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BEZEICHNUNG
systemd, init - Systemd-System und Diensteverwalter
ÜBERSICHT
/lib/systemd/systemd [OPTIONEN…]
init [OPTIONEN…] {BEFEHL}
BESCHREIBUNG
Systemd ist ein System- und Diensteverwalter für das Linux-Betriebssystem. Wird es beim Systemstart als
erster Prozess (als PID 1) ausgeführt, agiert es als Init-System, das das System hochfährt und Dienste
auf Anwendungsebene verwaltet. Für angemeldete Benutzer zum Starten ihrer Dienste werden separate
Instanzen gestartet.
systemd wird normalerweise nicht direkt durch den Benutzer aufgerufen, sondern wird als Symlink
/sbin/init installiert und während der frühen Systemstartphase ausgeführt. Die Benutzerverwalterinstanzen
werden automatisch durch den Dienst user@.service(5) gestartet.
Für die Kompatibilität mit SysV wird das Programm, falls es init genannt und nicht der erste Prozess auf
der Maschine ist (PID ist nicht 1), telinit ausführen und alle Befehlszeilenargumente unverändert
weitergeben. Das bedeutet, dass init und telinit beim Aufruf von normalen Anmeldesitzungen größtenteils
äquivalent sind. Siehe telinit(8) für weitere Informationen.
Systemd interpretiert die Konfigurationsdatei system.conf und die Dateien in Verzeichnissen
system.conf.d, wenn es als Systeminstanz läuft. Wenn es als Benutzerinstanz läuft, interpretiert Systemd
die Konfigurationsdatei user.conf und die Dateien in Verzeichnissen user.conf.d. Siehe
systemd-system.conf(5) für weitere Informationen.
KONZEPTE
Systemd stellt ein Abhängigkeitssystem zwischen verschiedenen Einheiten namens »Units« in 11
verschiedenen Typen bereit. Units kapseln verschiedene Objekte, die für den Systemstart und -betrieb
relevant sind. Der Großteil der Units wird in Unit-Konfigurationsdateien, deren Syntax und grundlegenden
Menge an Optionen in systemd.unit(5) beschrieben ist, konfiguriert. Einige Units werden allerdings
automatisch aus anderen Konfigurationsdateien, dynamisch aus Systemzuständen oder programmatisch zur
Laufzeit erstellt. Units können »aktiv« (dies bedeutet gestartet, gebunden, eingesteckt, …, abhängig vom
Unit-Typ, siehe unten) oder »inaktiv« (dies bedeutet gestoppt, nicht gebunden, ausgesteckt, … ) sowie im
Prozess der Aktivierung oder Deaktivierung, d.h. zwischen den zwei Zuständen (diese Zustände werden
»Aktivierung« und »Deaktivierung« genannt) sein. Ein besonderer Zustand »fehlgeschlagen« ist auch
verfügbar, der sehr ähnlich zu »inaktiv« ist und der erreicht wird, wenn der Dienst auf irgendeine Art
fehlgeschlagen ist (Prozess lieferte beim Beenden einen Fehlercode, ist abgestürzt, eine Aktion erlebte
eine Zeitüberschreitung oder nach zu vielen Neustarts). Falls dieser Zustand erreicht wird, wird die
Ursache für spätere Einsichtnahme protokolliert. Beachten Sie, dass die verschiedenen Unit-Typen eine
Reihe von zusätzlichen Unterzuständen haben können, die auf die fünf hier beschriebenen generalisierten
Unit-Zustände abgebildet werden.
Die folgenden Unit-Typen sind verfügbar:
1. Dienste-Units, die Daemons und die Prozesse, aus denen sie bestehen, starten und steuern. Für Details
siehe systemd.service(5).
2. Socket-Units, die lokale IPC- oder Netzwerk-Sockets in dem System kapseln, nützlich für
Socket-basierte Aktivierung. Für Details über Socket-Units siehe systemd.socket(5), für Details über
Socket-basierte Aktivierung und andere Formen der Aktivierung siehe daemon(7).
3. Ziel-Units sind für die Gruppierung von Units nützlich. Sie stellen während des Systemstarts auch gut
bekannte Synchronisationspunkte zur Verfügung, siehe systemd.target(5).
4. Geräte-Units legen Kernel-Geräte in Systemd offen und können zur Implementierung Geräte-basierter
Aktivierung verwandt werden. Für Details siehe systemd.device(5).
5. Einhänge-Units steuern Einhängepunkte in dem Dateisystem, für Details siehe systemd.mount(5).
6. Automount-Units stellen Selbsteinhänge-Fähigkeiten bereit, für bedarfsgesteuertes Einhängen von
Dateisystemen sowie parallelisiertem Systemstart. Siehe systemd.automount(5).
7. Timer-Units sind für das Auslösen der Aktivierung von anderen Units basierend auf Timern nützlich.
Sie können Details in systemd.timer(5) finden.
8. Auslagerungs-Units sind ähnlich zu Einhänge-Units und kapseln Speicherauslagerungspartitionen oder
-dateien des Betriebssystems. Sie werden in systemd.swap(5) beschrieben.
9. Pfad-Units können zur Aktivierung andere Dienste, wenn sich Dateisystemobjekte ändern oder verändert
werden, verwandt werden. Siehe systemd.path(5).
10. Scheiben-Units können zur Gruppierung von Units, die Systemprozesse (wie Dienste- und Bereichs-Units)
in einem hierarchischen Baum aus Ressourcenverwaltungsgründen verwalten, verwandt werden. Siehe
systemd.slice(5).
11. Bereichs-Units sind ähnlich zu Dienste-Units, verwalten aber fremde Prozesse, statt sie auch zu
starten. Siehe systemd.scope(5).
Units werden wie ihre Konfigurationsdateien benannt. Einige Units habe besondere Semantiken. Eine
detaillierte Liste ist in systemd.special(7) verfügbar.
Systemd kennt verschiedene Arten von Abhängigkeiten, einschließlich positiven und negativen
Bedingungsabhängigkeiten (d.h. Requires= und Conflicts=) sowie Ordnungsabhängigkeiten (After= und
Before=). Wohlgemerkt: Ordnungs- und Bedingungsabhängigkeiten sind orthogonal. Falls zwischen zwei Units
nur eine Bedingungsabhängigkeit (z.B. foo.service bedingt bar.service) aber keine Ordnungsabhängigkeit
(z.B. foo.service nach bar.service) existiert und beide zum Start angefragt werden, werden sie parallel
gestartet. Es ist ein häufiges Muster, dass sowohl Bedingungs- als auch Ordnungsabhängigkeiten zwischen
zwei Units angelegt werden. Beachten Sie auch, dass die Mehrzahl der Abhängigkeiten von Systemd implizit
erstellt und verwaltet werden. In den meisten Fällen sollte es unnötig sein, zusätzliche Abhängigkeiten
manuell zu deklarieren, allerdings ist dies möglich.
Anwendungsprogramme und Units (über Abhängigkeiten) können Statusänderungen von Units erbitten. In
Systemd werden diese Anfragen als »Aufträge« gekapselt und in einer Aufträgewarteschlange verwaltet.
Aufträge können erfolgreich sein und fehlschlagen, ihre Ausführungsreihenfolge basiert auf den
Ordnungsabhängigkeiten der Units, für die sie eingeplant wurden.
Beim Systemstart aktiviert Systemd die Ziel-Unit default.target, deren Aufgabe es ist, die
bei-Systemstart-Dienste und andere bei-Systemstart-Units zu aktivieren, indem sie sie mittels
Abhängigkeiten hereinzieht. Normalerweise ist der Unit-Name nur ein Alias (Symlink) für entweder
graphical.target (für vollfunktionale Systemstarts in die UI) oder multi-user.target (für begrenzte, rein
konsolenbasierte Systemstarts zur Verwendung in eingebetteten oder Server-Umgebungen oder ähnlichen, eine
Untermenge von graphical.target). Es obliegt aber dem Administrator, sie als Alias zu jeder anderen
Ziel-Unit zu konfigurieren. Siehe systemd.special(7) für Details über diese Ziel-Units.
Systemd behält nur eine minimale Gruppe an Units im Speicher geladen. Konkret werden nur die Units im
Speicher geladen gehalten, für die mindestens eine der nachfolgenden Bedingungen zutrifft:
1. Sie ist in einem aktiven, aktivierenden, deaktivierenden oder fehlgeschlagenen Zustand (d.h. in jedem
Zustand außer »inactive«)
2. Für sie ist ein Auftrag in der Warteschlange
3. Sie ist eine Abhängigkeit von mindestens einer anderen im Speicher geladenen Unit
4. Ihr ist noch irgendeine Form von Ressourcen zugewiesen (z.B. eine inaktive Dienste-Unit, für die aber
ein Prozess noch herumlungert, der die Aufforderung zum Beenden ignorierte)
5. Sie wurde durch einen D-Bus-Aufruf programmatisch im Speicher festgepinnt
Systemd wird automatisch und implizit Units von der Platte laden — falls sie noch nicht geladen sind —
sobald eine Aktion für sie angefordert wird. Daher ist in vielerlei Hinsicht die Tatsache, ob eine Unit
geladen ist oder nicht, für Clients unsichtbar. Verwenden Sie systemctl list-units --all, um eine
vollumfängliche Liste aller derzeit geladenen Units zu erhalten. Jede Unit, für die eine der oben
aufgeführten Bedingungen zutrifft, wird sofort entladen. Beachten Sie, dass beim Entladen einer Unit aus
dem Speicher die Buchführungsdaten auch entfernt werden. Allerdings sind diese Daten im Allgemeinen nicht
verloren, da ein Journal-Protokolleintrag erstellt wird, der die verbrauchten Ressourcen deklariert, wann
immer eine Unit herunterfährt.
Prozesse, die Systemd startet, werden in einer privaten Systemd-Hierarchie in individuellen
Control-Gruppen von Linux, die nach der Unit, zu der sie gehören, benannt sind, gelegt (siehe
cgroups.txt[1] für weitere Informationen über Control-Gruppen oder kurz »cgroups«). Systemd verwendend
dies, um Prozesse effektiv nachzuverfolgen. Control-Gruppen-Informationen werden im Kernel verwaltet und
sind über die Dateisystemhierarchie (unterhalb von /sys/fs/cgroup/systemd/) oder über Werkzeuge wie
systemd-cgls(1) oder ps(1) verfügbar. (ps xawf -eo pid,user,cgroup,args ist besonders nützlich, um alle
Prozesse und die Systemd-Units, zu denen sie gehören, aufzulisten.)
Systemd ist zu einem großen Teil zu SysV kompatibel: SysV-Init-Skripte werden unterstützt und werden
einfach als ein alternatives (wenn auch begrenztes) Konfigurationsdateiformat verstanden. Die
SysV-Schnittstelle /dev/initctl wird bereitgestellt und Kompatibilitätsimplementierungen der
verschiedenen SysV-Client-Werkzeuge sind verfügbar. Zusätzlich werden verschiedene etablierte
Unix-Funktionalitäten wie /etc/fstab oder die Utmp-Datenbank unterstützt.
Systemd hat ein minimales Transaktionssystem: Falls eine Unit zum Start oder Herunterfahren aufgefordert
wird, wird sie sich und alle Abhängigkeiten zu einer temporären Transaktion hinzufügen. Es wird dann
nachweisen, dass die Transaktion konsistent ist (d.h. ob die Ordnung aller Units frei von Zyklen ist).
Sollte dies nicht der Fall sein, wird Systemd versuchen, sie zu korrigieren und entfernt alle
unwesentlichen Aufträge aus der Transaktion, die die Schleife entfernen könnten. Auch versucht Systemd,
nicht wesentliche Aufträge in der Transaktion zu unterdrücken, die einen laufenden Dienst stoppen würden.
Schließlich wird überprüft, ob die Aufträge der Transaktion Aufträgen widersprechen, die bereits in die
Warteschlange eingereiht wurden, optional wird dann die Transaktion abgebrochen. Falls alles passt und
die Transaktion konsistent in ihren Auswirkungen minimiert ist, wird sie mit bereits wartenden Aufträgen
zusammengeführt und zu der Ausführungswarteschlange hinzugefügt. Effektiv bedeutet dies, dass Systemd vor
der Ausführung einer angefragten Aktion überprüft, dass sie Sinn ergibt, sie falls möglich korrigiert und
nur fehlschlägt, falls es wirklich nicht funktionieren kann.
Beachten Sie, dass Transaktionen unabhängig vom Zustand einer Unit zur Laufzeit erstellt werden. Wird
daher beispielsweise ein Startauftrag für eine bereits gestartete Unit angefordert, wird er dennoch eine
Transaktion erstellen und alle inaktiven Abhängigkeiten aufwecken (und gemäß der definierten
Abhängigkeiten eine Weiterleitung zu anderen Aufträgen verursachen). Dies erfolgt, da der in die
Warteschlange eingereihte Auftrag zum Zeitpunkt der Ausführung mit dem Zustand der Ziel-Unit verglichen
und als erfolgreich und abgeschlossen markiert wird, wenn beide zutreffen. Allerdings zieht dieser
Auftrag auch andere Abhängigkeiten aufgrund der definierten Beziehungen herein und führt daher in unserem
Beispiel dazu, dass Start-Aufträge für jede dieser inaktiven Units auch in die Warteschlange eingereiht
werden.
Systemd enthält native Implementierungen verschiedener Programme, die als Teil des Systemstartprozesses
ausgeführt werden müssen. Beispielsweise setzt es den Rechnernamen und konfiguriert das
Loopback-Netzwerkgerät. Es richtet auch die verschiedenen API-Dateisysteme, wie /sys/ oder /proc/, ein
und hängt sie ein.
Für weitere Informationen über die Konzepte und Ideen hinter Systemd wird auf das Ursprüngliches
Designdokument[2] verwiesen.
Beachten Sie, dass einige, aber nicht alle, durch Systemd bereitgestellte Schnittstellen von der
Schnittstellenportierungs und -stabilitätszusage[3] abgedeckt sind.
Units können dynamisch zum Systemstartzeitpunkt und zum Systemverwalter-Neuladezeitpunkt erstellt werden,
beispielsweise basierend auf anderen Konfigurationsdateien oder auf von der Kernelbefehlszeile
übergebenen Parametern. Für Details siehe systemd.generator(7).
Das D-Bus-API von systemd wird in org.freedesktop.systemd1(5) und org.freedesktop.LogControl1(5)
beschrieben.
Systeme, die Systemd in einem Container oder in einer Initrd-Umgebung aufrufen, sollten die Spezifikation
Container-Schnittstelle[4] bzw. initrd-Schnittstelle[5] implementieren.
VERZEICHNISSE
System-Unit-Verzeichnisse
Der Systemd-Systemverwalter liest Unit-Konfigurationen aus verschiedenen Verzeichnissen. Pakete, die
Unit-Dateien installieren möchten, sollten sie in dem durch pkg-config systemd
--variable=systemdsystemunitdir zurückgelieferten Verzeichnis ablegen. Weitere geprüfte Verzeichnisse
sind /usr/local/lib/systemd/system und /lib/systemd/system. Benutzerkonfiguration hat immer Vorrang.
pkg-config systemd --variable=systemdsystemconfdir liefert den Pfad zu dem
Systemkonfigurationsverzeichnis. Pakete sollten den Inhalt dieser Verzeichnisse mit den Befehlen
enable und disable des Werkzeugs systemctl(1) verändern. Eine vollständige Auflistung von
Verzeichnissen wird in systemd.unit(5) bereitgestellt.
Benutzer-Unit-Verzeichnisse
Ähnliche Regeln gelten für die Benutzer-Unit-Verzeichnisse. Allerdings wird hier der
XDG-Basisverzeichnisspezifikation[6] zum Finden von Units gefolgt. Anwendungen sollten ihre
Unit-Dateien in dem durch pkg-config systemd --variable=systemduserunitdir zurückgelieferten
Verzeichnis ablegen. Globale Konfiguration erfolgt in dem durch pkg-config systemd
--variable=systemduserconfdir gemeldeten Verzeichnis. Die Befehle enable und disable des Werkzeugs
systemctl(1) können sowohl mit globaler (d.h. für alle Benutzer) als auch privater (für einen
Benutzer) Freigabe/Ausschaltung von Units umgehen. Eine vollständige Auflistung von Verzeichnissen
wird in systemd.unit(5) bereitgestellt.
SysV-Init-Skripte-Verzeichnis
Der Ort der SysV-Init-Skript-Verzeichnisse unterscheidet sich zwischen Distributionen. Falls Systemd
für den angefragten Dienst keine native Unit-Datei finden kann, wird es nach einem SysV-Init-Skript
des gleichen Namens (ohne die Endung .service) schauen.
SysV-Runlevel-Linksammelverzeichnis
Der Ort der SysV-Runlevel-Linksammelverzeichnisse unterscheidet sich zwischen Distributionen. Systemd
wird die Linksammlung berücksichtigen, wenn es bestimmt, ob ein Dienst freigegeben werden soll.
Beachten Sie, dass eine Dienste-Unit mit einer nativen Unit-Konfigurationsdatei nicht durch
Aktivierung in der SysV-Runlevel-Linksammlung gestartet werden kann.
SIGNALE
SIGTERM
Nach Empfang dieses Signals serialisiert der Systemd-Systemverwalter seinen Zustand, führt sich
selbst erneut aus und deseriealisiert den gespeicherten Zustand wieder. Dies ist größtenteils
äquivalent zu systemctl daemon-reexec.
Systemd-Benutzerverwalter werden die Unit exit.target starten, wenn dieses Signal empfangen wird.
Dies ist größtenteils äquivalent zu systemctl --user start exit.target
--job-mode=replace-irreversibly.
SIGINT
Nach Empfang dieses Signals wird der Systemverwalter die Unit ctrl-alt-del.target starten. Dies ist
größtenteils äquivalent zu systemctl start ctrl-alt-del.target --job-mode=replace-irreversibly. Falls
dieses Signal mehr als sieben Mal in zwei Sekunden empfangen wird, wird ein sofortiger Systemneustart
ausgelöst. Beachten Sie, dass Drücken von Strg+Alt+Entf auf der Konsole dieses Signal auslösen wird.
Hängt daher ein Neustart, ist das siebenmalige Drücken von Strg+Alt+Entf in zwei Sekunden eine
relativ sichere Art, einen sofortigen Neustart auszulösen.
Systemd-Benutzerverwalter behandeln dieses Signal auf die gleiche Art wie SIGTERM.
SIGWINCH
Wenn dieses Signal empfangen wird, startet der Systemd-Systemverwalter die Unit kbrequest.target.
Dies ist größtenteils äquivalent zu systemctl start kbrequest.target.
Dieses Signal wird von Systemd-Benutzerverwaltern ignoriert.
SIGPWR
Wenn dieses Signal empfangen wird, startet der Systemd-Systemverwalter die Unit sigpwr.target. Dies
ist größtenteils äquivalent zu systemctl start sigpwr.target.
SIGUSR1
Wenn dieses Signal empfangen wird, versucht der Systemd-Systemverwalter, sich erneut mit dem
D-Bus-Bus zu verbinden.
SIGUSR2
Wenn dieses Signal empfangen wird, protokolliert der Systemd-Systemverwalter seinen kompletten
Zustand in menschenlesbarer Form. Die protokollierten Daten sind identisch zu den von systemd-analyze
dump ausgegebenen.
SIGHUP
Lädt die komplette Daemon-Konfiguration neu. Dies ist größtenteils äquivalent zu systemctl
daemon-reload.
SIGRTMIN+0
Betritt den Standardmodus, startet die Unit default.target. Dies ist größtenteils äquivalent zu
systemctl isolate default.target.
SIGRTMIN+1
Betritt den Rettungsmodus, startet die Unit rescue.target. Dies ist größtenteils äquivalent zu
systemctl isolate rescue.target.
SIGRTMIN+2
Betritt den Notfallmodus, startet die Unit emergency.service. Dies ist größtenteils äquivalent zu
systemctl isolate emergency.service.
SIGRTMIN+3
Hält die Maschine an, startet die Unit halt.target. Dies ist größtenteils äquivalent zu systemctl
start halt.target --job-mode=replace-irreversibly.
SIGRTMIN+4
Schaltet die Maschine aus, startet die Unit poweroff.target. Dies ist größtenteils äquivalent zu
systemctl start poweroff.target --job-mode=replace-irreversibly.
SIGRTMIN+5
Startet die Maschine neu, startet die Unit reboot.target. Dies ist größtenteils äquivalent zu
systemctl start reboot.target --job-mode=replace-irreversibly.
SIGRTMIN+6
Startet die Maschine mittels kexec neu, startet die Unit kexec.target. Dies ist größtenteils
äquivalent zu systemctl start kexec.target --job-mode=replace-irreversibly.
SIGRTMIN+13
Hält die Maschine sofort an.
SIGRTMIN+14
Schaltet die Maschine sofort aus.
SIGRTMIN+15
Startet die Maschine sofort neu.
SIGRTMIN+16
Startet die Maschine sofort mit kexec neu.
SIGRTMIN+20
Aktiviert die Anzeige von Statusmeldungen auf der Konsole, wie dies mit systemd.show_status=1 auf der
Kernelbefehlszeile gesteuert wird.
SIGRTMIN+21
Deaktiviert die Anzeige von Statusmeldungen auf der Konsole, wie dies mit systemd.show_status=0 auf
der Kernelbefehlszeile gesteuert wird.
SIGRTMIN+22
Setzt die Protokollierstufe des Diensteverwalters auf »debug«, in einer Art, die äquivalent zu
systemd.log_level=debug auf der Kernelbefehlszeile ist.
SIGRTMIN+23
Stellt die Protokollierstufe wieder auf ihren konfigurierten Wert her. Der konfigurierte Wert wird,
in dieser Prioritätsreihenfolge, von dem mit systemd.log-level= auf der Kernelbefehlszeile
angegebenen Wert oder dem mit LogLevel= in der Konfigurationsdatei angegebenen Wert oder dem
eingebauten Wert »info« abgeleitet.
SIGRTMIN+24
Verlässt den Verwalter sofort (nur für --user-Instanzen verfügbar).
SIGRTMIN+25
Nach Empfang dieses Signals führt der Systemd-Systemverwalter sich selbst erneut aus. Dies ist
größtenteils äquivalent zu systemctl daemon-reexec, außer dass es asynchron erfolgt.
Der Systemd Systemverwalter behandelt dieses Signal auf die gleiche Art wie SIGTERM.
SIGRTMIN+26
Stellt das Protokollierziel wieder auf seinen konfigurierten Wert her. Der konfigurierte Wert wird,
in dieser Prioritätsreihenfolge, von dem mit systemd.log-target= auf der Kernelbefehlszeile
angegebenen Wert oder dem mit LogTarget= in der Konfigurationsdatei angegebenen Wert oder dem
eingebauten Wert abgeleitet.
SIGRTMIN+27, SIGRTMIN+28
Setzt das Protokollierziel auf »console« bei SIGRTMIN+27 (oder »kmsg« bei SIGRTMIN+28), in einer Art
äquivalent zu systemd.log_target=console (oder systemd.log_target=kmsg bei SIGRTMIN+28) auf der
Kernelbefehlszeile.
UMGEBUNGSVARIABLEN
Der Umgebungsblock für den Systemverwalter wird anfänglich vom Kernel gesetzt. (Insbesondere werden
»Schlüssel=Wert«-Zuweisungen auf der Kernelbefehlszeile als Umgebungsvariablen für PID 1
zurückgeliefert). Für den Benutzerverwalter setzt der Systemverwalter den Umgebungsblock, wie im
Abschnitt »Umgebungsvariablen in erzeugten Prozessen« von systemd.exec(5) beschrieben. Die Einstellung
DefaultEnvironment= im Systemverwalter gilt für alle Dienste, einschließlich user@.service. Mittels der
Einstellungen Environment= und EnvironmentFile= für user@.service können zusätzliche Einträge (wie bei
jedem anderen Dienst auch) konfiguriert werden (siehe systemd.exec(5)). Es können auch zusätzliche
Umgebungsvariablen mittels der Einstellung ManagerEnvironment= in systemd-system.conf(5) und
systemd-user.conf(5) gesetzt werden.
Einige der von systemd verstandenen Variablen:
$SYSTEMD_LOG_LEVEL
Die maximale Protokollierstufe ausgesandter Nachrichten (Nachrichten mit einer höheren
Protokollierstufe, d.h. weniger wichtige, werden unterdrückt). Sie muss (in absteigender Reihenfolge)
entweder alert, crit, err, warning, notice, info, debug oder eine Ganzzahl im Bereich 0…7 sein. Siehe
syslog(3) für weitere Informationen.
Dies kann mit --log-level= außer Kraft gesetzt werden.
$SYSTEMD_LOG_COLOR
Ein logischer Wert. Falls wahr, werden auf das TTY geschriebene Nachrichten gemäß ihrer Priorität
eingefärbt.
Dies kann mit --log-color= außer Kraft gesetzt werden.
$SYSTEMD_LOG_TIME
Ein logischer Wert. Falls wahr, wird den Protokollnachrichten der Konsole ein Zeitstempel
vorangestellt.
Dies kann mit --log-time= außer Kraft gesetzt werden.
$SYSTEMD_LOG_LOCATION
Ein logischer Wert. Falls wahr, wird den Protokollnachrichten ein Dateinamen und eine Zeilenummer in
dem Quellcode, aus dem die Nachrichten stammen, vorangestellt.
Dies kann mit --log-location= außer Kraft gesetzt werden.
$SYSTEMD_LOG_TID
Ein logischer Wert. Falls wahr, wird den Nachrichten die aktuelle numerische Thread-Kennung (TID)
vorangestellt.
$SYSTEMD_LOG_TARGET
Das Ziel für Protokolliernachrichten. Entweder console (auf das angehängte TTY protokollieren),
console-prefixed (auf das angehängte TTY protokollieren, aber die Protokollierstufe und »Einrichtung«
voranstellen, siehe syslog(3)), kmsg (in den zirkulären Kernel-Protokollpuffer protokollieren),
journal (in das Journal protokollieren (journal-or-kmsg (in das Journal protokollieren, falls
verfügbar, und andernfalls nach Kmsg), auto (das geeignete Protokollierziel automatisch ermitteln,
die Vorgabe) oder null (die Protokollierung deaktivieren).
Dies kann mit --log-target= außer Kraft gesetzt werden.
$XDG_CONFIG_HOME, $XDG_CONFIG_DIRS, $XDG_DATA_HOME, $XDG_DATA_DIRS
Der Systemd-Benutzerverwalter verwendet diese Variablen in Übereinstimmung mit der
XDG-Basisverzeichnisspezifikation[6], um seine Konfiguration zu finden.
$SYSTEMD_UNIT_PATH, $SYSTEMD_GENERATOR_PATH, $SYSTEMD_ENVIRONMENT_GENERATOR_PATH
Steuert, wo Systemd nach Unit-Dateien und Generatoren schaut.
Diese Variablen können eine Liste von Pfaden, getrennt durch Doppelpunkte (»:«), enthalten. Ist dies
gesetzt und endet mit der leeren Komponente (»…:«), wird diese Liste der normalen Gruppe an Pfaden
vorangestellt. Andernfalls ersetzt die angegebene Liste die normale Gruppe an Pfaden.
$SYSTEMD_PAGER
Zu verwendendes Textanzeigeprogramm, wenn --no-pager nicht angegeben ist; setzt $PAGER außer Kraft.
Falls weder $SYSTEMD_PAGER noch $PAGER gesetzt sind, wird eine Reihe wohlbekannter
Textanzeigeprogrammimplementierungen der Reihe nach ausprobiert, einschließlich less(1) und more(1),
bis eines gefunden wird. Falls keine Textanzeigeprogrammimplementierung gefunden wird, wird keines
aufgerufen. Setzen der Umgebungsvariablen auf die leere Zeichenkette oder den Wert »cat« ist
äquivalent zur Übergabe von --no-pager.
$SYSTEMD_LESS
Setzt die an less übergebenen Optionen (standardmäßig »FRSXMK«) außer Kraft.
Benutzer könnten insbesondere zwei Optionen ändern wollen:
K
Diese Option weist das Textanzeigeprogramm an, sich sofort beim Druck von Strg-C zu beenden. Um
less die Handhabung von Strg-C selbst zum Umschalten auf die Eingabeaufforderung zu erlauben,
setzen Sie diese Option zurück.
Falls der Wert von $SYSTEMD_LESS kein »K« enthält und less das aufgerufene Textanzeigeprogramm
ist, wird Strg+C durch das Programm ignoriert und muss durch das Textanzeigeprogramm selbst
gehandhabt werden.
X
Diese Option weist das Textanzeigeprogramm an, keine Termcap-Initialisierungs- und
-Deinitalisierungszeichenketten an das Terminal zu senden. Dies ist standardmäßig gesetzt, damit
die Darstellung von Befehlen selbst nach dem Beenden des Textanzeigeprogramms sichtbar bleibt.
Allerdings stehen dadurch einige Funktionen des Textanzeigeprogramms nicht zur Verfügung;
insbesondere ist das Scrollen in der Ausgabe mit der Maus nicht möglich.
Siehe less(1) für weitere Ausführungen.
$SYSTEMD_LESSCHARSET
Setzt den an less zu übergebenden Zeichensatz (standardmäßig »utf-8«, falls das aufrufende Terminal
als UTF-8-kompatibel erkannt wurde) außer Kraft.
$SYSTEMD_PAGERSECURE
Akzeptiert einen logischen Wert. Wenn wahr, wird der »sichere« Modus des Seitenanzeigeprogramms
verwandt, falls falsch, wird dieser deaktiviert. Falls $SYSTEMD_PAGERSECURE überhaupt nicht gesetzt
ist, dann wird der sichere Modus aktiviert, falls die effektive Kennung nicht identisch zu dem
Eigentümer der Anmeldesitzung ist, siehe geteuid(2) und sd_pid_get_owner_uid(3). Im sicheren Modus
wird LESSSECURE=1 beim Aufruf des Seitenanzeigeprogramms gesetzt und das Seitenanzeigeprogramm muss
Befehle deaktivieren, die neue Dateien öffnen oder erstellen oder die einen neuen Unterprozess
starten. Falls $SYSTEMD_PAGERSECURE überhaupt nicht gesetzt ist, werden Seitenanzeigeprogramme, bei
denen unbekannt ist, ob sie einen sicheren Modus implementieren, nicht verwandt. (Derzeit
implementiert nur less(1) einen sicheren Modus.)
Hinweis: Wenn Befehle mit erhöhten Rechten ausgeführt werden, beispielsweise mittels sudo(8) oder
pkexec(1), muss Vorsicht walten gelassen werden, um sicherzustellen, dass keine ungeplanten
interaktiven Funktionalitäten aktiviert werden. Der »sichere« Modus für das Seitenanzeigeprogramm
kann wie oben beschrieben automatisch aktiviert werden. Durch Setzen von SYSTEMD_PAGERSECURE=0 oder
durch Nichtenfernen dieser Einstellung aus der ererbten Umgebung wird es dem Benutzer ermöglicht,
beliebige Befehle auszuführen. Beachten Sie, dass auch $SYSTEMD_PAGERSECURE gesetzt werden muss,
falls die Variablen $SYSTEMD_PAGER oder $PAGER berücksichtigt werden sollen. Es kann sinnvoll sein,
stattdessen den Seitenanzeiger komplett mit --no-pager zu deaktivieren.
$SYSTEMD_COLORS
Akzeptiert ein logisches Argument. Wenn wahr, werden systemd und verwandte Hilfswerkzeuge Farben in
ihrer Ausgabe verwenden, andernfalls wird die Ausgabe einfarbig sein. Zusätzlich kann die Variable
eine der folgenden besonderen Werte annehmen: »16«, »256«, um die Verwendung von Farbe auf die
grundlegenden 16 bzw. 256 ANSI-Farben zu beschränken. Dies kann festgelegt werden, um die auf $TERM
und der vorliegenden Verbindung der Konsole basierende automatische Entscheidung außer Kraft zu
setzen.
$SYSTEMD_URLIFY
Dies muss ein logischer Wert sein. Er steuert, ob anklickbare Links für Terminal-Emulatoren, die dies
unterstützen, erstellt werden sollen. Dies kann angegeben werden, um die Entscheidung, die systemd
basierend auf $TERM und anderen Bedingungen trifft, außer Kraft zu setzen.
$LISTEN_PID, $LISTEN_FDS, $LISTEN_FDNAMES
Wird durch Systemd für überwachte Prozesse während Socket-basierter Aktivierung gesetzt. Siehe
sd_listen_fds(3) für weitere Informationen.
$NOTIFY_SOCKET
Wird durch Systemd für überwachte Prozesse für Status- und Hochfahrabschlussbenachrichtigungen
gesetzt. Siehe sd_notify(3) für weitere Informationen.
Für weitere Umgebungsvariablen, die von Systemd und seinen verschiedenen Komponenten verstanden werden,
siehe Bekannte Umgebungsvariablen[7].
KERNEL-BEFEHLSZEILE
Bei der Ausführung als Systeminstanz wertet Systemd eine Reihe von nachfolgend aufgeführten Optionen aus.
Sie können als Kernelbefehlszeilenargumente[8] oder durch die EFI-Variable »SystemdOptions« (auf
EFI-Systemen) angegeben werden. Die Kernelbefehlszeile hat eine höhere Priorität. Folgende Variablen
werden interpretiert:
systemd.unit=, rd.systemd.unit=
Setzt die beim Systemstart zu aktivierende Unit außer Kraft. Standardmäßig default.target. Dies kann
temporär zum Starten in eine andere Systemstart-Unit verwandt werden, beispielsweise rescue.target
oder emergency.service. Siehe systemd.special(7) für Details über diese Units. Wird der Option »rd.«
vorangestellt, dann wird sie nur in der anfänglichen RAM-Platte (Initrd) berücksichtigt, während die
Option ohne diese Zeichenkette am Anfang nur im Hauptsystem berücksichtigt wird.
systemd.dump_core
Akzeptiert ein logisches Argument oder aktiviert die Option, falls ohne Argument angegeben. Falls
aktiviert, wird der Systemverwalter (PID 1) einen Speicherauszug schreiben, wenn er abstürzt.
Andernfalls wird kein Speicherauszug erstellt. Standardmäßig aktiviert.
systemd.crash_chvt
Akzeptiert eine positive Ganzzahl oder ein logisches Argument. Kann auch ohne Argument angegeben
werden; dies hat den gleichen Effekt wie ein positiver logischer Wert. Falls eine positive Ganzzahl
(im Bereich 1…63) angegeben ist, wird der Systemverwalter (PID 1) die angegebene Anzahl an virtuellen
Terminals erstellen, wenn er abstürzt. Standardmäßig deaktiviert, was bedeutet, dass dies nicht
versucht wird. Falls auf aktiviert gesetzt, wird stattdessen das virtuelle Terminal, auf den die
Kernelnachrichten geschrieben werden, verwandt.
systemd.crash_shell
Akzeptiert ein logisches Argument oder aktiviert die Option, falls ohne Argument angegeben. Falls
aktiviert, wird der Systemverwalter (PID 1) nach einer Verzögerung von 10 Sekunden eine Shell
starten, wenn er abstürzt. Andernfalls wird keine Shell gestartet. Aus Sicherheitsgründen
standardmäßig deaktiviert, da die Shell nicht durch Passwortauthentifizierung geschützt ist.
systemd.crash_reboot
Akzeptiert ein logisches Argument oder aktiviert die Option, falls ohne Argument angegeben. Falls
aktiviert, wird der Systemverwalter (PID 1) nach einer Verzögerung von 10 Sekunden die Maschine
neustarten, wenn er abstürzt. Andernfalls wird das System unbegrenzt hängen. Standardmäßig
deaktiviert, um eine Neustartschleife zu verhindern. Falls mit systemd.crash_shell kombiniert, wird
das System neu gestartet, nachdem die Shell sich beendet.
systemd.confirm_spawn
Akzeptiert ein logisches Argument oder einen Pfad zu einer virtuellen Konsole, auf der
Bestätigungsmeldungen ausgegeben werden sollen. Kann auch ohne Argument angegeben werden; dies hat
den gleichen Effekt wie ein positiver logischer Wert. Falls aktiviert, wird der Systemverwalter (PID
1) um Bestätigung bitten, wenn er einen Prozess mittels /dev/console startet. Falls ein Pfad oder
Konsolename (wie »ttyS0«) bereitgestellt wird, wird stattdessen die durch diesen Pfad angezeigte
virtuelle Konsole oder durch den übergebenen Namen beschriebene stattdessen verwandt. Standardmäßig
deaktiviert.
systemd.service_watchdogs=
Akzeptiert ein logisches Argument. Falls deaktiviert, werden alle Laufzeit-Watchdogs für Dienste
(WatchdogSec=) und Notfallaktionen (z.B. OnFailure= oder StartLimitAction=) durch den Systemverwalter
(PID 1) ignoriert, siehe systemd.service(5). Standardmäßig deaktiviert, d.h. Watchdogs und
Fehlschlagaktionen werden normal verarbeitet. Der Hardware-Watchdog ist durch diese Option nicht
betroffen.
systemd.show_status
Akzeptiert ein logisches Argument oder die Konstanten error und auto. Kann auch ohne Argument
angegeben werden; dies hat den gleichen Effekt wie ein positiver logischer Wert. Falls aktiviert,
wird der Systemverwalter (PID 1) auf der Konsole beim Systemstart knappe
Dienstestatusaktualisierungen anzeigen. Bei error werden nur Meldungen über Fehler angezeigt, der
Systemstart erfolgt ansonsten still. auto verhält sich wie false, bis es beim Systemstart zu
signifikanten Verzögerungen kommt. Standardmäßig aktiviert, außer quiet wird als
Kernelbefehlszeilenoption angegeben. In letzterem Fall ist die Vorgabe error. Ist dies angegeben,
setzt es die Konfigurationsdateioption ShowStatus= des Systemverwalters außer Kraft, siehe
systemd-system.conf(5).
systemd.status_unit_format=
Akzeptiert name, description oder combined als Wert. Falls name, wird der Diensteverwalter Unit-Namen
in Statusmeldungen verwenden. Falls combined, wird der Systemverwalter Unit-Namen und -Beschreibungen
in Statusmeldungen verwenden. Wenn angegeben, setzt dies die Konfigurationsoption StatusUnitFormat=
des Systemverwalters außer Kraft, siehe systemd-system.conf(5).
systemd.log_color, systemd.log_level=, systemd.log_location, systemd.log_target=, systemd.log_time,
systemd.log_tid
Steuert die Protokollausgabe, mit dem gleichen Effekt wie die oben beschriebenen Umgebungsvariablen
$SYSTEMD_LOG_COLOR, $SYSTEMD_LOG_LEVEL, $SYSTEMD_LOG_LOCATION, $SYSTEMD_LOG_TARGET, $SYSTEMD_LOG_TIME
und $SYSTEMD_LOG_TID. systemd.log_color, systemd.log_location, systemd.log_time und systemd.log_tid=
können ohne Argumente angegeben werden; dies hat den gleichen Effekt wie ein positiver logischer
Wert.
systemd.default_standard_output=, systemd.default_standard_error=
Steuert die Standardausgabe und Fehlerausgabe für alle Dienste und Sockets. D.h. steuert die Vorgabe
für StandardOutput= und StandardError= (siehe systemd.exec(5) für Details). Akzeptiert einen aus
inherit, null, tty, journal, journal+console, kmsg, kmsg+console. Falls kein Argument angegeben wird,
ist die Vorgabe für systemd.default-standard-output= journal und für systemd.default-standard-error=
inherit.
systemd.setenv=
Akzeptiert ein Zeichenkettenargument in der Form VARIABLE=WERT. Kann zum Setzen der
Standardumgebungsvariablen, die mit Fork erstellten Kindern hinzugefügt werden sollen, verwandt
werden. Kann mehr als einmal verwandt werden, um mehrere Variablen zu setzen.
systemd.machine_id=
Akzeptiert einen 32-Zeichen-Hexadezimalwert zum Setzen der Maschinenkennung. Hauptsächlich für den
Systemstart über das Netzwerk gedacht, bei dem die gleiche Maschinenkennung für jeden Systemstart
erwünscht ist.
systemd.unified_cgroup_hierarchy
Wird das ohne Argument oder mit einem wahren Argument angegeben, aktiviert dies die Verwendung der
vereinigten Cgroup-Hierarchie[9] (auch als cgroups-v2 bekannt). Wird es mit einem falschen Argument
angegeben, wird es auf hybride oder die komplette veraltete Cgroup-Hierarchie zurückfallen.
Falls diese Option nicht angegeben ist, wird das Standardverhalten während der Kompilierung (mit der
Meson-Option -Ddefault-hierarchy=) bestimmt. Falls der Kernel die vereinigte Cgroup-Hierarchie nicht
unterstützt, wird die alte Hierarchie verwandt, selbst wenn diese Option angegeben ist.
systemd.legacy_systemd_cgroup_controller
Wird wirksam, falls die komplette vereinigte Cgroup-Hierarchie nicht verwandt wird (siehe vorherige
Option). Deaktiviert die »hybride« Cgroup-Hierarchie (d.h. eines von Systemd verwandten
cgroups-v2-Baumes und der alten Cgroup-Hierarchie[10], für andere Controller auch als cgroups-v1
bekannt), falls ohne oder mit einem wahren Argument angegeben und erzwingt den vollständigen »alten«
Modus. Aktiviert die Verwendung der »hybriden« Hierarchie, falls mit einem falschen Argument
angegeben.
Falls diese Option nicht angegeben ist, wird das Standardverhalten während der Kompilierung (mit der
Meson-Option -Ddefault-hierarchy=) bestimmt. Falls der Kernel die vereinigte Cgroup-Hierarchie nicht
unterstützt, wird die alte Hierarchie verwandt, selbst wenn diese Option angegeben ist.
quiet
Schaltet Statusausgaben beim Systemstart aus, ähnlich wie dies systemd.show_status=no täte. Beachten
Sie, dass diese Option auch vom Kernel selbst gelesen wird und Kernelprotokollierungsausgaben
deaktiviert. Die Übergabe dieser Option schaltet daher die normale Ausgabe sowohl vom Systemverwalter
als auch dem Kernel aus.
debug
Schaltet den Fehlersuchmodus ein. Dies ist äquivalent zu systemd.log_level=debug. Beachten Sie, dass
diese Option auch vom Kernel selbst gelesen wird und die Kernel-Fehlersuchausgabe aktiviert. Die
Übergabe dieser Option schaltet daher die Fehlersuchausgabe sowohl vom Systemverwalter als auch des
Kernels ein.
emergency, rd.emergency, -b
Systemstart in den Notfallmodus. Dies ist zu systemd.unit=emergency.target bzw.
rd.systemd.unit=emergency.target äquivalent und wird aus Kompatibilitätsgründen und da es leichter zu
tippen ist, bereitgestellt.
rescue, rd.rescue, single, s, S, 1
Systemstart in den Rettungsmodus. Dies ist zu systemd.unit=rescue.target bzw.
rd.systemd.unit=rescue.target äquivalent und wird aus Kompatibilitätsgründen und da es leichter zu
tippen ist, bereitgestellt.
2, 3, 4, 5
Systemstart in den angegebenen veralteten SysV-Runlevel. Dies ist zu systemd.unit=runlevel2.target,
systemd.unit=runlevel3.target, systemd.unit=runlevel4.target bzw. systemd.unit=runlevel5.target
äquivalent und wird aus Kompatibilitätsgründen und da es leichter zu tippen ist, bereitgestellt.
locale.LANG=, locale.LANGUAGE=, locale.LC_CTYPE=, locale.LC_NUMERIC=, locale.LC_TIME=,
locale.LC_COLLATE=, locale.LC_MONETARY=, locale.LC_MESSAGES=, locale.LC_PAPER=, locale.LC_NAME=,
locale.LC_ADDRESS=, locale.LC_TELEPHONE=, locale.LC_MEASUREMENT=, locale.LC_IDENTIFICATION=
Setzt die zu verwendende System-Locale. Dies setzt die Einstellungen in /etc/locale.conf außer Kraft.
Für weitere Informationen siehe locale.conf(5) und locale(7).
Für weitere von Komponenten des Kernbetriebssystems verstandene Kernelbefehlszeilenparameter siehe
kernel-command-line(7).
OPTIONEN
Systemd wird nur sehr selten direkt aufgerufen, da es früh gestartet wird und bereits läuft, wenn
Benutzer mit ihm interagieren. Normalerweise werden Werkzeuge wie systemctl(1) verwandt, um Befehle an
den Verwalter abzusetzen. Da systemd normalerweise nicht direkt aufgerufen wird, sind die nachfolgend
aufgeführten Optionen hauptsächlich zur Fehlersuche und für besondere Zwecke nützlich.
Optionen zur Selbstprüfung und Fehlersuche
Diese Optionen werden zum Testen und zur Selbstprüfung verwandt und systemd kann mit ihnen jederzeit
aufgerufen werden:
--dump-configuration-items
Gibt die verstandenen Unit-Konfigurationselemente aus. Diese Ausgabe ist eine knappe, aber komplette
Liste aller Konfigurationselemente in Unit-Definitionsdateien.
--dump-bus-properties
Gibt offengelegte Buseigenschaften aus. Diese Ausgabe ist eine knappe, aber komplette Liste von
Eigenschaften, die auf D-Bus offengelegt sind.
--test
Bestimmt die anfängliche Hochfahrtransaktion (d.h. die Liste der beim Hochfahren in die Warteschlange
eingereihten Aufträge), gibt sie aus und beendet sich, ohne tatsächlich irgend einen der bestimmten
Aufträge auszuführen. Diese Option ist nur zur Fehlersuche nützlich. Beachten Sie, dass während des
regulären Hochfahrens des Diensteverwalters Units, die von dieser Aktion nicht angezeigt werden,
gestartet werden könnten, da Hardware, Sockets, Busse oder andere Arten von Aktivierungen zusätzliche
Aufträge während der Ausführung der Transaktion hinzufügen könnnten. Verwenden Sie --system, um die
anfängliche Transaktion des Systemdiensteverwalters zu erbitten (was die implizite Vorgabe ist).
Kombinieren Sie mit --user, um stattdessen die anfängliche Transaktion für den benutzerbezogenen
Diensteverwalter zu erbitten.
--system, --user
Wählt aus, ob die anfängliche Transaktion für die Systeminstanz oder für die benutzerbezogene Instanz
berechnet werden soll, wenn zusammen mit --test verwandt. Diese Option hat keine Wirkung ohne --test,
da während des regulären (d.h. ohne --test) Aufrufs der Diensteverwalter automatisch erkennen wird,
ob er im System- oder benutzerbezogenen Modus agieren soll, indem er prüft, ob die PID, unter der er
laufen soll, 1 ist oder nicht. Beachten Sie, dass das Starten und Betreiben eines Systems, bei dem
der Systemverwalter im Modus --system aber mit einer von 1 verschiedenen PID läuft, nicht unterstützt
wird.
-h, --help
Zeigt einen kurzen Hilfetext an und beendet das Programm.
--version
Zeigt eine kurze Versionszeichenkette an und beendet das Programm.
Optionen, die Kernelbefehlszeileneinstellungen duplizieren
Diese Optionen entsprechen direkt den oben unter »Kernel-Befehlszeile« aufgeführten Optionen. Beide
Formen können gleichwertig für den Systemverwalter verwandt werden, aber es wird empfohlen, in diesem
Zusammenhang die oben aufgeführten Formen einzusetzen, da ihnen ein korrekter Namensraum zugewiesen ist.
Wenn eine Option sowohl auf der Kernelbefehlszeile als auch als normales Befehlszeilenargument angegeben
ist, hat letztere höheren Vorrang.
Wird systemd als Benutzerverwalter eingesetzt, wird die Kernelbefehlzeile ignoriert und nur die
beschriebenen Optionen werden verstanden. Da systemd normalerweise durch den Dienst user@.service(5) in
diesem Modus gestartet wird und der Dienst von allen Benutzer gemeinsam verwandt wird, kann es bequemer
sein, die Konfigurationsdatei oder Umgebungsvariablen zu verwenden, um Einstellungen zu verändern (siehe
systemd-user.conf(5)). Siehe den obigen Abschnitt »Umgebungsvariablen« für eine Diskussion, wie der
Umgebungsblock gesetzt wird.
--unit=
Setzt die beim Starten zu aktivierende Vorgabe-Unit. Falls nicht angegeben, ist die Vorgabe
default.target. Siehe systemd.unit= weiter oben.
--dump-core
Beim Absturz Kernspeicherabzüge aktivieren. Dieser Schalter hat beim Betrieb als Benutzerinstanz
keinen Effekt. Identisch zu systemd.dump_core= weiter oben.
--crash-vt=VT
Beim Absturz auf eine bestimmte virtuelle Konsole (VT) umschalten. Dieser Schalter hat beim Betrieb
als Benutzerinstanz keine Wirkung. Identisch zu systemd.crash_chvt= oben (beachten Sie aber die
andere Schreibweise).
--crash-shell
Führt beim Systemabsturz eine Shell aus. Dieser Schalter hat beim Betrieb als Benutzerinstanz keinen
Effekt. Siehe systemd.crash_shell= weiter oben.
--crash-reboot
Beim Systemabsturz automatisch das System neustarten. Dieser Schalter hat beim Betrieb als
Benutzerinstanz keinen Effekt. Siehe systemd.crash_reboot weiter oben.
--confirm-spawn
Beim Öffnen von Prozessen um Bestätigung bitten. Dieser Schalter hat beim Betrieb als Benutzerinstanz
keinen Effekt. Siehe systemd.confirm_spawn weiter oben.
--show-status
Zeigt knappe Unit-Statusinformationen während des Hochfahrens und Herunterfahrens auf der Konsole.
Siehe systemd.show_status oben.
--log-color
Hebt wichtige Protokollmeldungen hervor. Siehe systemd.log_color oben.
--log-level=
Setzt Protokollierstufe. Siehe systemd.log_level weiter oben.
--log-location
Schließt den Ort im Code in Protokollmeldungen ein. Siehe systemd.log_location oben.
--log-target=
Setzt Protokollierziel. Siehe systemd.log_target weiter oben.
--log-time=
Stellt Nachrichten der Konsole einen Zeitstempel voran. Siehe systemd.log_time weiter oben.
--machine-id=
Setzt die auf der Festplatte gesetzte Maschinenkennung außer Kraft. Siehe systemd.machine_id= oben.
--service-watchdogs
Global alle Dienste-Watchdog-Zeitüberschreitungen und Notfallaktionen aktivieren/deaktivieren. Siehe
systemd.service_watchdogs weiter oben.
--default-standard-output=, --default-standard-error=
Setzt die Vorgabe-Standardausgabe und -Fehlerausgabe für alle Dienste bzw. Sockets. Siehe
systemd.default_standard_output= und systemd.default_standard_error= oben.
SOCKETS UND FIFOS
/run/systemd/notify
Daemon-Statusbenachrichtigungs-Socket. Dies ist ein AF_UNIX-Datagram-Socket, das zur Implementierung
der Benachrichtigungslogik des Daemons mit sd_notify(3) verwandt wird.
/run/systemd/private
Wird intern als Kommunikationskanal zwischen systemctl(1) und dem Systemd-Prozess verwandt. Dies ist
ein AF_UNIX-Stream-Socket. Diese Schnittstelle ist für Systemd privat und sollte in externen
Projekten nicht verwandt werden.
/dev/initctl
Eingeschränkte Kompatibilitätsunterstützung für SysV-Client-Schnittstellen, wie sie von der Unit
systemd-initctl.service implementiert wird. Dies ist eine benannte Pipe im Dateisystem. Diese
Schnittstelle ist veraltet und sollte in neuen Anwendungen nicht verwandt werden.
SIEHE AUCH
Die Systemd-Homepage[11], systemd-system.conf(5), locale.conf(5), systemctl(1), journalctl(1),
systemd-notify(1), daemon(7), sd-daemon(3), org.freedesktop.systemd1(5), systemd.unit(5),
systemd.special(7), pkg-config(1), kernel-command-line(7), bootup(7), systemd.directives(7)
ANMERKUNGEN
1. cgroups.txt
https://www.kernel.org/doc/Documentation/cgroup-v1/cgroups.txt
2. Ursprüngliches Designdokument
http://0pointer.de/blog/projects/systemd.html
3. Schnittstellenportabilitäts- und -stabilitätszusage
https://systemd.io/PORTABILITY_AND_STABILITY/
4. Container-Schnittstelle
https://systemd.io/CONTAINER_INTERFACE
5. Initrd-Schnittstelle
https://systemd.io/INITRD_INTERFACE/
6. XDG-Basisverzeichnisspezifikation
http://standards.freedesktop.org/basedir-spec/basedir-spec-latest.html
7. Bekannte Umgebungsvariablen
https://systemd.io/ENVIRONMENT
8. Falls innerhalb eines Linux-Containers ausgeführt, können diese Argumente als Befehlszeilenargumente
an Systemd selbst übergeben werden, neben allen anderen Befehlszeilenoptionen, die in dem obigen
Abschnitt »Optionen« aufgeführt sind. Falls außerhalb von Linux-Containern ausgeführt, werden diese
Argumente stattdessen aus /proc/cmdline ausgewertet.
9. Vereinigte Cgroup-Hierarchie
https://www.kernel.org/doc/html/latest/admin-guide/cgroup-v2.html
10. Alte Cgroup-Hierarchie
https://www.kernel.org/doc/Documentation/cgroup-v1/
11. Systemd-Homepage
https://www.freedesktop.org/wiki/Software/systemd/
ÜBERSETZUNG
Die deutsche Übersetzung dieser Handbuchseite wurde von Helge Kreutzmann <debian@helgefjell.de> erstellt.
Diese Übersetzung ist Freie Dokumentation; lesen Sie die GNU General Public License Version 3 oder neuer
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systemd 250 SYSTEMD(1)