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BEZEICHNUNG
tapestat - Statistiken zu Bandlaufwerken erstellen.
ÜBERSICHT
tapestat [ -k | -m ] [ -t ] [ -V ] [ -y ] [ -z ] [ --human ] [ Intervall [ Anzahl ] ]
BESCHREIBUNG
Der Befehl tapestat wird zur Überwachung der Aktivität von Bandlaufwerken verwendet, die mit dem System
verbunden sind.
Der erste vom Befehl tapestat erstellte Bericht stellt Statistiken über den Zeitraum seit dem Systemstart
bereit, es sei denn, die Option -y wird verwendet, wodurch dieser erste Bericht ausgelassen wird. Jeder
der darauf folgenden Berichte bezieht sich auf die Zeit seit dem vorhergehenden Bericht.
Der Parameter Intervall gibt die Zeit in Sekunden zwischen den einzelnen Berichten an. Der Parameter
Anzahl kann zusammen mit dem Parameter Intervall angegeben werden. Falls der Parameter Anzahl angegeben
ist, bestimmt dieser Wert die Anzahl der Berichte, die im Abstand von Intervall (in Sekunden) erfolgen.
Falls der Parameter Intervall ohne den Parameter Anzahl angegeben ist, erzeugt der Befehl tapestat die
Berichte fortlaufend.
BERICHT
Der tapestat-Bericht stellt Statistiken für jedes mit dem System verbundene Bandlaufwerk bereit. Die
folgenden Daten werden angezeigt:
r/s Anzahl der ausgegebenen Lesevorgänge als durchschnittliche Anzahl pro Sekunde gemittelt im
Intervall.
w/s Anzahl der ausgegebenen Schreibvorgänge als durchschnittliche Anzahl pro Sekunde im Intervall.
kB_read/s | MB_read/s
Menge der gelesenen Daten, ausgedrückt in Kilobyte (standardmäßig oder wenn die Option -k
verwendet wird) oder Megabyte (wenn die Option -m verwendet wird) pro Sekunde, als
Durchschnittswert im Intervall ermittelt.
kB_wrtn/s | MB_wrtn/s
Menge der geschriebenen Daten, ausgedrückt in Kilobyte (standardmäßig oder wenn die Option -k
verwendet wird) oder Megabyte (wenn die Option -m verwendet wird) pro Sekunde, als
Durchschnittswert im gesamten Intervall ermittelt.
%Rd Prozentsatz der Lese-Wartezeit - der Prozentsatz der Zeit innerhalb des Intervalls, die mit Warten
auf Abschluss von Leseanfragen verbracht wurde. Die Zeit wird vom Aussenden der Anfrage an die
SCSI-Zwischenebene bis zur Abschlussmeldung gemessen.
%Wr Prozentsatz der Schreib-Wartezeit - der Prozentsatz der Zeit innerhalb des Intervalls, die mit
Warten auf Abschluss von Schreibanfragen verbracht wurde. Die Zeit wird vom Aussenden der Anfrage
an die SCSI-Zwischenebene bis zur Abschlussmeldung gemessen.
%Oa Prozentsatz der Gesamt-Wartezeit - der Prozentsatz der Zeit innerhalb des Intervalls, die mit
Warten auf Abschluss aller E/A-Anfragen verbracht wurde (lesen, schreiben und andere).
Rs/s bezeichnet die Anzahl der E/A-Vorgänge, ausgedrückt als durchschnittliche Anzahl pro Sekunde im
Intervall, wobei ein von Null verschiedener Restwert festgestellt wurde.
Ot/s Die Anzahl der E/A-Vorgänge, ausgedrückt als durchschnittliche Anzahl pro Sekunde innerhalb des
Intervalls, die als »andere« einbezogen wurden. Andere E/A-Vorgänge beziehen ioctl-Aufrufe an den
Bandlaufwerk-Treiber und implizite Vorgänge wie Zurückspulen beim Schließen ein (für
Bandlaufwerke, die Zurückspulen beim Schließen unterstützen). Nicht einbezogen werden
E/A-Vorgänge, die mittels Methoden außerhalb des Bandlaufwerk-Treibers ausgeführt werden (zum
Beispiel über Sg-Ioctls).
OPTIONEN
--human
gibt Größen in einem menschenlesbaren Format aus (zum Beispiel 1.0k, 1.2M, usw.). Die mit dieser
Option angezeigten Einheiten ersetzen jegliche andere Standardeinheiten (zum Beispiel Kilobyte
oder Sektoren usw.), die den Metriken zugeordnet sind.
-k zeigt die Menge der geschriebenen oder gelesenen Daten in Kilobyte pro Sekunde statt in Megabyte
pro Sekunde an. Diese Option und die Option -m schließen sich gegenseitig aus.
-m zeigt die Menge der geschriebenen oder gelesenen Daten in Megabyte pro Sekunde statt in Kilobyte
pro Sekunde an. Diese Option und die Option -k schließen sich gegenseitig aus.
-t zeigt Zeitstempel an. Das Zeitstempelformat kann vom Wert der Umgebungsvariable S_TIME_FORMAT
abhängen (siehe unten).
-V Version anzeigen und beenden.
-y lässt die ursprüngliche Statistik aus, welche die Werte seit dem Systemstart anzeigt.
-z weist tapestat an, die Ausgabe für Bandlaufwerke auszulassen, für die keine Aktivität während der
Überwachungsperiode festgestellt wurde.
ÜBERLEGUNGEN
Es ist möglich, dass ein Prozentwert (lesen, schreiben oder andere) größer als 100 sein kann (der Befehl
tapestat zeigt niemals einen Prozentwert größer als 999 an). Wenn das Intervall auf 5 Sekunden festgelegt
ist, aber Zurückspulen eines Bandes 40 Sekunden dauert, wird der %0a-Wert als 0 in den Intervallen
angezeigt, bevor das Zurückspulen abgeschlossen ist, und nach abgeschlossenem Zurückspulen als etwa 800
Prozent.
Ähnliche Werte werden für %Rd und %Wr beobachtet, wenn ein Bandlaufwerk das Lesen oder Schreiben
unterbricht und dann neu startet (das heißt, dass die Datenstromübertragung gestoppt wird). In einem
solchen Fall kann es vorkommen, dass die Lese- oder Schreibvorgänge pro Sekunde auf Null fallen und der
%Rd/%Wr-Wert höher als 100 sein könnte, wenn das Lesen oder Schreiben fortgesetzt wird (je nachdem, wie
lange der Neustart des Lesens oder Schreibens dauert). Dies ist nur dann ein Problem, wenn es häufig
vorkommt, da dies zu Bandverschleiß führen kann und sich auf die Datensicherungszeiten auswirkt.
Bei schnellen Bandlaufwerken werden möglicherweise geringe prozentuale Wartezeiten angezeigt. Das weist
nicht auf ein Problem mit dem Bandlaufwerk hin. Für ein langsameres Bandlaufwerk (zum Beispiel ein
DDS-Laufwerk der älteren Generation) ist die Geschwindigkeit des Bandes (und somit des Bandlaufwerks)
viel geringer als die der E/A-Vorgänge im Dateisystem, daher sind die prozentualen Wartezeiten
wahrscheinlich höher. Bei schnelleren Bandlaufwerken (zum Beispiel LTO) sind die prozentualen Wartezeiten
wahrscheinlich geringer, da ein Programm, das auf das Band schreibt oder vom Band liest, aufgrund des
höheren Durchsatzes mehr Dateisystem-E/A-Vorgänge bewältigen kann.
Bandstatistiken werden zwar mittels atomarer Variablen im Kernel implementiert, können aber nicht atomar
als Gruppe gelesen werden. Alle statistischen Werte werden aus verschiedenen Dateien unterhalb von /sys
gelesen. Deshalb kann es vorkommen, dass E/A-Vorgänge erst beim Lesen der verschiedenen Dateien für das
eine Bandlaufwerk abgeschlossen werden. Dies kann zu einer Reihe von Statistiken für ein Gerät führen,
die einige Werte enthalten, bevor ein E/A-Vorgang abgeschlossen wurde und einige für danach.
Dieser Befehl rundet Werte ab, wenn die sekundenbezogenen Statistiken ermittelt werden. Falls Sie
beispielsweise dd dazu verwenden, ein Band auf ein anderes zu kopieren und tapestat mit einem Intervall
von 5 Sekunden ausführen und während des Intervalls 3210 Schreibvorgänge und 3209 Lesevorgänge
stattfanden, dann würden 642 Schreibvorgänge pro Sekunde und 641 Lesevorgänge pro Sekunde (641,8 wird
dabei auf 641 abgerundet) angezeigt. Wenn es ein zu kopierendes Tar-Archiv (mit einer Blockgröße von 10
kB) wäre, würden Sie auch einen Unterschied von 2 zwischen dem Datendurchsatz (kB_read/s und kB_wrtn/s)
erkennen (ein E/A-Vorgang der Größe 10 kB geteilt durch die Intervalldauer von 5 Sekunden). Falls es
stattdessen 3210 Schreibvorgänge und 3211 Lesevorgänge gab, würde für beides der gleiche Wert von 642
Vorgängen pro Sekunde angezeigt, aber für den Datendurchsatz würde sich dennoch zwischen den Werten für
kB_read/s und kB_wrtn/s eine Differenz von 2kB/s ergeben.
Dieser Befehl arbeitet mit einem Intervall in Sekunden. Allerdings wird intern das Intervall pro Gerät
erfasst, was sich möglicherweise auf die sekundenbezogenen Statistiken auswirken kann. Die Zeit, zu der
jeder Statistiksatz erfasst wird, wird für diese Statistiken beibehalten. Der Unterschied zwischen der
aktuellen und der vorherigen Zeit wird zur Verwendung in Berechnungen in Millisekunden umgewandelt. Wir
können uns anschauen, wie sich dies auf die gemeldeten Statistiken auswirken kann, wenn wir zum Beispiel
ein Tar-Archiv mit dd zwischen zwei Bandlaufwerken kopieren. Wird von beide Geräten eine Übertragung von
28900 Kilobyte gemeldet und das Lesebandlaufwerk hatte einen Intervall von 5001 Millisekunden und das
Schreibbandlaufwerk 5000 Millisekunden, dann würden sich 5778 kB_read/s (gelesene Daten pro Sekunde) und
5780 kB_wrtn/s (geschriebene Daten pro Sekunde) ergeben.
Der Einfluss auf die Ermittlung der Statistiken, während ein E/A-Vorgang abgeschlossen wird, oder durch
das Abrunden oder durch geringe Unterschiede in der Intervalldauer, ist minimal in Bezug auf die
errechneten Statistiken, ist aber dennoch nicht Null.
UMGEBUNGSVARIABLEN
Der Befehl tapestat berücksichtigt die folgenden Umgebungsvariablen:
S_COLORS
Standardmäßig werden die Statistiken im Terminal in Farbe dargestellt. Verwenden Sie diese
Variable, um die Einstellungen zu ändern. Mögliche Werte für diese Variable sind never, always
oder auto (Letzteres ist die Standardeinstellung).
Beachten Sie, dass die Farbe (egal ob rot, gelb oder irgendeine andere Farbe), die zum Anzeigen
eines Wertes verwendet wird, nicht allein durch die Färbung eine Bedeutung für die Ausgabe hat.
Sie zeigt lediglich verschiedene Wertebereiche an.
S_COLORS_SGR
Diese Variable gibt die Farben und andere Attribute an, die zur Anzeige der Statistiken im
Terminal verwendet werden. Deren Wert ist eine durch Doppelpunkte getrennte Liste der Fähigkeiten,
standardmäßig H=31;1:I=32;22:M=35;1:N=34;1:Z=34;22. Folgende Fähigkeiten werden unterstützt:
H= SGR-Teilzeichenkette (Select Graphic Rendition) für Prozentwerte größer oder gleich 75%.
I= SGR-Teilzeichenkette für Bandlaufwerksnamen.
M= SGR-Teilzeichenkette für Prozentwerte im Bereich von 50% bis 75%.
N= SGR-Teilzeichenkette für von Null verschiedene statistische Werte.
Z= SGR-Teilzeichenkette für Null-Werte.
S_TIME_FORMAT
Falls diese Variable existiert und deren Wert auf ISO gesetzt ist, dann wird die aktuelle Locale
bei der Ausgabe des Datums in der Berichtsüberschrift ignoriert. Der Befehl tapestat wird dann
stattdessen das ISO-8601-Format (JJJJ-MM-TT) verwenden. Der mit der Option -t angezeigte
Zeitstempel wird auch zum ISO-8601-Format kompatibel sein.
FEHLER
Das /sys-Dateisystem muss eingehängt sein, damit tapestat funktioniert. Es wird mit Kerneln nicht
funktionieren, die nicht über Sysfs-Unterstützung verfügen.
Dieser Befehl benötigt einen Kernel der Version 4.2 oder neuer (oder die auf eine frühere Kernelversion
zurückportierte Unterstützung für Bandlaufwerk-Statistiken).
Obwohl tapestat Kilobyte (kB), Megabyte (MB) usw. meldet, sind eigentlich Kibibyte (kiB), Mebibyte (MiB)
usw. gemeint. Ein Kibibyte ist gleich 1024 Byte und ein Mebibyte ist gleich 1024 Kibibyte.
DATEIEN
/sys/class/scsi_tape/st<Zahl>/stats/*
Statistikdateien für Bandlaufwerke.
/proc/uptime enthält die Laufzeit des Systems.
AUTOR
Ursprüngliche Revision von Shane M. SEYMOUR (shane.seymour <at> hpe.com)
Für Sysstat angepasst von Sebastien Godard (sysstat <at> orange.fr)
SIEHE AUCH
iostat(1), mpstat(1)
https://github.com/sysstat/sysstat
http://pagesperso-orange.fr/sebastien.godard/
ÜBERSETZUNG
Die deutsche Übersetzung dieser Handbuchseite wurde von Mario Blättermann <mario.blaettermann@gmail.com>
erstellt.
Diese Übersetzung ist Freie Dokumentation; lesen Sie die GNU General Public License Version 3 oder neuer
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Linux Juni 2020 TAPESTAT(1)