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BEZEICHNUNG

       clone, __clone2, clone3 - erzeugt einen Kindprozess

BIBLIOTHEK

       Standard-C-Bibliothek (libc, -lc)

ÜBERSICHT

       /* Prototyp für die Glibc-Wrapper-Funktion */

       #define _GNU_SOURCE
       #include <sched.h>

       int clone(int (*fn)(void *_Nullable), void *Stapel, int Schalter,
                 void *_Nullable Arg, ... /* pid_t *_Nullable Eltern_tid,
                                              void *_Nullable tls,
                                              pid_t *_Nullable Kind_tid */ );

       /* Für den Prototyp des rohen clone()-Systemaufrufs siehe ANMERKUNGEN */

       #include <linux/sched.h>    /* Definition von struct clone_args */
       #include <sched.h>          /* Definition der CLONE_*-Konstanten */
       #include <sys/syscall.h>    /* Definition der SYS_*-Konstanten */
       #include <unistd.h>

       long syscall(SYS_clone3, struct clone_args *cl_args, size_t groesse);

       Hinweis: Glibc stellt keinen Wrapper für clone3() bereit; rufen Sie ihn mittels syscall(2) auf.

BESCHREIBUNG

       Diese Systemaufrufe erzeugen auf eine ähnliche Weise wie fork(2) einen neuen Prozess (»Kind«).

       Im  Gegensatz  zu  fork(2)  bieten  diese Systemaufrufe eine genauere Kontrolle darüber, welche Teile des
       Ausführungskontextes vom aufrufenden und vom Kindprozess gemeinsam benutzt  werden.  Beispielsweise  kann
       der  Aufrufende mittels dieser Systemaufrufe steuern, ob die zwei Prozesse den virtuellen Adressraum, die
       Tabelle der Dateideskriptoren und die Tabelle der Signal-Handler gemeinsam benutzen. Diese  Systemaufrufe
       ermöglichen es auch, den neuen Kindprozess in einen separaten Namensraum (siehe namespaces(7)) abzulegen.

       Beachten  Sie,  dass  in  dieser Handbuchseite der »aufrufende Prozess« normalerweise der »Elternprozess«
       ist. Siehe aber auch die nachfolgende Beschreibung von CLONE_PARENT und CLONE_THREAD.

       Diese Seite beschreibt die folgenden Schnittstellen:

       •  Die clone()-Wrapper-Funktion von Glibc als  auch  den  darunterliegenden  Systemaufruf,  auf  dem  sie
          basiert.  Der  Haupttext  erklärt die Wrapper-Funktion. Die Unterschiede zum rohen Systemaufruf werden
          gegen Ende dieser Seite erläutert.

       •  Der neuere Systemaufruf clone3().

       Im Rest der Seite wird die Terminologie »der Clone-Aufruf« verwandt, wenn Details erklärt werden, die auf
       alle diese Schnittstellen zutreffen.

   Die clone()-Wrapper-Funktion
       Wird mit der clone()-Wrapper-Funktion ein Kindprozess erzeugt, beginnt es die Ausführung durch Aufruf der
       Funktion, auf die das Argument fn zeigt. (Dies ist ein Unterschied  zu  fork(2),  wo  die  Ausführung  im
       Kindprozess  vom Punkt des fork(2)-Aufrufs fortfährt.) Das Argument arg wird als Argument der Funktion fn
       übergeben.

       Kehrt die Funktion fn(arg) zurück, so  beendet  sich  der  Kindprozess.  Der  Ganzzahlwert,  der  von  fn
       zurückgeliefert  wird,  entspricht dem Exit-Status des Kindprozesses. Der Kindprozess kann auch durch den
       expliziten Aufruf von exit(2) oder durch den Empfang eines fatalen Signals beendet werden.

       Das Argument Stapel bestimmt den Ort des Stapelspeichers, der vom  Kindprozess  verwendet  wird.  Da  der
       aufrufende  und  der  Kindprozess sich Speicherbereiche teilen können, kann der Kindprozess nicht auf dem
       selben Stapelspeicher wie der  aufrufende  Prozess  laufen.  Der  aufrufende  Prozess  muss  daher  einen
       Speicherbereich  als Stapelspeicher für den Kindprozess bereithalten und per clone einen Zeiger darauf an
       den Kindprozess übergeben. Der Stapelspeicher wächst (mit Ausnahme der PA-Prozessoren von HP)  auf  allen
       von  Linux unterstützten Prozessoren nach unten, so dass Stapel für gewöhnlich auf die oberste Adresse im
       bereitgehaltenen Speicherbereich zeigt. Beachten Sie, dass clone() keine  Möglichkeit  bereitstellt,  mit
       der der Aufrufende den Kernel über die Größe des Stapel-Bereichs informieren könnte.

       Die verbliebenen Argumente für clone() werden unten behandelt.

   clone3()
       Der  Systemaufruf  clone3()  stellt  eine  Obermenge der Funktionalität der älteren Schnittstelle clone()
       bereit. Er stellt auch eine Reihe von API-Verbesserungen bereit, einschließlich:  Platz  für  zusätzliche
       Schalter-Bits;  deutlichere Trennung beim Einsatz der verschiedenen Argumente, die Möglichkeit, die Größe
       des Stapel-Bereichs des Kindprozesses festzulegen.

       Wie bei fork(2) kehrt clone3() sowohl im Eltern-  als  auch  im  Kindprozess  zurück.  Er  liefert  0  im
       Kindprozess und die PID des Kindprozesses im Elternprozess zurück.

       Das Argument cl_args von clone3() ist eine Struktur der folgenden Form:

           struct clone_args {
               u64 flags;        /* Schalter-Bit-Maske */
               u64 pidfd;        /* Wo der PID-Dateideskriptor gespeichert
                                    werden soll (int *) */
               u64 child_tid;    /* Wo die Kind-TID gespeichert werden soll,
                                    im Speicher des Kindes (pid_t *) */
               u64 parent_tid;   /* Wo die Kind-TID gespeichert werden soll,
                                    im Speicher des Elternprozesses (pid_t *) */
               u64 exit_signal;  /* Beim Beenden des Kindprozesses an den Elternprozess
                                    zu sendendes Signal */
               u64 stack;        /* Zeiger auf das niedrigste Byte des Stapels */
               u64 stack_size;   /* Größe des Stapels */
               u64 tls;          /* Ort eines neuen TLS */
               u64 set_tid;      /* Zeiger auf ein pid_t-Feld
                                    (seit Linux 5.5) */
               u64 set_tid_size; /* Anzahl von Elementen in set_tid
                                    (seit Linux 5.5) */
               u64 cgroup;       /* Dateideskriptor für Ziel-Cgroup
                                    eines Kindes (seit Linux 5.7) */
           };

       Das  an  clone3()  übergebene Argument groesse sollte auf die Größe dieser Struktur initialisiert werden.
       (Die Existenz des Arguments groesse ermöglicht zukünftige Erweiterungen der clone_args-Struktur.)

       Der Stapel für den Kindprozess wird in cl_args.stack, der auf das  niedrigste  Byte  des  Stapel-Bereichs
       zeigt,  und  cl_args.stack_size, der die Größe des Stapel-Bereichs in Byte festlegt, angegeben. Falls der
       Schalter CLONE_VM (siehe unten) angegeben ist, muss ein Stapel explizit reserviert und festgelegt werden.
       Andernfalls können diese Felder als NULL und 0 angegeben werden, wodurch  der  Kindprozess  den  gleichen
       Stapel-Bereich wie der Elternprozess verwendet (im eigenen virtuellen Adressraum des Kindprozesses).

       Die verbliebenen Felder im Argument cl_args werden unten behandelt.

   Äquivalenz zwischen den Argumenten von clone() und clone3()
       Anders  als  die ältere clone()-Schnittstelle, bei der die Argumente individuell übergeben werden, werden
       die Argumente bei der neueren clone3()-Schnittstelle in die oben gezeigte  Struktur  clone_args  gepackt.
       Diese  Struktur  erlaubt  es,  dass  eine Obermenge an Informationen über die clone()-Argumente übergeben
       wird.

       Die folgende Tabelle zeigt die Äquivalenz zwischen den Argumenten von clone() und den Feldern in  den  an
       clone3() übergebenen clone_args:
           clone()            clone3()       Hinweise
                              Feld cl_args
           Schalter & ~0xff   flags          Für   die   meisten   Schalter;
                                             Details unten
           parent_tid         pidfd          Siehe CLONE_PIDFD
           child_tid          child_tid      Siehe CLONE_CHILD_SETTID
           parent_tid         parent_tid     Siehe CLONE_PARENT_SETTID
           Schalter & 0xff    exit_signal
           Stapel             Stapel
           ---                stack_size
           tls                tls            Siehe CLONE_SETTLS
           ---                set_tid        Siehe weiter unten für Details.
           ---                set_tid_size
           ---                cgroup         Siehe CLONE_INTO_CGROUP

   Das Kind-Beendigungssignal
       Wenn  sich  der  Kindprozess  beendet,  kann  ein  Signal  an  den  Elternprozess  gesandt  werden.   Das
       Beendigungssignal  wird  in  den  niedrigen  Bytes  von  Schalter  (clone())  oder in cl_args.exit_signal
       (clone3()) angegeben. Falls dieses Signal als etwas anderes als SIGCHLD angegeben wurde,  dann  muss  der
       Elternprozess  die Optionen __WALL oder __WCLONE angeben, wenn er mit wait(2) auf den Kindprozess wartet.
       Falls kein Signal (d.h. Null) angegeben wurde,  wird  dem  Elternprozess  nicht  signalisiert,  wenn  der
       Kindprozess endet.

   Das Feld set_tid
       Standardmäßig  wählt  der  Kernel  die  nächste  sequenzielle  PID  für  den  neuen  Prozess in jedem der
       PID-Namensräume, in denen er vorhanden ist. Beim Erstellen eines Prozesses mit clone3()  kann  das  (seit
       Linux  5.5  verfügbare)  Feld set_tid zur Auswahl bestimmter PIDs für den Prozess in einem oder allen der
       PID-Namensräume, in denen er vorhanden ist, eingesetzt werden. Falls die PID des neu erstellten Prozesses
       nur im aktuellen PID-Namensraum oder in dem neu erstellten PID-Namensraum  (falls  Schalter  CLONE_NEWPID
       enthält)  gesetzt  werden  soll,  dann  muss das erste Element in dem Feld set_tid auf die gewünschte PID
       gesetzt werden und set_tid_size muss 1 sein.

       Falls die PID des neu erstellten Prozesses einen bestimmten Wert in mehreren PID-Namensräumen haben soll,
       dann kann dass Feld set_tid über mehrere Einträge verfügen. Der erste Eintrag definiert  die  PID  im  am
       tiefsten  verschachtelten  PID-Namensraum  und  jeder  der  nachfolgenden Einträge enthält die PID in dem
       entsprechenden Vorfahren-PID-Namensraum. Die Anzahl der PID-Namensräume in denen eine PID gesetzt  werden
       soll,  wird  mit  set_tid_size  gesetzt;  dieser  Wert  kann  nicht  größer  als  die  Anzahl der derzeit
       verschachtelten PID-Namensräume sein.

       Um einen Prozess zu erzeugen, der die nachfolgenden PIDs in einem PID-Namensraum hat:
           PID-NS-Stufe   Angeforderte PID   Hinweise
           0              31496              Äußerster PID-Namensraum
           1              42
           2              7                  Innerster PID-Namensraum

       Setzen Sie das Feld auf:

           set_tid[0] = 7;
           set_tid[1] = 42;
           set_tid[2] = 31496;
           set_tid_size = 3;

       Falls nur die PIDs in den zwei innersten PID-Namensräumen festgelegt werden müssen, setzen Sie  das  Feld
       auf:

           set_tid[0] = 7;
           set_tid[1] = 42;
           set_tid_size = 2;

       Die  PID in den PID-Namensräumen außerhalb der zwei innersten PID-Namensräume ist genauso wie jede andere
       PID ausgewählt.

       Die Funktionalität set_tid benötigt CAP_SYS_ADMIN oder (seit Linux 5.9) CAP_CHECKPOINT_RESTORE  in  allen
       Benutzernamensräumen, die dem des Ziel-PID-Namensraumes gehören.

       Aufrufende  dürfen  in  einem  gegebenen  PID-Namensraum  nur  eine PID größer als 1 auswählen, falls ein
       init-Prozess (d.h. ein Prozess mit der PID 1) in diesem Namensraum bereits  existiert.  Andernfalls  muss
       der PID-Eintrag für diesen PID-Namensraum 1 sein.

   Die Schaltermaske
       Sowohl  clone()  als  auch clone3() erlauben eine Schalter-Bit-Maske, die das Verhalten verändert und dem
       Aufrufenden festzulegen erlaubt, was von dem aufrufenden Prozess und dem  Kindprozess  gemeinsam  benutzt
       wird.   Diese   Bitmaske—das  Argument  Schalter  von  clone()  oder  das  an  clone3()  übergebene  Feld
       cl_args.flags—wird im Rest dieser Handbuchseite als die Schalter-Maske bezeichnet.

       Die Schalter-Maske wird als bitweises ODER von  Null  oder  mehreren  der  oben  aufgeführten  Konstanten
       angegeben.  Falls  nicht  unten anders angegeben, sind diese Schalter sowohl in clone() als auch clone3()
       verfügbar (und haben die gleiche Wirkung).

       CLONE_CHILD_CLEARTID (seit Linux 2.5.49)
              Die Kind-Thread-Kennung an der durch Kind_tid gezeigten Stelle  (clone())  oder  cl_args.child_tid
              (clone3())  im  Kindspeicher bereinigen (nullen), wenn das Kind sich beendet und beim Futex (»fast
              userspace mutual exclusion«/schneller gegenseitiger Ausschluss im  Userspace)  an  dieser  Adresse
              aufwachen lassen. Die betroffene Adresse könnte durch den Systemaufruf set_tid_address(2) geändert
              werden. Dies wird von Threading-Bibliotheken benutzt.

       CLONE_CHILD_SETTID (seit Linux 2.5.49)
              Speichert die Kind-Thread-Kennung an der Stelle, auf die Kind_tid (clone()) oder cl_args.child_tid
              (clone3())  zeigt,  im Kindspeicher. Die Speicheraktion wird abgeschlossen, bevor der Clone-Aufruf
              die  Steuerung  an  den  Benutzerraum  im  Kindprozess  zurückgibt.  (Beachten   Sie,   dass   die
              Speicheraktion  noch  nicht  abgeschlossen  sein  könnte, bevor der Clone-Aufruf den Elternprozess
              zurückliefert, was relevant ist, wenn auch der Schalter CLONE_VM eingesetzt wird.)

       CLONE_CLEAR_SIGHAND (seit Linux 5.5)
              Standardmäßig sind die Signal-Zuordnungen im Kind-Thread identisch  zu  denen  im  Eltern-Prozess.
              Falls  dieser  Schalter  angegeben ist, dann werden alle Signale, die im Eltern-Prozess gehandhabt
              werden, im Kind-Thread auf ihre Standardzuordnung (SIG_DFL) zurückgesetzt.

              Es ergibt keinen Sinn, diesen Schalter zusammen  mit  CLONE_SIGHAND  anzugeben;  daher  ist  diese
              Kombination nicht erlaubt.

       CLONE_DETACHED (historisch)
              Eine Zeit lang (während der Linux-2.5-Entwicklungsserie) gab es einen Schalter CLONE_DETACHED, der
              dazu  führte, dass der Elternprozess kein Signal empfing, wenn sich das Kind beendete. Schließlich
              wurde die Auswirkung dieses Schalters  in  dem  Schalter  CLONE_THREAD  mit  aufgenommen  und  zum
              Zeitpunkt  der  Veröffentlichung von Linux 2.6.0 hatte dieser Schalter keine Auswirkung. Beginnend
              mit Linux 2.6.2 verschwand die Notwendigkeit, diesen Schalter mit CLONE_THREAD zusammen anzugeben.

              Dieser Schalter ist noch definiert, wird aber beim Aufruf  von  clone()  normalerweise  ignoriert.
              Siehe allerdings die Beschreibung von CLONE_PIDFD für einige Ausnahmen.

       CLONE_FILES (since Linux 2.0)
              Ist    CLONE_FILES    gesetzt,   teilen   sich   der   aufrufende   und   der   Kindprozess   ihre
              Dateideskriptor-Tabellen. Jeder Dateideskriptor, der im aufrufenden Prozess oder  vom  Kindprozess
              erzeugt  wird,  ist  auch  im  anderen  Prozess  gültig.  Ebenso  wirkt  sich  das Schließen eines
              Dateideskriptors oder das Ändern der zugehörigen  Schalter  (benutzen  der  F_SETFD-Operation  von
              fcntl(2))  auf  den anderen Prozess aus. Falls sich ein Prozess eine Dateideskriptor-Tabelle teilt
              und execve(2) aufruft, wird seine Dateideskriptor-Tabelle dupliziert (nicht länger geteilt).

              Ist CLONE_FILES nicht gesetzt, erbt der Kindprozess zur Ausführungszeit von Clone eine  Kopie  der
              aktuell  geöffneten  Dateideskriptoren.  Anschließende Aktionen, die Dateideskriptoren öffnen oder
              schließen bzw. deren Schalter ändern, werden entweder vom aufrufenden Prozess oder dem Kindprozess
              durchgeführt und betreffen nicht den jeweils anderen Prozess. Beachten Sie  aber,  dass  sich  die
              duplizierten   Dateideskriptoren   im  Kind  auf  die  gleiche  offene  Dateideskription  wie  der
              korrespondierende Dateideskriptor im aufrufenden Prozess bezieht und sich daher  den  Dateiversatz
              und die Dateistatusschalter mit diesem teilt (siehe open(2)).

       CLONE_FS (seit Linux 2.0)
              Ist  CLONE_FS gesetzt, teilen sich aufrufender Prozess und Kindprozess ihre Informationen über das
              Dateisystem. Dazu zählen der Ort des Wurzelverzeichnisses, das aktuelle Arbeitsverzeichnis und die
              Maske der Dateizugriffsrechte  (umask).  Jeder  Aufruf  von  chroot(2),  chdir(2)  oder  umask(2),
              entweder  durch den aufrufenden Prozess oder den Kindprozess, beeinflusst auch den jeweils anderen
              Prozess.

              Ist CLONE_FS nicht gesetzt, arbeitet der Kindprozess mit einer Kopie der  Dateisysteminformationen
              des aufrufenden Prozesses zur Zeit des Clone-Aufrufs. Spätere Aufrufe von chroot(2), chdir(2) oder
              umask(2) beeinflussen den anderen Prozess nicht.

       CLONE_INTO_CGROUP (seit Linux 5.7)
              Standardmäßig  wird  ein  Kindprozess  in  die  gleiche  Version-2-Cgroup  wie  sein Elternprozess
              abgelegt.  Der  Schalter  CLONE_INTO_CGROUP  ermöglicht  es,  den  Kindprozess  in  einer  anderen
              Version-2-Cgroup  zu  erstellen.  (Beachten  Sie, dass CLONE_INTO_CGROUP nur für Version-2-Cgroups
              wirksam wird.)

              Um den Kindprozess in eine andere Cgroup  abzulegen,  legt  der  Aufrufende  CLONE_INTO_CGROUP  in
              cl_args.flags  fest  und  übergibt im Feld cl_args.cgroup einen Dateideskriptor, der sich auf eine
              Version-2-Cgroup   bezieht.   (Dieser   Dateideskriptor   kann   erhalten   werden,   indem    ein
              Cgroup-v2-Verzeichnis  mittels  des  Schalters  O_RDONLY oder O_PATH geöffnet wird.) Beachten Sie,
              dass sämtliche  übliche  Einschränkungen  (beschrieben  in  cgroups(7))  über  das  Ablegen  eines
              Prozesses in einer Version-2-Cgroup gültig bleiben.

              Folgende Anwendungsfälle für CLONE_INTO_CGROUP sind unter anderen möglich:

              •  Das   Erzeugen  eines  Prozesses  in  einer  Cgroup,  die  sich  von  der  des  Elternprozesses
                 unterscheidet, ermöglicht es einem Diensteverwalter, neue Dienste direkt in dedizierte  Cgroups
                 zu  erzeugen.  Dies  beseitigt  das  Flackern bei der Buchführung, das erzeugt würde, falls der
                 Kindprozess erst in der  gleichen  Cgroup  wie  der  Elternprozess  erzeugt  und  dann  in  die
                 Ziel-Cgroup  verschoben  würde.  Desweiteren  ist die Erzeugung des Kindprozesses direkt in der
                 Ziel-Cgroup deutlich billiger als das Verschieben des Kindprozesses in die Ziel-Cgroup, nachdem
                 er erstellt wurde.

              •  Der Schalter CLONE_INTO_CGROUP erlaubt auch die  Erstellung  eingefrorener  Kindprozesse  durch
                 Erzeugung  dieser  in  einer  eingefrorenen Cgroup. (Siehe cgroups(7) für eine Beschreibung des
                 Einfrier-Controllers.)

              •  Für Anwendungen mit Threads (oder sogar Thread-Implementierungen,  die  Cgroups  verwenden,  um
                 einzelne  Threads  zu  begrenzen)  ist es möglich, ein festes Cgroup-Layout zu errichten, bevor
                 jeder Thread direkt in seine Ziel-Cgroup erzeugt wird.

       CLONE_IO (seit Linux 2.6.25)
              Ist CLONE_FS gesetzt, teilt sich der neue Prozess einen E/A-Kontext mit dem  aufrufenden  Prozess.
              Falls  dieser  Schalter  nicht  gesetzt ist (wie bei fork(2)), hat der neue Prozess seinen eigenen
              E/A-Kontext.

              Der E/A-Kontext entspricht dem E/A-Gültigkeitsbereich des  Platten-Schedulers,  d.h.  welches  der
              E/A-Scheduler  zur  Modellplanung für E/As des Prozesses benutzt. Falls sich Prozesse den gleichen
              E/A-Kontext teilen, werden sie vom E/A-Scheduler  als  ein  einziger  betrachtet.  Als  Konsequenz
              daraus müssen sie sich die gleiche Plattenzeitzugriffzeit teilen. Einige E/A-Scheduler ermöglichen
              zwei  Prozessen,  die  einen  E/A-Kontext teilen, ihren Plattenzugriff zu verzahnen. Falls mehrere
              Prozesse E/A im Auftrag des gleichen Prozesses durchführen (aio_read(3) zum Beispiel), sollten sie
              für eine bessere E/A-Leistung CLONE_IO verwenden.

              Falls der Kernel nicht mit der Option CONFIG_BLOCK konfiguriert  wurde,  bewirkt  dieser  Schalter
              nichts.

       CLONE_NEWCGROUP (seit Linux 4.6)
              Der  Prozess  wird  in einem neuen cgroup-Namensraum erstellt. Falls dieser Schalter nicht gesetzt
              ist, dann wird der Prozess (wie mit fork(2)) im  gleichen  cgroup-Namensraum  wie  der  aufrufende
              Prozess erstellt.

              Weitere Informationen über cgroup-Namensräume finden Sie unter cgroup_namespaces(7).

              Nur ein privilegierter Prozess (CAP_SYS_ADMIN) kann CLONE_NEWCGROUP angeben.

       CLONE_NEWIPC (seit Linux 2.6.19)
              Wenn CLONE_NEWIPC gesetzt ist, dann wird der Prozess in einem neuen IPC-Namensraum erstellt. Falls
              dieser  Schalter  nicht  gesetzt  ist,  dann  wird  der  Prozess  (wie  mit  fork(2))  im gleichen
              IPC-Namensraum wie der aufrufende Prozess erstellt.

              Weitere Informationen zu IPC-Namensräumen finden Sie in ipc_namespaces(7).

              Nur ein privilegierter Prozess (CAP_SYS_ADMIN) kann CLONE_NEWIPC  angeben.  Dieser  Schalter  darf
              nicht zusammen mit CLONE_SYSVSEM angegeben werden.

       CLONE_NEWNET (seit Linux 2.6.24)
              (Die   Implementierung   dieses  Schalters  wurde  erst  ungefähr  mit  der  Linux-Version  2.6.29
              abgeschlossen.)

              Wenn CLONE_NEWNET gesetzt ist, dann wird der Prozess in einem neuen Netzwerk-Namensraum  erstellt.
              Falls  dieser  Schalter  nicht  gesetzt  ist,  dann wird der Prozess (wie mit fork(2)) im gleichen
              Netzwerk-Namensraum wie der aufrufende Prozess erstellt.

              Weitere Informationen zu Netzwerk-Namensräumen finden Sie in network_namespaces(7).

              Nur ein privilegierter Prozess (CAP_SYS_ADMIN) kann CLONE_NEWNET angeben.

       CLONE_NEWNS (seit Linux 2.4.19)
              Wenn der Schalter  CLONE_NEWNS  gesetzt  ist,  wird  der  geklonte  Kindprozess  in  einem  neuen,
              eingehängten  Namensraum  gestartet,  der  mit  einer  Kopie  des  Namensraums des Elternprozesses
              initialisiert wurde. Wenn CLONE_NEWNS nicht  gesetzt  ist,  bleibt  der  Kindprozess  im  gleichen
              Namensraum wie der Elternprozess.

              Für weitere Informationen über Einhängenamensräume lesen Sie namespaces(7) und mount_namespaces(7)

              Nur  ein  privilegierter  Prozess  (einer  der  die Fähigkeit CAP_SYS_ADMIN hat) kann den Schalter
              CLONE_NEWNS angeben. Es ist nicht erlaubt, sowohl CLONE_NEWNS als auch CLONE_FS im gleichen Aufruf
              von Clone anzugeben.

       CLONE_NEWPID (seit Linux 2.6.24)
              Wenn CLONE_NEWPID gesetzt ist, dann wird der Prozess in einem neuen PID-Namensraum erstellt. Falls
              dieser Schalter  nicht  gesetzt  ist,  dann  wird  der  Prozess  (wie  mit  fork(2))  im  gleichen
              PID-Namensraum wie der aufrufende Prozess erstellt.

              Weitere Informationen zu PID-Namensräumen finden Sie in namespaces(7) und pid_namespaces(7).

              Nur  ein  privilegierter  Prozess  (CAP_SYS_ADMIN) kann CLONE_NEWPID angeben. Dieser Schalter darf
              nicht zusammen mit CLONE_THREAD oder CLONE_PARENT angegeben werden.

       CLONE_NEWUSER
              (Dieser Schalter hatte  für  clone()  erstmals  in  Linux  2.6.23  eine  Bedeutung,  die  aktuelle
              clone()-Semantik  wurde  in  Linux 3.5 aufgenommen und die letzten Anteile, um Benutzernamensräume
              komplett nutzbar zu bekommen, wurden in Linux 3.8 aufgenommen.)

              Wenn CLONE_NEWUSER gesetzt ist, dann wird der Prozess in einem neuen Benutzer-Namensraum erstellt.
              Falls dieser Schalter nicht gesetzt ist, dann wird der  Prozess  (wie  mit  fork(2))  im  gleichen
              Benutzer-Namensraum wie der aufrufende Prozess erstellt.

              Für weitere Informationen über Benutzernamensräume lesen Sie namespaces(7) und user_namespaces(7).

              Vor  Linux  3.8  verlangte die Verwendung von CLONE_NEWUSER, dass der Aufrufende drei Capabilities
              hatte: CAP_SYS_ADMIN, CAP_SETUID und CAP_SETGID. Seit Linux 3.8 werden für  die  Erstellung  eines
              Benutzernamensraums keine Privilegien benötigt.

              Dieser  Schalter  kann  nicht  zusammen  mit  CLONE_THREAD oder CLONE_PARENT angegeben werden. Aus
              Sicherheitsgründen darf CLONE_NEWUSER nicht zusammen mit CLONE_FS angegeben werden.

       CLONE_NEWUTS (seit Linux 2.6.19)
              Falls CLONE_NEWUTS gesetzt ist, erzeugt der Prozess einen neuen UTS-Namensraum, dessen  Bezeichner
              durch  Duplizieren  der  Bezeichner aus dem UTS-Namensraum des aufrufenden Prozesses initialisiert
              werden. Wenn dieser Schalter nicht gesetzt ist  (wie  mit  fork(2)),  dann  wird  der  Prozess  im
              gleichen UTS-Namensraum wie der aufrufende Prozess erzeugt.

              Weitere Informationen zu UTS-Namensräumen finden Sie in uts_namespaces(7).

              Nur ein privilegierter Prozess (CAP_SYS_ADMIN) kann CLONE_NEWUTS angeben.

       CLONE_PARENT (seit Linux 2.3.12)
              Falls  CLONE_PARENT  gesetzt  ist, dann wird der Elternprozess des neuen Kindprozesses (wie er von
              getppid(2) zurückgegeben wird) der gleiche wie der aufrufende Prozess sein.

              Falls  CLONE_PARENT  nicht  gesetzt  ist  (wie  bei  fork(2)),  dann  ist  der  Elternprozess  des
              Kindprozesses der aufrufende Prozess.

              Beachten  Sie, dass dem Elternprozess, wie er von getppid(2) zurückgegeben wird, signalisiert wird
              wenn der Kindprozess endet. Wenn  also  CLONE_PARENT  gesetzt  ist,  wird  dem  Elternprozess  des
              aufrufenden Prozesses anstatt dem aufrufenden Prozess selbst das Signal gesandt.

              Der  Schalter  CLONE_PARENT  kann  in  Clone-Aufrufen  durch  den  globalen Init-Prozess (PID 1 im
              anfänglichen PID-Namensraum) und in Init-Prozessen  in  anderen  PID-Namensräumen  nicht  verwandt
              werden. Diese Einschränkung verhindert die Erstellung von Prozessbäumen mit mehreren Wurzeln sowie
              die Erstellung von nicht zerstörbaren Zombies im anfänglichen PID-Namensraum.

       CLONE_PARENT_SETTID (seit Linux 2.5.49)
              Die  Kindprozess-Thread-Kennung  an  der  Stelle  im  Elternspeicher  ablegen,  auf die Eltern_tid
              (clone()) oder cl_args.parent_tid (clone3()) zeigt. (In Linux 2.5.32-2.5.48 gab es einen  Schalter
              CLONE_SETTID,  der  das  tat.)  Die  Speicheraktion wird abgeschlossen, bevor der Clone-Aufruf die
              Steuerung an den Benutzerraum zurückgibt.

       CLONE_PID (Linux 2.0 bis 2.5.15)
              Falls CLONE_PID gesetzt ist,  wird  der  Kindprozess  mit  der  gleichen  Prozesskennung  wie  der
              aufrufende  Prozess  erstellt.  Dies  ist gut, um das System zu hacken, aber andererseits zu nicht
              viel mehr zu gebrauchen. Seit Linux 2.3.21 konnte  dieser  Schalter  nur  durch  den  Boot-Prozess
              festgelegt  werden  (PID  0).  Dieser  Schalter  verschwand  in  Linux  2.5.16  komplett  aus  den
              Kernelquellen. In der Folge ignorierte der Kernel dieses  Bit,  falls  es  in  der  Schalter-Maske
              angegeben wurde. Viel später wurde das Bit für die Verwendung als Schalter CLONE_PIDFD recyclet.

       CLONE_PIDFD (seit Linux 5.2)
              Falls  dieser Schalter angegeben ist, wird ein PID-Dateideskriptor, der sich auf einen Kindprozess
              bezieht, reserviert und an dem angegebenen Ort  im  Speicher  des  Elternprozesses  abgelegt.  Der
              Schalter  »close-on-exec«  wird  bei  diesem  neuen Dateideskriptor gesetzt. PID-Dateideskriptoren
              können für die in pidfd_open(2) beschriebenen Zwecke verwandt werden.

              •  Bei der Verwendung von  clone3()  wird  der  PID-Dateideskriptor  an  dem  durch  cl_args.pidfd
                 angezeigten Ort abgelegt.

              •  Bei  der  Verwendung  von  clone()  wird  der  PID-Dateideskriptor an dem Ort abgelegt, auf den
                 Eltern_tid zeigt. Da das Argument Eltern_tid zur  Rückgabe  des  PID-Dateideskriptors  verwandt
                 wird, kann CLONE_PIDFD beim Aufruf von clone() nicht mit CLONE_PARENT_SETTID benutzt werden.

              Es  ist  derzeit  nicht  möglich,  diesen  Schalter  zusammen  mit  CLONE_THREAD zu verwenden. Das
              bedeutet,  dass  ein   durch   den   PID-Dateideskriptor   identifizierter   Prozess   immer   der
              Prozessgruppenleiter sein wird.

              Falls  der  veraltete  Schalter  CLONE_DETACHED  beim  Aufruf von clone() zusammen mit CLONE_PIDFD
              angegeben wird, wird ein Fehler zurückgeliefert. Falls CLONE_DETACHED  beim  Aufruf  von  clone3()
              angegeben  wird,  wird auch ein Fehler zurückgeliefert. Dieses Fehlerverhalten stellt sicher, dass
              das CLONE_DETACHED entsprechende Bit  für  weitere  PID-Dateideskriptorenfunktionalitäten  in  der
              Zukunft recyclet werden kann.

       CLONE_PTRACE (seit Linux 2.2)
              Falls  CLONE_PTRACE  angegeben  ist  und  der  aufrufende  Prozess  verfolgt  wird,  dann wird der
              Kindprozess ebenfalls verfolgt (siehe ptrace(2)).

       CLONE_SETTLS (seit Linux 2.5.32)
              Der TLS (Thread Local Storage)-Deskriptor ist auf tls gesetzt.

              Die Interpretation von tls und der resultierende Effekt ist architekturabhängig. Auf X86  ist  tls
              als  ein  struct  user_desc * interpretiert (siehe set_thread_area(2)). Auf X86-64 ist es der neue
              für das Basisregister %fs zu setzende Wert (siehe das Argument ARCH_SET_FS von arch_prctl(2)). Auf
              Architekturen mit einem dedizierten TLS-Register ist es der neue Wert dieses Registers.

              Der Einsatz dieses Schalters verlangt detaillierte Kenntnisse  und  sollte  im  Allgemeinen  nicht
              erfolgen, außer in einigen Bibliotheken, die Threading implementieren.

       CLONE_SIGHAND (seit Linux 2.0)
              Ist  CLONE_SIGHAND gesetzt, teilen sich der aufrufende Prozess und der Kindprozess die Tabelle der
              Signal-Handler. Ruft einer der beiden Prozesse sigaction(2) auf, um das Antwortverhalten  auf  ein
              Signal  zu  verändern,  so  betrifft  dies  auch  den anderen Prozess. Jedoch besitzen aufrufender
              Prozess und Kindprozess nach  wie  vor  getrennte  Signalmasken  und  getrennte  Listen  der  noch
              ausstehenden  Signale.  Daher  könnten  Signale  durch Aufruf von sigprocmask(2) für einen Prozess
              geblockt oder zugelassen werden ohne den anderen Prozess zu beeinflussen.

              Ist CLONE_SIGHAND nicht gesetzt, erbt der Kindprozess zum Zeitpunkt des Clone-Aufrufs  eine  Kopie
              des  Signal-Handlers  vom  aufrufenden  Prozess.  Spätere Aufrufe von sigaction(2) durch einen der
              Prozesse hat dann keine Auswirkung auf den anderen Prozess.

              Seit Linux  2.6.0  muss  die  Schalter-Maske  außerdem  CLONE_VM  enthalten,  falls  CLONE_SIGHAND
              angegeben wurde.

       CLONE_STOPPED (seit Linux 2.6.0)
              Falls  CLONE_STOPPED  gesetzt ist, ist der Kindprozess anfangs gestoppt (als ob ein SIGSTOP-Signal
              gesendet worden wäre) und muss durch Senden eines SIGCONT-Signals wieder aufgenommen werden.

              Dieser Schalter war ab Linux 2.6.25 missbilligt und wurde in Linux  2.6.38  vollständig  entfernt.
              Seitdem  ignoriert  der  Kernel ihn ohne Fehler. Seit Linux 4.6 wird dasselbe Bit für den Schalter
              CLONE_NEWCGROUP wiederverwendet.

       CLONE_SYSVSEM (seit Linux 2.5.10)
              Wenn CLONE_SYSVSEM gesetzt ist, dann teilen sich der Kindprozess und der aufrufende  Prozess  eine
              einzige  Liste  von  System-V-Semaphore-Anpassungswerten, (siehe semop(2)). In diesem Fall sammelt
              die gemeinsame Liste semadj  Werte  über  alle  Prozesse,  die  die  Liste  gemeinsam  nutzen  und
              Semaphore-Anpassungen  werden  nur  durchgeführt, wenn der letzte Prozess, der die Liste gemeinsam
              nutzt, sich beendet (oder  mittels  unshare(2)  aufhört,  die  Liste  mitzunutzen).  Falls  dieser
              Schalter  nicht  gesetzt ist, besitzt der Kindprozess eine separate semadj-Liste, die anfangs leer
              ist.

       CLONE_THREAD (seit Linux 2.4.0)
              Falls CLONE_THREAD gesetzt ist,  wird  der  Kindprozess  in  die  gleiche  Thread-Gruppe  wie  der
              aufrufende  Prozess  platziert. Um den Rest der Diskussion von CLONE_THREAD leserlicher zu machen,
              wird der Begriff »Thread« benutzt, um Bezug auf Prozesse innerhalb einer Thread-Gruppe zu nehmen.

              Thread-Gruppen  waren  ein  Leistungsmerkmal,  das  in  Linux  2.4  hinzugefügt  wurde,   um   den
              POSIX-Thread-Gedanken  von  einer  Thread-Zusammenstellung zu unterstützen, die sich eine einzelne
              PID teilt. Intern ist diese gemeinsame PID ein sogenannter  Thread-Gruppen-Bezeichner  (TGID)  für
              die Thread-Gruppe. Seit Linux 2.4 geben Aufrufe von getpid(2) die TGID des Aufrufers zurück.

              Die  Threads  innerhalb  einer  Gruppe  können durch ihre (systemweit) einheitliche Thread-Kennung
              (TID) unterschieden werden. Die TID eines neuen Threads ist als Funktionsergebnis  verfügbar,  das
              an  den  Aufrufenden zurückgegeben wird. Ein Thread kann durch Benutzen von gettid(2) seine eigene
              TID erhalten.

              Wenn Clone ohne Angabe von CLONE_THREAD aufgerufen wurde, dann wird der  resultierende  Thread  in
              eine  neue  Thread-Gruppe  platziert, deren TGID der TID des Threads entspricht. Dieser Thread ist
              der Führer der neuen Thread-Gruppe.

              Ein neuer mit CLONE_THREAD erzeugter Thread hat den gleichen  Elternprozess  wie  der,  der  Clone
              aufrufen  hat  (d.h.  wie CLONE_PARENT), so dass Aufrufe von getppid(2) den gleichen Wert für alle
              Threads in der Thread-Gruppe zurückliefern. Wenn ein CLONE_THREAD-Thread endet, wird  dem  Thread,
              der  ihn  erstellt hat, weder ein SIGCHLD-Signal (oder ein anderes Ende-Signal) gesandt, noch kann
              der Status eines solchen Threads per wait(2) abgefragt werden.  (Der  Thread  wird  als  losgelöst
              bezeichnet.)

              Nachdem   alle   Threads   in  einer  Thread-Gruppe  beendet  sind,  wird  dem  Elternprozess  ein
              SIGCHLD-Signal (oder ein anderes Ende-Signal) gesandt.

              Falls einige der Threads in einer  Thread-Gruppe  ein  execve(2)  durchführen,  dann  werden  alle
              Threads  außer  dem  Thread-Führer  beendet  und  das  neue  Programm wird im Thread-Gruppenführer
              ausgeführt.

              Falls einer der Threads in einer Thread-Gruppe per fork(2) einen Kindprozess  erzeugt,  dann  kann
              jeder Thread in der Gruppe wait(2) für diesen Kindprozess ausführen.

              Seit  Linux  2.5.35  muss  die  Schalter-Maske  auch  CLONE_SIGHAND  enthalten,  wenn CLONE_THREAD
              angegeben wurde. Beachten Sie auch, dass seit Linux 2.6.0 CLONE_SIGHAND  auch  CLONE_VM  enthalten
              muss.

              Signalzuordnungen  und  -aktionen  sind  prozessweit:  Falls  ein nicht abgefangenes Signal an den
              Thread geschickt wird, dann wird es alle Mitglieder in der  Thread-Gruppe  beeinflussen  (beenden,
              stoppen, fortfahren, darin ignoriert werden).

              Jeder Thread hat seine eigene Signalmaske, wie von sigprocmask(2) gesetzt.

              Ein  Signal  kann  Prozess-orientiert oder Thread-orientiert sein. Ein Prozess-orientiertes Signal
              kann auf eine Thread-Gruppe (d.h. einer TGID) abzielen und wird  an  einen  beliebig  ausgewählten
              Thread   innerhalb  dieser,  der  das  Signal  nicht  blockiert,  ausgeliefert.  Ein  Signal  kann
              Prozess-orientiert    sein,    da    es    vom    Kernel    aus     anderen     Gründen     (neben
              Hardware-Ausnahmebehandlungen)  erstellt  wurde  oder  da mittels kill(2) oder sigqueue(3) gesandt
              wurde. Ein  Thread-orientiertes  Signal  zielt  auf  ein  bestimmten  Thread  (d.h.  wird  an  ihn
              ausgeliefert).   Ein   Signal   kann   Thread-orientiert   sein,  da  es  mittels  tgkill(2)  oder
              pthread_sigqueue(3) gesandt wurde oder da der Thread einen Maschinensprachenbefehl ausführte,  der
              eine  Hardware-Ausnahmebehandlung  auslöste (z.B. löst ein ungültiger Speicherzugriff SIGSEGV oder
              eine Fließkommaausnahmebehandlung SIGFPE aus).

              Ein Aufruf von sigpending(2) liefert eine Signalmenge zurück, die die Vereinigung  der  anhängigen
              Prozess-orientierten Signale und der Signale, die für den aufrufenden Thread anhängig sind, ist.

              Falls   ein   Prozess-orientiertes   Signal  an  eine  Thread-Gruppe  ausgeliefert  wird  und  die
              Thread-Gruppe einen Handler für dieses Signal installiert hat, dann dann wird der Handler in exakt
              einem willkürlich ausgewählten Mitglied der Thread-Gruppe aufrufen, das das Signal nicht blockiert
              hat. Falls mehrere Threads in einer Gruppe darauf warten das gleiche Signal per sigwaitinfo(2)  zu
              akzeptieren,  wird  der  Kernel  einen  dieser  Threads  willkürlich  auswählen,  um das Signal zu
              empfangen.

       CLONE_UNTRACED (seit Linux 2.5.46)
              Falls CLONE_UNTRACED angegeben ist, kann ein verfolgender Prozess  kein  CLONE_PTRACE  auf  diesem
              Kindprozess erzwingen.

       CLONE_VFORK (seit Linux 2.2)
              Falls  CLONE_VFORK gesetzt ist, wird die Ausführung des aufrufenden Prozesses aufgeschoben bis der
              Kindprozess seine virtuellen Speicherressourcen durch Aufrufen von execve(2)  oder  _exit(2)  (wie
              bei vfork(2)) freigibt.

              Falls  CLONE_VFORK  nicht  gesetzt  ist,  dann  werden sowohl der aufrufende Prozess, als auch der
              Kindprozess nach dem Aufruf planbar und eine Anwendung sollte sich nicht  darauf  verlassen,  dass
              die Ausführung in einer speziellen Reihenfolge erfolgt.

       CLONE_VM (seit Linux 2.0)
              Ist  CLONE_VM  gesetzt,  laufen  aufrufender  Prozess  und  Kindprozess im selben Speicherbereich.
              Insbesondere sind  Schreibzugriffe  des  aufrufenden  Prozesses  oder  des  Kindprozesses  in  den
              gemeinsamen Speicher auch vom anderen Prozess aus sichtbar. Zudem beeinflusst jede Veränderung der
              Speicher-Mappings  mit  mmap(2)  oder munmap(2) durch den Kindprozess oder den aufrufenden Prozess
              auch den jeweils anderen Prozess.

              Ist CLONE_VM nicht gesetzt, erhält der Kindprozess eine  eigene  Kopie  des  Speicherbereichs  des
              aufrufenden  Prozesses  zum Zeitpunkt des Clone-Aufrufs. Führt ein Prozess Schreibzugriffe auf den
              Speicher oder Änderungen am Dateispeicher-Mapping aus, beeinflussen diese  Operationen  nicht  den
              jeweils anderen, wie bei fork(2).

              Falls  der Schalter CLONE_VM angegeben und der Schalter CLONE_VFORK nicht angegeben ist, dann wird
              jeder alternative Stapel, der durch sigaltstack(2) etabliert wurde, im Kindprozess bereinigt.

RÜCKGABEWERT

       Bei  Erfolg  wird  im  ausgeführten  Thread  des  Aufrufenden  die   Thread-Kennung   des   Kindprozesses
       zurückgegeben.  Im  Fehlerfall wird im Kontext des Aufrufenden -1 zurückgegeben, kein Kindprozess erzeugt
       und errno gesetzt, um den Fehler anzuzeigen.

FEHLER

       EACCES (nur clone3())
              CLONE_INTO_CGROUP wurde  in  cl_args.flags  angegeben,  aber  die  (in  cgroups(7)  beschriebenen)
              Beschränkungen  zum  Ablegen  des  Kindprozesses  in  die  Cgroup  der  Version  2,  auf  die sich
              cl_args.cgroup bezieht, werden nicht erfüllt.

       EAGAIN Es laufen bereits zu viele Prozesse; siehe fork(2).

       EBUSY (nur clone3())
              CLONE_INTO_CGROUP  wurde  in  cl_args.flags  angegeben,  aber  der  in  cl_args.cgroup  angegebene
              Dateideskriptor  bezieht  sich  auf  eine Version-2-Cgroup, in der ein Domain-Controller aktiviert
              wurde.

       EEXIST (nur clone3())
              Eine (oder mehrere) der in set_tid festgelegten PIDs existiert  im  entsprechenden  PID-Namensraum
              bereits.

       EINVAL In der Schalter-Maske wurden sowohl CLONE_SIGHAND als auch CLONE_CLEAR_SIGHAND festgelegt.

       EINVAL CLONE_SIGHAND wurde in der Schalter-Maske festgelegt, aber nicht CLONE_VM. (Seit Linux 2.6.0.)

       EINVAL CLONE_THREAD  wurde  in  der  Schalter-Maske  festgelegt,  aber  nicht  CLONE_SIGHAND. (Seit Linux
              2.5.35.)

       EINVAL CLONE_THREAD wurde in der Schalter-Maske  festgelegt,  aber  der  aktuelle  Prozess  hatte  vorher
              unshare(2)  mit  dem Schalter CLONE_NEWPID aufgerufen oder setns(2) verwandt, um sich wieder einem
              PID-Namensraum zuzuordnen.

       EINVAL In der Schalter-Maske wurden sowohl CLONE_FS als auch CLONE_NEWNS festgelegt.

       EINVAL (seit Linux 3.9)
              In der Schalter-Maske wurden sowohl CLONE_NEWUSER als auch CLONE_FS festgelegt.

       EINVAL In der Schalter-Maske wurden sowohl CLONE_NEWIPC als auch CLONE_SYSVSEM festgelegt.

       EINVAL Eines (oder beides) von CLONE_NEWPID oder CLONE_NEWUSER und eines (oder beides)  von  CLONE_THREAD
              oder CLONE_PARENT wurde in der Schalter-Maske festgelegt.

       EINVAL (seit Linux 2.6.32)
              CLONE_PARENT wurde angegeben und der Aufrufende ist ein Init-Prozess.

       EINVAL Wird  von  der  Glibc-Wrapper-Funktion  clone()  zurückgegeben, wenn ein Wert von NULL für fn oder
              Stapel festgelegt wurde.

       EINVAL CLONE_NEWIPC wurde in der Schalter-Maske festgelegt, aber der Kernel ist nicht  mit  den  Optionen
              CONFIG_SYSVIPC und CONFIG_IPC_NS konfiguriert.

       EINVAL CLONE_NEWNET  wurde  in  der  Schalter-Maske  festgelegt, aber der Kernel ist nicht mit der Option
              CONFIG_NET_NS konfiguriert.

       EINVAL CLONE_NEWPID wurde in der Schalter-Maske festgelegt, aber der Kernel  ist  nicht  mit  der  Option
              CONFIG_PID_NS konfiguriert.

       EINVAL CLONE_NEWUSER  wurde  in  der  Schalter-Maske festgelegt, aber der Kernel ist nicht mit der Option
              CONFIG_USER_NS konfiguriert.

       EINVAL CLONE_NEWUTS wurde in der Schalter-Maske festgelegt, aber der Kernel  ist  nicht  mit  der  Option
              CONFIG_UTS_NS konfiguriert.

       EINVAL Stapel  ist  nicht  an  einer geeigneten Grenze für diese Architektur ausgerichtet. Beispielsweise
              muss Stapel auf Aarch64 ein Vielfaches von 16 sein.

       EINVAL (nur clone3())
              In der Schalter-Maske wurden CLONE_DETACHED festgelegt.

       EINVAL (nur clone())
              CLONE_PIDFD wurde zusammen mit CLONE_DETACHED in der Schalter-Maske festgelegt.

       EINVAL CLONE_PIDFD wurde zusammen mit CLONE_THREAD in der Schalter-Maske festgelegt.

       EINVAL (nur clone())
              CLONE_PIDFD wurde zusammen mit CLONE_PARENT_SETTID in der Schalter-Maske festgelegt.

       EINVAL (nur clone3())
              set_tid_size ist größer als die Anzahl der geschachtelten PID-Namensräume.

       EINVAL (nur clone3())
              Eine der in set_tid festgelegten PIDs war ungültig.

       EINVAL (nur AArch64, Linux 4.6 und älter)
              Stapel war nicht an einer 128-Bit-Grenze ausgerichtet.

       ENOMEM Es kann nicht ausreichend Speicher für eine Aufgabenstruktur des Kindprozesses  reserviert  werden
              oder um benötigte Teile vom Kontext des Aufrufenden zu kopieren.

       ENOSPC (seit Linux 3.7)
              CLONE_NEWPID wurde in der Schalter-Maske festgelegt, aber die Begrenzung der Verschachtelungstiefe
              von PID-Namensräumen würde überschritten; siehe pid_namespaces(7).

       ENOSPC (seit Linux 4.9; vorher EUSERS)
              CLONE_NEWUSER  wurde in der Schalter-Maske festgelegt und der Aufruf würde zu einer Überschreitung
              der  Begrenzung  für  die  Anzahl   von   verschachtelten   Benutzernamensräumen   führen.   Siehe
              user_namespaces(7).

              Von Linux 3.11 bis Linux 4.8 war der in diesem Fall diagnostizierte Fehler EUSERS.

       ENOSPC (seit Linux 4.9)
              Einer  der Werte in der Schalter-Maske legte die Erstellung eines neuen Benutzer-Namensraums fest,
              dadurch würde aber die in  der  enstprechenden  Datei  in  /proc/sys/user  festgelegte  Begrenzung
              überschritten. Für weitere Details siehe namespaces(7).

       EOPNOTSUPP (nur clone3())
              CLONE_INTO_CGROUP  wurde  in  cl_args.flags  angegeben,  aber  der  in  cl_args.cgroup  angegebene
              Dateideskriptor bezieht sich auf eine Version-2-Cgroup, die im Zustand Domain ungültig ist.

       EPERM  CLONE_NEWCGROUP, CLONE_NEWIPC, CLONE_NEWNET, CLONE_NEWNS, CLONE_NEWPID oder CLONE_NEWUTS wurde von
              einem nicht privilegierten Prozess festgelegt (Prozess ohne CAP_SYS_ADMIN).

       EPERM  CLONE_PID wurde von einem anderen Prozess als Prozess 0 festgelegt. (Dieser Fehler tritt nur unter
              Linux 2.5.15 und früheren Versionen auf.)

       EPERM  CLONE_NEWUSER wurde in der Schalter-Maske festgelegt, aber  weder  die  effektive  Benutzerkennung
              noch  die effektive Gruppenkennung des Aufrufenden hat eine Abbildung in den Namensraum der Eltern
              (siehe user_namespaces(7)).

       EPERM (seit Linux 3.9)
              CLONE_NEWUSER  wurde  in  der  Schalter-Maske  festgelegt  und  der  Aufrufende   ist   in   einer
              Chroot-Umgebung  (d.h. das Wurzelverzeichnis des Aufrufenden passt nicht zum Wurzelverzeichnis des
              Einhängenamensraums, in dem er sich befindet).

       EPERM (nur clone3())
              set_tid_size  war  größer  als  Null  und  dem  Aufrufenden   fehlt   in   einem   oder   mehreren
              Benutzernamensräumen,   dem   die   entsprechenden   PID-Namensräume   gehören,   die   Capability
              CAP_SYS_ADMIN.

       ERESTARTNOINTR (seit Linux 2.6.17)
              Ein Systemaufruf wurde durch ein Signal unterbrochen  und  wird  neu  gestartet.  (Dies  wird  nur
              während einer Verfolgung sichtbar sein.)

       EUSERS (Linux 3.11 bis Linux 4.8)
              CLONE_NEWUSER  wurde  in  der  Schalter-Maske  festgelegt  und  die  Begrenzung für die Anzahl von
              verschachtelten Benutzernamensräumen würde überschritten. Siehe die Diskussion des Fehlers  ENOSPC
              oben.

VERSIONEN

       Der Systemaufruf clone3() erschien erstmalig in Linux 5.3.

STANDARDS

       Diese Systemaufrufe sind Linux-spezifisch und sollten nicht in portierbaren Programmen benutzt werden.

ANMERKUNGEN

       Diese Systemaufrufe werden benutzt, um Threads zu implementieren: mehrere Steuerflüsse in einem Programm,
       die gleichzeitig in einem gemeinsamen Speicherbereich ausgeführt werden.

       Beachten Sie, dass die Glibc-Wrapperfunktion clone() einige Änderungen am Speicher, auf den Stapel zeigt,
       vornimmt  (Änderungen,  um  den Stapel korrekt für das Kind einzurichten), bevor der Systemaufruf clone()
       ausgelöst wird. Verwenden Sie daher in Fällen, in denen clone() zur  rekursiven  Erstellung  von  Kindern
       verwandt wird, nicht den Puffer, der für den Stapel der Eltern eingesetzt wird, als Stapel der Kinder.

       Der  Systemaufruf  kcmp(2)  kann  zum  Testen,  ob  zwei  Prozesse  sich verschiedene Ressourcen, wie die
       Dateideskriptortabelle, die Rücksetz-Aktionen der System-V-Semaphoren oder einen  virtuellen  Adressraum,
       teilen, verwandt werden.

       Handler,  die  mittels  pthread_atfork(3)  registriert  sind,  werden  während  eines Clone-Aufrufs nicht
       ausgeführt.

       In der Linux 2.4.x-Serie gibt CLONE_THREAD generell dem neuen Prozess nicht den  gleichen  Elternprozess,
       wie  dem  aufrufenden  Prozess.  Für  die  Linux-Versionen  2.4.7  bis  2.4.18  implizierte  der Schalter
       CLONE_THREAD jedoch den Schalter CLONE_PARENT (wie in Linux 2.6.0 und neuer).

       Auf i386-Architekturen sollte clone() nicht durch vsyscall aufgerufen werden, sondern  direkt  durch  int
       $0x80.

   Unterschiede C-Bibliothek/Kernel
       Der  rohe  sys_clone-Systemaufruf  entspricht eher fork(2), da er mit der Ausführung des Kindprozesses am
       Zeitpunkt des Aufrufs fortfährt. Von daher werden die Argumente fn und arg  der  clone()-Wrapper-Funktion
       weggelassen.

       Im  Gegensatz  zum  Glibc-Wrapper  akzeptiert der rohe Systemaufruf clone() NULL als Stapel-Argument (und
       clone3() erlaubt entsprechend cl_args.stack NULL zu  sein).  In  diesem  Fall  verwendet  das  Kind  eine
       Dublette  des  Stapels des Elternprozesses. (»Copy-on-write«-Semantik stellt sicher, dass der Kindprozess
       getrennte  Kopien  des  Stapelspeichers  erhält,  wenn  einer  der  beiden  Prozesse  den  Stapelspeicher
       verändert.)  In  diesem  Fall  sollte  die  Option  CLONE_VM  nicht  angegeben  werden,  damit es korrekt
       funktioniert. (Falls das Kind sich aufgrund des Schalters CLONE_VM mit  dem  Elternprozess  den  Speicher
       teilt, dann tritt keine copy-on-write-Duplizierung auf und wahrscheinlich tritt Chaos ein.

       Die  Reihenfolge  der  Argumente  unterscheidet  sich  auch  im  rohen  Systemaufruf und es gibt über die
       Architekturen hinweg Variationen in den Argumenten, wie dies in den folgenden Absätzen dargestellt wird.

       Die rohe Schnittstelle für Systemaufrufe auf x86-64 und einigen anderen Architekturen (darunter Sh,  Tile
       und Alpha) sieht so aus:

           long clone(unsigned long Schalter, void *Stapel,
                      int *Eltern_tid, int *Kind_tid,
                      unsigned long tls);

       Auf  x86-32 und mehreren anderen häufigen Architekturen (darunter Score, ARM, ARM 64, PA-RISC, Arc, Power
       PC, Xtensa und MIPS) ist die Reihenfolge der letzten zwei Argumente gedreht:

           long clone(unsigned long Schalter, void *Stapel,
                     int *Eltern_tid, unsigned long tls,
                     int *Kind_tid);

       Auf der Cris- und S30-Architektur ist die Reihenfolge der ersten zwei Argumente gedreht:

           long clone(void *Stapel, unsigned long Schalter,
                      int *Eltern_tid, int *Kind_tid,
                      unsigned long tls);

       Auf der Microblaze-Architektur wird ein zusätzliches Argument übergeben:

           long clone(unsigned long Schalter, void *Stapel,
                      int Stapelgröße,         /* Größe des Stapels */
                      int *Eltern_tid, int *Kind_tid,
                      unsigned long tls);

   Blackfin, M68k und Sparc
       Die Konventionen der Argumentübergabe weichen auf Blackfin, M68k und Sparc von  der  obigen  Beschreibung
       ab. Einzelheiten finden Sie in der Kernel- (und Glibc-) Quelle.

   Ia64
       Auf ia64 wird eine andere Schnittstelle benutzt:

           int __clone2(int (*fn)(void *),
                        void *Stapelbasis, size_t Stapelgröße,
                        int Schalter, void *arg, 
                     /* pid_t *Eltern_tid, struct user_desc *tls,
                        pid_t *Kind_tid */ );

       Der  oben  gezeigte  Prototyp  ist  für  die Glibc-Wrapper-Funktion; für den Systemaufruf selbst wird der
       Prototyp wie folgt beschrieben (er ist identisch zum clone()-Prototyp auf Microblaze):

           long clone2(unsigned long Schalter, void *Stapelbasis,
                       int Stapelgröße,         /* Größe des Stapels */
                       int *Eltern_tid, int *Kind_tid,
                       unsigned long tls);

       __clone2() arbeitet auf die gleiche Weise wie clone(), außer dass Stapelbasis auf die niedrigste  Adresse
       im  Stapelspeicherbereich  des  Kindprozesses zeigt und Stapelgröße die Größe des Stapelspeichers angibt,
       auf die Stapelbasis zeigt.

   Linux 2.4 und älter
       Unter Linux 2.4 und früher gab es die Argumente Eltern_tid, tls und Kind_tid noch nicht.

FEHLER

       GNU-C-Bibliotheksversionen 2.3.4 bis einschließlich 2.24 enthielten eine Wrapper-Funktion für  getpid(2),
       die  Zwischenspeichern  von  PIDs  vornahm. Dieses Zwischenspeichern beruhte auf der Unterstützung in dem
       Glibc-Wrapper von clone(), aber Einschränkungen in der Implementierung  bedeuteten,  dass  unter  einigen
       Umständen  der  Zwischenspeicher  nicht  aktuell  war.  Insbesondere  wenn  ein  Signal  sofort  nach dem
       clone()-Aufruf an den Kindprozess gesandt wurde, konnte ein Aufruf von getpid(2) in einem  Signal-Handler
       die PID des aufrufenden Prozesses (des »Elternprozesses«) zurückgeben, falls der Clone-Wrapper noch keine
       Chance  hatte  den  PID-Zwischenspeicher im Kindprozess zu aktualisieren. (Diese Diskussion ignoriert den
       Fall, dass der Kindprozess mit CLONE_THREAD erstellt  wurde,  in  dem  getpid(2)  den  gleichen  Wert  im
       Kindprozess  zurückgeben  sollte  und  im  Prozess,  der clone() aufrief, wie sich der Aufrufende und der
       Kindprozess in der gleichen Thread-Gruppe befinden. Das Problem des nicht mehr frischen Zwischenspeichers
       tritt auch auf, wenn das Argument Schalter CLONE_VM  enthält.)  Um  die  Wahrheit  zu  erfahren,  war  es
       manchmal notwendig gewesen, Code wie den folgenden zu verwenden:

           #include <syscall.h>

           pid_t mypid;

           mypid = syscall(SYS_getpid);

       Aufgrund  des  Problems mit dem nicht mehr frischem Zwischenspeicher sowie anderen in getpid(2) bemerkten
       Problemen, wurde die Funktionalität des PID-Zwischenspeicherns in Glibc 2.25 entfernt.

BEISPIELE

       Das folgende Programm demonstriert die Benutzung von clone() zum Erzeugen  eines  Kindprozesses,  der  in
       einem  separaten  UTS-Namensraum  ausgeführt  wird.  Der  Kindprozess ändert in seinem UTS-Namensraum den
       Rechnernamen. Dann zeigen sowohl Eltern- als auch Kindprozess den Rechnernamen des  Systems  an,  wodurch
       sichtbar wird, dass der Rechnername sich im UTS-Namensraum von Eltern- und Kindprozess unterscheidet. Ein
       Beispiel für die Verwendung dieses Programms finden Sie in setns(2).

       Innerhalb  des  Beispielprogramms reservieren wir Speicher, der für den Stapel des Kindprogramms verwandt
       werden soll. Dabei verwenden wir aus den folgenden Gründen mmap(2) statt malloc(3):

       •  mmap(2) reserviert einen Speicherblock, der an einer  Seitengrenze  beginnt  und  ein  Vielfaches  der
          Seitengröße  groß ist. Dies ist nützlich, um am Ende des Stapels mittels mprotect(2) eine Wächterseite
          (eine Seite mit dem Schutz PROT_NONE) einzurichten.

       •  Wir können den Schalter MAP_STACK angeben, um ein  für  den  Stapel  geeignetes  Mapping  festzulegen.
          Derzeit  führt  dieser  Schalter  unter  Linux zu keiner Aktion, aber er existiert und hat auf anderen
          Systemen Auswirkungen, daher sollten wir ihn zwecks Portabilität aufnehmen.

   Programmquelltext
       #define _GNU_SOURCE
       #include <err.h>
       #include <sched.h>
       #include <signal.h>
       #include <stdint.h>
       #include <stdio.h>
       #include <stdlib.h>
       #include <string.h>
       #include <sys/mman.h>
       #include <sys/utsname.h>
       #include <sys/wait.h>
       #include <unistd.h>

       static int              /* Startfunktion für geklonten Kindprozess */
       childFunc(void *arg)
       {
           struct utsname uts;

           /* Rechnername im UTS-Namensraum des Kindprozesses ändern. */

           if (sethostname(arg, strlen(arg)) == -1)
               err(EXIT_FAILURE, "sethostname");

           /* Rechnernamen abfragen und anzeigen. */

           if (uname(&uts) == -1)
               err(EXIT_FAILURE, "uname");
           printf("uts.nodename im Kindprozess:  %s\n", uts.nodename);

           /* Der Namensraum wird für eine Weile durch Schlafen offen gehalten.
              Dies ermöglicht etwas zu experimentieren –  zum Beispiel
              kann ein weiterer Prozess dem Namensraum beitreten. */

           sleep(200);

           return 0;           /* Kindprozess wird nun beendet */
       }

       #define STACK_SIZE (1024 * 1024)    /* Stapelspeichergröße für geklonten
                                              Kindprozess */

       int
       main(int argc, char *argv[])
       {
           char            *stack;         /* Start des Stapelspeicherpuffers */
           char            *stackTop;      /* Ende des Stapelspeicherpuffers */
           pid_t           pid;
           struct utsname  uts;

           if (argc < 2) {
               fprintf(stderr, "Aufruf: %s <Kindprozess-Rechnername>\n", argv[0]);
               exit(EXIT_SUCCESS);
           }

           /* Speicher für den Stapel des Kindprozess reservieren. */

           stack = mmap(NULL, STACK_SIZE, PROT_READ | PROT_WRITE,
                        MAP_PRIVATE | MAP_ANONYMOUS | MAP_STACK, -1, 0);
           if (stack == MAP_FAILED)
               err(EXIT_FAILURE, "mmap");

       stackTop = stack + STACK_SIZE;  /* Annahme, dass Stapelspeicher nach
                                          unten wächst */

           /* Es wird ein Kindprozess erzeugt, der seinen eigenen Namensraum hat.
              Der Kindprozess beginnt die Ausführung in childFunc(). */

           pid = clone(childFunc, stackTop, CLONE_NEWUTS | SIGCHLD, argv[1]);
           if (pid == -1)
               err(EXIT_FAILURE, "clone");
           printf("clone() gab %jd zurück\n", (intmax_t) pid);

           /* Elternprozess fällt bis hierher durch */

           sleep(1);   /* gibt dem Kindprozess Zeit zum Ändern des Rechnernamens */

           /* Den Rechnernamen im UTS-Namensraum des Elternprozesses anzeigen.
              Dieser wird sich vom Rechnernamen im UTS-Namensraum des Kindprozesses
              unterscheiden. */

           if (uname(&uts) == -1)
               err(EXIT_FAILURE, "uname");
           printf("uts.nodename im Elternprozess: %s\n", uts.nodename);

           if (waitpid(pid, NULL, 0) == -1)    /* Warten auf Kindprozess */
               err(EXIT_FAILURE, "waitpid");
           printf("Kindprozess wurde beendet\n");

           exit(EXIT_SUCCESS);
       }

SIEHE AUCH

       fork(2),  futex(2),  getpid(2),   gettid(2),   kcmp(2),   mmap(2),   pidfd_open(2),   set_thread_area(2),
       set_tid_address(2), setns(2), tkill(2), unshare(2), wait(2), capabilities(7), namespaces(7), pthreads(7)

ÜBERSETZUNG

       Die  deutsche  Übersetzung  dieser  Handbuchseite  wurde von Daniel Kobras <kobras@linux.de>, Chris Leick
       <c.leick@vollbio.de>,   Mario   Blättermann   <mario.blaettermann@gmail.com>,   Dr.   Tobias    Quathamer
       <toddy@debian.org> und Helge Kreutzmann <debian@helgefjell.de> erstellt.

       Diese  Übersetzung ist Freie Dokumentation; lesen Sie die GNU General Public License Version 3 oder neuer
       bezüglich der Copyright-Bedingungen. Es wird KEINE HAFTUNG übernommen.

       Wenn Sie Fehler in der Übersetzung dieser Handbuchseite finden, schicken Sie bitte  eine  E-Mail  an  die
       Mailingliste der Übersetzer.

Linux man-pages 6.03                             5. Februar 2023                                        clone(2)