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BEZEICHNUNG

       execl, execlp, execle, execv, execvp, execvpe - führt eine Datei aus

BIBLIOTHEK

       Standard-C-Bibliothek (libc, -lc)

ÜBERSICHT

       #include <unistd.h>

       extern char **environ;

       int execl(const char *pathname, const char *arg, 
       /*, (char *) NULL */);
       int execlp(const char *file, const char *arg, 
       /*, (char *) NULL */);
       int execle(const char *pathname, const char *arg, 
                       /*, (char *) NULL, char *const envp[] */);
       int execv(const char *pathname, char *const argv[]);
       int execvp(const char *file, char *const argv[]);
       int execvpe(const char *file, char *const argv[], char *const envp[]);

   Mit Glibc erforderliche Feature-Test-Makros (siehe feature_test_macros(7)):

       execvpe():
           _GNU_SOURCE

BESCHREIBUNG

       Die exec()-Funktionsfamilie ersetzt den aktuellen Programmcode im Speicher mit einem neuen Prozessabbild.
       Die  in  dieser Handbuchseite beschriebenen Bibliotheksfunktionen sind über diejenigen der Systemfunktion
       execve(2) gelegt. (Siehe die Handbuchseite von execve(2)  für  weitere  Details  über  das  Ersetzen  des
       aktuellen Prozessabbilds.)

       Das erste Argument dieser Funktionen ist der Name der Datei, die ausgeführt werden soll.

       Die  Funktionen  können,  basierend  auf  den  Buchstaben,  die dem Namensanfang »exec« folgen, gruppiert
       werden.

   l - execl(), execlp(), execle()
       Der Ausdruck const char *arg und die nachfolgenden Auslassungspunkte (»…«) sind als eine Liste mit  einer
       unbestimmten  Anzahl von Parametern arg0, arg1, …, argn zu verstehen. Zusammen stellen sie eine Liste mit
       einem oder mehreren Zeigern auf mit einem Nullbyte  (»\0«)  abgeschlossene  Zeichenketten  dar,  die  dem
       aufgerufenen  Programm  als  Argumentliste  verfügbar  ist. Der erste Eintrag sollte konventionsgemäß ein
       Zeiger auf den Dateinamen des aufgerufenen Programms sein. Die Parameterliste muss mit  einem  Nullzeiger
       abgeschlossen  werden  und weil es variadische Funktionen sind, muss für diesen Zeiger eine Typumwandlung
       (cast) zu (char *) NULL durchgeführt werden.

       Im Gegensatz zu den »l«-Funktionen  legen  die  »v«-Funktionen  (unten)  die  Befehlszeilenargumente  des
       ausgeführten Programmes als Vektor fest.

   v - execv(), execvp(), execvpe()
       Die  Argument  char *const  argv[]  ist  ein  im Folgeprogramm verfügbares Feld von Zeigern auf mit einem
       Nullbyte abgeschlossene Zeichenketten, die die Argumentenliste  darstellen.  Das  erste  Argument  sollte
       konventionsgemäß  auf  den  Namen  der  auszuführenden  Datei weisen. Der Feld von Zeigern muss mit einem
       Nullzeiger als letztem Eintrag abgeschlossen werden.

   e - execle(), execvpe()
       Die Umgebung für das neue Prozessabbild wird mittels des Arguments envp festgelegt. Das Argument envp ist
       ein Feld von Zeigern auf mit einem Nullbyte abgeschlossene Zeichenketten und muss  mit  einem  Nullzeiger
       als letztem Eintrag abgeschlossen werden.

       Alle  anderen  exec()-Funktionen (die kein »e« in der Endung enthalten) übernehmen die Umgebungsvariablen
       für den neuen Prozess von der externen Variablen environ im aufrufenden Prozess.

   p - execlp(), execvp(), execvpe()
       Diese Funktionen suchen ebenso wie die Shell  nach  einem  ausführbaren  Programm,  wenn  der  angegebene
       Dateiname  keinen Schrägstrich (/) enthält. Die Datei wird in der durch Doppelpunkte getrennten Liste von
       Verzeichnis-Pfadnamen in der Umgebungsvariablen PATH gesucht. Wenn diese Variable  nicht  definiert  ist,
       ist  die  Pfadliste  standardmäßig eine Liste, die die von confstr(_CS_PATH) (das typischerweise den Wert
       »/bin:/usr/bin«  zurückliefert)  zurückgelieferten  Verzeichnisse  enthält  und  mglicherweise  auch  das
       aktuelle Arbeitsverzeichnis. Lesen Sie ANMERKUNGEN für weitere Details.

       execvpe()  sucht nach dem Programm mittels des Werts von PATH aus der Umgebung des Aufrufenden, nicht aus
       dem Argument envp.

       Falls der angegebene Dateiname einen Schrägstrich enthält, wird PATH ignoriert  und  die  Datei  mit  dem
       angegebenen Pfadnamen ausgeführt.

       Zusätzlich werden bestimmte Fehler speziell behandelt.

       Falls  die  Ausführung  einer  gefundenen  Datei  verweigert wird (die versuchte Ausführung von execve(2)
       führte zum Fehler EACCES), werden diese Funktionen im restlichen Suchpfad weitersuchen. Wenn  aber  keine
       andere Datei gefunden wird, kehren diese Funktionen zurück und setzen errno auf EACCES.

       Wenn  der Header einer Datei nicht erkannt wird (die versuchte Ausführung von execve(2) führte zum Fehler
       ENOEXEC), starten diese Funktionen die Shell (/bin/sh) mit dem Pfadnamen der Datei als  erstes  Argument.
       (Wenn dieser Versuch fehlschlägt, wird die Suche abgebrochen.)

       Alle anderen exec()-Funktionen (die kein »p« in der Endung enthalten) akzeptieren als ihr erstes Argument
       einen (relativen oder absoluten) Pfadnamen, der das auszuführende Programm identifiziert.

RÜCKGABEWERT

       Die  exec()-Funktionen kehren nur in das aufrufende Programm zurück, wenn ein Fehler aufgetreten ist. Der
       Rückgabewert ist -1 und errno wird auf die entsprechende Fehlerkennung gesetzt.

FEHLER

       Alle diese Funktionen können fehlschlagen und errno auf jeden möglichen Fehler setzen, der für  execve(2)
       angegeben ist.

VERSIONEN

       Die Funktion execvpe() kam erstmals in Glibc 2.11 vor.

ATTRIBUTE

       Siehe attributes(7) für eine Erläuterung der in diesem Abschnitt verwandten Ausdrücke.
       ┌─────────────────────────────────────────────────────────────────┬───────────────────────┬─────────────┐
       │ SchnittstelleAttributWert        │
       ├─────────────────────────────────────────────────────────────────┼───────────────────────┼─────────────┤
       │ execl(), execle(), execv()                                      │ Multithread-Fähigkeit │ MT-Safe     │
       ├─────────────────────────────────────────────────────────────────┼───────────────────────┼─────────────┤
       │ execlp(), execvp(), execvpe()                                   │ Multithread-Fähigkeit │ MT-Safe env │
       └─────────────────────────────────────────────────────────────────┴───────────────────────┴─────────────┘

STANDARDS

       POSIX.1-2001, POSIX.1-2008.

       Die Funktion execvpe() ist eine GNU-Erweiterung.

ANMERKUNGEN

       Der  Standardsuchpfad  (wird verwandt, wenn die Umgebung nicht die Variable PATH enthält), zeigt zwischen
       Systemen einige Variationen. Im Allgemeinen enthält es /bin und /usr/bin (in dieser Reihenfolge) und kann
       auch das aktuelle Arbeitsverzeichnis enthalten. Auf einigen Systemen ist das aktuelle  Arbeitsverzeichnis
       nach  /bin  und  /usr/bin enthalten, um Trojanische Pferde zu vermeiden. Die Glibc-Implementierung folgte
       lange der traditionellen Vorgabe, bei der das aktuelle Arbeitsverzeichnis am Anfang des  Suchpfades  ent‐
       halten  ist. Aufgrund einiger Code-Überarbeitungen während der Entwicklung der Glibc 2.24 wurde das aktu‐
       elle Arbeitsverzeichnis aus dem Standard-Suchpfad komplett entfernt. Diese versehentliche Verhaltensände‐
       rung wird leicht nützlich eingeschätzt und wird nicht zurückgenommen.

       Das Fehlerverhalten von execlp() und execvp() beim Versuch Programme zu starten  ist  historische  Praxis
       und  traditionell undokumentiert. Daher ist dieses Verhalten auch nicht durch den POSIX-Standard spezifi‐
       ziert. BSD (und möglicherweise andere Systeme) schlafen automatisch und  wiederholen  den  Versuch,  wenn
       ETXTBSY angetroffen wird. Linux behandelt es wie einen harten Fehler und kehrt sofort zurück.

       Traditionell  ignorierten die Funktionen execlp() und execvp() alle Fehler bis auf die oben beschriebenen
       sowie ENOMEM und E2BIG, bei deren Auftreten sie ins Hauptprogramm zurückkehrten.  Sie  kehren  jetzt  ins
       Hauptprogramm zurück, wenn ein anderer Fehler als die oben beschriebenen auftritt.

FEHLER

       Vor  Glibc  2.24  verwandten  execl()  und execle() intern realloc(3) und waren daher nicht asynchron-si‐
       gnal-sicher. Dies verletzte die Anforderungen von POSIX.1. Dies wurde in Glibc 2.24 korrigiert.

   Architekturspezifische Details
       Unter Sparc und Sparc64 wird execv() zur Kompatibilität mit SunOS durch den Kernel als  ein  Systemaufruf
       (mit  dem  oben  gezeigten  Prototypen) bereitgestellt. Diese Funktion wird durch den execv()-Wrapper auf
       diesen Architekturen nicht eingesetzt.

SIEHE AUCH

       sh(1), execve(2), execveat(2), fork(2), ptrace(2), fexecve(3), system(3), environ(7)

ÜBERSETZUNG

       Die deutsche Übersetzung dieser Handbuchseite wurde von Martin Schulze <joey@infodrom.org>, Roland Krause
       <Rokrause@aol.com>, Martin Eberhard Schauer <Martin.E.Schauer@gmx.de> und Helge  Kreutzmann  <debian@hel‐
       gefjell.de> erstellt.

       Diese  Übersetzung ist Freie Dokumentation; lesen Sie die GNU General Public License Version 3 oder neuer
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Linux man-pages 6.03                             7. Januar 2023                                          exec(3)