIABLEn-Daten aus /etc/os-release hinzu. Falls diese Datei nicht existiert, dann wird auf
/usr/lib/os-release zurückgefallen. Falls das Argument VARIABLE nicht angegeben ist, dann wird
»PRETTY_NAME« aus der Datei oder der Systemname verwendet (siehe \s). Der Maskierungscode erlaubt es,
/etc/issue unabhängig von der Distribution und der Veröffentlichung zu halten. Beachten Sie, dass
\S{ANSI_COLOR} in die echte Terminalmaskierungssequenz umgewandelt wird.
l
fügt den Name der aktuellen TTY-Leitung ein.
m
fügt den Architekturkennzeichner der Maschine ein. Identisch zu uname -m.
n
fügt den Knotennamen der Maschine (auch als Rechnername oder Hostname bekannt) ein. Identisch zu
uname -n.
o
fügt den NIS-Domain-Namen der Maschine ein. Identisch zu hostname -d.
O
fügt den DNS-Domain-Namen der Maschine ein.
r
fügt die Release-Nummer des Betriebssystems ein. Identisch zu uname -r.
t
fügt die aktuelle Zeit ein.
u
fügt die Anzahl der aktuell angemeldeten Benutzer ein.
U
fügt die Zeichenkette »1 user« oder »<n> users« ein, wobei <n> die Anzahl der derzeit angemeldeten
Benutzer ist.
v
fügt die Version des Betriebssystems ein, d.h. das Baudatum usw.
Beispielsweise führt die folgende Datei /etc/issue auf meinem System
Dies ist \n.\o (\s \m \r) \t
zu der Ausgabe:
Dies ist thingol.orcan.dk (Linux i386 1.1.9) 18:29:30
DATEIEN
/var/run/utmp
ist die Systemstatusdatei.
/etc/issue
wird vor der Anmeldeeingabeaufforderung angezeigt.
/etc/os-release /usr/lib/os-release
enthält die Identifikationsdaten des Betriebssystems.
/dev/console
dazu, dass Probleme gemeldet werden (falls syslog(3) nicht verwendet wird).
/etc/inittab
ist die init(8)-Konfigurationsdatei für einen SysV-artigen Init-Daemon.
FEHLER
Die Baudratenerkennungsfunktionalität (die Option --extract-baud) verlangt, dass agetty früh genug nach
dem Abschluss des Einwählprozesses eingeplant wird (innerhalb von 30 ms bei Modems, die mit 2400 Baud
funktionieren). Für einen robusteren Betrieb verwenden Sie die Option --extract-baud immer in Kombination
mit mehreren Baudraten im Befehlszeilenargument, so dass die Verarbeitung von BREAK aktiviert ist.
Der Text in der Datei /etc/issue (oder anderer) und die Eingabeaufforderung werden immer mit
7-Bit-Zeichen und Space-Parität ausgegeben.
Die Baudratenerkennungsfunktionalität (die Option --extract-baud) verlangt, dass das Modem eine
Statusmeldung nach dem Hochziehen der DCD-Leitung ausgibt.
DIAGNOSE
Abhängig davon, wie das Programm konfiguriert wurde, werden alle Diagnoseinformationen auf das
Konsolengerät geschrieben oder über die syslog(3)-Funktionalität berichtet. Fehlernachrichten werden
erstellt, falls das Argument Port kein Terminalgerät festlegt; falls es keinen Utmp-Eintrag für den
aktuellen Prozess gibt (nur System V) und so weiter.
AUTOREN
Werner Fink <werner@suse.de>, Karel Zak <kzak@redhat.com>
Das ursprüngliche agetty für serielle Terminals wurde von W.Z. Venema <wietse@wzv.win.tue.nl> geschrieben
und von Peter Orbaek <poe@daimi.aau.dk> nach Linux portiert.
FEHLER MELDEN
Nutzen Sie zum Melden von Fehlern das Fehlererfassungssystem auf
https://github.com/util-linux/util-linux/issues.
VERFÜGBARKEIT
Der Befehl agetty ist Teil des Pakets util-linux, welches aus dem Linux-Kernel-Archiv
<https://www.kernel.org/pub/linux/utils/util-linux/> heruntergeladen werden kann.
util-linux 2.39.3 2025-06-05 AGETTY(8)